Kapitel 9 -Eskaliertes Date-

467 19 0
                                    

Der merkwürdige Mann lief an uns vorbei. Sein Blick durchbohrte meine Wirbelsäule, dass es beinahe Schmerzen verursachte. Selten schüchterten Männer mich ein, abgesehen bei Cem, aber bei ihm fühlte es sich anders an. Wobei es sich bei dem anderen Typ unangenehm anfühlte. Cem bemerkte meine Unsicherheit und sah mich entschuldigend an. Schnell sah ich weg, um auf andere Gedanken zu kommen, was nicht der Fall war.

Dieser Abend war jetzt schon ein desaster, ob es sich später ändert wird sich am Ende herausstellen. Aber meine Erwartungen kamen ganz anders.

Cem stand auf, richtete seinen Anzug und hielt mir seine Hand vor, die ich etwas zögernd annahm und daraufhin mich hin stellte. Ohne ein Wort führte er mich durch die Menge und flüsterte einem Kellner etwas zu, bevor wir raus gingen und die dunkle Nacht uns umhüllte. Wind peitschte mir ins Gesicht und eine merkbare Gänsehaut machte sich breit. Ich ließ mir meine Unsciherheit und mein erfrieren nicht anmerken.

Wir stiegen in sein Auto und dann fuhren wir los.

-

Wir fuhren an eine Lichtung vorbei und hielten da an. Nachdem er den Motor ausschaltete, seufzte er. "Entschuldige...Ich denke, du hälst mich jetzt für verrückt." Er grinste mich schief an und ich schüttelte meinen Kopf. "Ganz und gar nicht. Ich fühlte mich eh dort etwas unwohl..." Dann herrschte auch Funkstille. Keiner hatte vor es zu unterbrechen. Cem sah aus dem Fenster nachdenklich und ich ebenfalls.

"Ich fahre dich nach Hause.", bevor er seine Hand zum Zündschlüssel heben konnte, hielt ich ihn davon ab. "Warte..." Sein Blick wanderte zu meinen Lippen, um dann bei meinen Augen einen Halt zu machen. Er nickte. "Du hast Recht. Wir sollten uns nicht den Abend ruinieren lassen, aber ich denke es ist besser, wenn wir bis hier hin Schluss machen." Etwas enttäuscht nickte ich und senkte dann meinen Kopf, um mich auf meine Hände zu konzentrieren oder es so zumindest aussehen zu lassen.

Eigentlich hätte ich erwartet, dass wir den Abend genießen, etwas essen, reden und uns besser kennenlernen würden. Was sich dann später entwickelte war jetzt nicht an erster Stelle, ich wollte wissen, was das Ganze auf sich hatte. Normalerweise sollte ich diesen Mann hassen, anspucken und über ihn herfluchen, aber alles in mir wehrte sich dagegen ihm meinen Rücken zuzukehren. Ich wusste nicht, was ich für ihn empfand. Weder Hass, Spott noch Liebe. Es war als wüssten meine Emotionen sich nicht zu verteidigen. Als überlegten sie, was der nächste Schritt wäre oder welches Ziel sie anstreben wollten. Und ich war mitten drin gefangen und hoffte auf eine Leitung von meinen Gefühlen. Eine Zurechtweisung, irgendetwas in dieser Art, was mir endlich Klarheit verschaffte. Alles um mich herum schien bedeutunglos zu werden. Die Beschäftigung, was meine Gefühle nun wollten war mir schleierhaft und um so mehr wuchs das Verlangen nach einer Antwort. Ich wollte endlich wieder mein altes Leben zurück, den Gedanken an einem Mann oder einer Beziehung verwerfen. Den Kampf mit den Gefühlen nicht wagen, aber so trifft es jeden und vor allem mich. Ein ahnungsloses Mädchen, dass nicht wusste, was zutun war, wie sie handeln sollte oder gar sich wehren. Immer mehr Fragen häuften sich an, immer mehr Probleme kamen dazu, aber es fand sich weder eine Antwort noch eine Lösung und das war es, was mich beschäftigte. Ob ich nun damit klar kommen oder zerbrechen würde. Das machte mir unglaubliche Panik und das Schlimme daran war, ich hatte keine Ahnung, ob sich jemals alles wieder legen würde.

Ein Räuspern riss mich aus meinen Gedanken. Als ich aufschaute, aus dem Fenster, wurde mir bewusst, dass wir schon da waren vor Blairs Villa. Ohne darüber nachzudenken warf ich einen Blick zu Cem, der mich musterte. Ein Kloß bildete sich in meinem hals, den ich mit Mühe wieder runter schluckte.

"Danke fürs bringen...", murmelte ich und hoffte er hätte es mitbekommen. den es zu wiederholen wäre in dieser jetzigen Situation schwierig. "Keine Ursache.", kam es von ihm und mein schnelles Herzklopfen widerlegte sich. Bevor ich aussteigen konnte umklammerte er mein Handgelenk und zog mich auf den Sitz neben ihm.

Meine Atmung versagte beinahe wegen dieser Berührung und seiner Nähe. Mein Herz nahm wieder das bekannte nervöse klopfen an und mein Kopf versuchte sich Klarheit zu verschaffen.

"Hör zu; wenn dich jemand etwas ausfragen sollte über mich oder derjenige dir merkwürdig vorkommt, ruf mich an!", ermahnte er mich.

Wütend riss ich ihn meine Hand weg und mit einem Knall fiel die Autotür zu.

Innerlich hatte ich gehofft, dass er vielleicht sagen würde, wir sollten das alles nochmal nachholen, oder sich entschuldigte für das heutige Verhalten, oder dass er sich bei mir melden würde. Nein, stattdessen warnt er mich wegen etwas dummen, von dem ich nicht mal einen Hauch Schimmer Ahnung hatte. Romantisch!

-

"Also darling, du willst mir jetzt erklären, dass ihr euch den Abend wegen einem unheimlichen Typen versauen lassen habt? Da wäre ich ja bei der Mission beim Kaken gescheiter gewesen, selbst wenn es um Essen geht."

Typich Blair. Sie übertrieb gerne mal und das öfters. Aber sie war meine Freundin und ich akzeptierte selbst die schlechten Seiten an ihr. Ihre verrückten Sprüche munterten mich manchmal auf, widerum waren sie idiotisch und nicht gerade einfallsreich.

"Blair....kannst du nicht wieder deine Kontakte spielen lassen.." Sie schüttelte entschlossen den Kopf.

"Wir sind hier nicht bei Cosmo und Wanda, wo dir jeder Wunsch von den Lippen abgelesen wird. DU musst dich dadrum kümmern und das allein regeln. Nur so baust du dir Mut auf und Hoffnungen."

Auf der einen Seite hatte sie Recht. Nur so konnte ich lernen allein klar zu kommen und nicht jedes mal auf ihre 'ach-so-tollen-Kontakte' angewiesen zu sein. Ich musste versuchen alleine alles hinzubiegen. Naja, nicht alles, aber wenigstens das Meiste davon und Blair würde mir helfen. Doch der Nachteil war, dass ich keinen blassen Schimmer hatte wie ich das angehen sollte. Schließlich sprachen wir hier von Cem, den Cem, deren Aura mich so verrückt machte und ich mich am Liebsten dafür zerfetzen würde.

Mein nächster Gedanke war, den ersten Schritt selbst zu machen...ich musste zu ihm mal einen Besuch abstatten und versuchen ein neues Date zu arrangieren!

So wie es das Schicksal wollteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt