Kapitel 8 -Der unbekannte Mann-

476 20 0
                                    

Unangenehme Stille herrschte im Auto. Niemand wagte etwas zu sagen oder es lag daran, weil niemand etwas zu sagen hatte. Die Bedrückende Stille macht mich noch nervöser und zugleich verrückt. Meine Finger verhackten sich ineinander und begannen zu schwitzen. Wenn hier bald nichts passieren würde, dann konnte ich niemanden versichern, dass ich gleich keinen Nervenzusammenbruch bekam. Verdammt nochmal, Cem sollte etwas sagen, irgendetwas, mir egal. Hauptsache ich fühlte mich nicht mehr so komisch. Konnte auch sein, dass er nicht gerne redete, oder darauf wartete, dass ich begann zu sprechen. Doch, was wäre mein Gesprächsthema mit ihm? Ich kannte ihn nicht mal richtig genug, um mit ihm über Dinge zu plaudern.

"Ich...ich finde dein Auto schick!" Ohne groß darüber nachzudenken, entsprang der Satz meinem Mund. Geschockt über diese dummen Worte, hätte ich mich gegen die nächst beliebige Wand geklatscht. Ich finde dein Auto schick? Im Ernst? Wie armselig klingt das?

"Danke. Ich fahre selten damit rum, weißt du." Ein Stein fiel mir vom Herzen. Cem schien doch meine Meinung zu interessieren, denn ich hatte in seinen Augen gesehen, wie er überrascht wirkte. "Warum? Ist es dir zu peinlich mit diesem Auto?" Und schon wieder hätte ich mich geohrfeigt. Wenn ich mal nervös war, gab ich nur Müll von mir ab.

Er lachte. Sein Lachen löste in mir das bekannte Kribbeln aus.

"Nein, aber es gibt wenige Anlässe wie diese hier." Er ging selten aus? Dann hatte er doch bestimmt One-Night-stands. "Ich habe auch selten One-night-stands.", beichtete er. "Du?" Er amüsierte sich über meine Verwunderung. "Ja, ich. Ich bin halt ein sehr beschäftigter Mann und ich finde, dass man nicht Frauen wie seine Unterwäsche wechseln sollte. Auch, wenn du es nicht glaubst, ich respektiere sie und würde sie in keinster Weise ausnutzen."

Also ging er aus Mitleid mit mir aus? War das alles nur eine Etappe, damit er sein schlechtes Gewissen stillen konnte? Dachte er, wenn er mit mir ausgehen würde, dass sich alles wieder legt und bein Alten wird? Nein, nicht mit mir!

"Das heißt..." Ich ließ meinen Satz unbeendet in der Luft. Cem schaute kurz zu mur und lächelte dann. "Nein. Ich gehe nicht mit dir aus, weil ich das muss. Ich gehe mit dir aus, weil ich dich interessant finde."

Im Fahrerspiegel konnte ich sehen, wie er mir zuzwinkerte und augenblicklich verfärbten sich meine Wangen rot und es wurde um zehn Grad heißer.

Noch nie in meinem ganzen Leben war ich rot geworden. Das kam sehr selten vor und ich wusste nicht mal, dass so was bei mir möglich sei. Schließlich traf man nicht alle Tage einen Mann, der dich entjungfert, verrückte Gefühle bei dir auslöst und dann dich nach einem Date fragt.

Warte mal! Hatte er nicht gesagt, er spielt nicht mit Frauen? Und warum ist das auf der Gala letztens mit uns passiert? Das konnte nicht einfach ein Ausrutscher gewesen sein. Wenn man bedenkt, dass Alkohol im Spiel war... Dieses Thema wollte ich verschonen. Ich wollte mir nicht unnötige Gedanken machen. Wir gingen aus und heute Nacht wird sich herausstellen, was nun passiert. Geheimnisse werden aufgedeckt und Fragen beantwortet. Also brauchte ich mir keine Sorgen machen. Leichter gesagt, als getan. Außerdem war mein Selbstbewusstsein zurzeit nicht da, damit ich mit ihm, ohne dass ich rot wurde, sprechen konnte. Diese Wirkung hatte noch kein Mann oder Junge in den vergangenen Jahren gehabt. Bei ihm war es anders. Er war anders, nicht wie die Meisten, die das Mädchen links liegen ließen nachdem sie das bekommen hatten, was sie wollten. Und das zählte zu den Eigenschaften von ihm, die mich faszinierten. Auch, wenn ich es ungern zugab, ich wollte mehr von ihm wissen. Von Minute zu Minute wurde er interessanter und zog mich an, sodass ich keine andere Wahl hatte und mich dieser Anziehung hingab. Aber der Gedanke an dieser Nacht, die mein Leben veränderte, machte es etwas erschwerlich, mich ihm komplett hinzugeben. Doch jeder hatte Seiten in sich, die sich nicht immer einig waren und so einem das Leben erschwerten.

"Da ich selten mit Mädchen ausgehe. Vorallem mit hübschen Frauen wie du.", Cem stoppte, um mir nocheinmal zuzuzwinkern und sorgte dafür, dass sich mein gesicht in eine Tomate verwandelte. "Habe ich mir überlegt in ein Restaurant zu fahren. Ich weiß, etwas langweilig, aber ich weiß leider nicht viel über dich und ich hoffe, dass sich das noch ändert." Ich nickte nur. Nicht imstande irgendetwas zu sagen. Mir war es egal, wohin wir fuhren, solange er die Kosten übernahm, war es in Ordnung. Okay, kleiner Scherz. Aber teure Restaurants waren etwas hoch für mein Budge. Auch, wenn mein Vater arbeitete, verdiente wir noch lange nicht so viel wie Cem, um uns das neuste zu leisten, aber genug, um für uns zu sorgen.

-

Wie üblich war es ein bekanntes Restaurant für Cem. Für mich nicht, da ich selten, eigentlich gar nicht, in solche Läden ausging. Viele ansehnliche, reiche Menschen waren zusehen, die miteinander plauderten und zwischendurch einen Bissen von ihrem Essen nahmen. Dieser Vorgang wiederholte sich mehrmals. Auf die Menschen wollte ich gar nicht mehr achten, da wir von einem Kellner zu unserem Tisch geführt wurden. Cem schob einen Stuhl nach hinten und deutete mit einer Geste mich zu setzen. Ich murmelte ein Danke und zog den Stuhl ran an den Tisch. Er setzte sich mir gegenüber, nahm die Speisekarte in die Hand, was ich ihm gleich tat.

Unzählige Gerichte reihten sich auf. Manche kamen mir bekannt oder neu vor. Mein Blick blieb bei einem Hähnchen hängen, dass umrandet von Salat wurde. Mit dem Finger zeigte ich dem Kellner, was ich wollte, da ich den Namen nicht aussprechen konnte. Dämlich starrte er mich an, aber nahm meine Bestellung auf.

"Und was wollen Sie bestellen?", der Kellner wandte sich zu Cem. "Das gleiche wie die junge Dame." "Kommt sofort." und dann verschwand er in Richtung Küche. Leider hatte ich vergessen, was zum trinken zu bestellen, aber so durstig war ich auch nicht.

Cems Augen glitten zu mir, sein Mund setzte an zum Reden, doch er schloss ihn und sein Blick verfinsterte sich daraufhin. Er fukosierte seinen Blick hinter mir. Augenblicklich drehte ich mich aus Neugier um und da erblickte ich einen Mann, der genauso grimmig zu uns sah. Wieder begann ich zu schwitzen und spielte mit meinen Fingern. Sein Anblick wirkte angsteinflößen mit seinen kurzen hellbraunen Haaren, den braunen Augen und der muskulösen Statur, die jedermann fürchtete. Sein schwarzer Anzug durfte natürlich nicht fehlen. Jetzt wurde mir bewusst, dass dieser Abend noch heiter werden konnte...

So wie es das Schicksal wollteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt