Ich ließ mich in einem einsamen Raum fallen, der wohl mal ein Büro gewesen war. Den es war noch Stuhl vor einem kaputten Fenster. Augenblicklich ließ ich mich da rein fallen und wollte meine Gedanken freien Lauf lassen, als ich eine wütende Stimme hinter mir vernahm "Was zur Hölle, hast du hier zu suchen?!" Cems Augen ruhten mit aller Wut auf mir und verlangten eine Antwort und zwar eine Gute. Was dachte er sich eigentlich?! Mich zu beschuldigen?! Er war doch derjenige gewesen, der einen Jungen zusammen geschlagen hatte. Nur wegen eines Kampfes. "Ach ja?! Diese Frage sollte ich dir stellen!", meine Tränen kullerten haufenweise und ließen mein Gesicht wie ein Meer voller Nässe wirken. Sofort haute er mit seiner Faust in die ohnehin schon kaputte Wand. Ängstlich zuckte ich zusammen. Ihn jedoch schien es wenig zu kümmern. "Du, hast dich nicht in meinen Angelegenheiten zu mischen! Warum saß eigentlich dieser Elyas neben dir?!", immer mehr Fragen stellte er mir. Er wollte, dass ich mich immer aus seinen Problemen raus hielt. Aber mischte sich in meine ein? Ich wollte mehr Worte er vor bringen, doch meine Stimme versagte. Sie versagte, weil mein zu schnell klopfendes Herz die Kontrolle über meinen Körper übernahm. "Rede!", brüllte er noch lauter, worauf hin ich am Liebsten geschrien hätte. Doch mein Mund blieb zu und meine Tränen sprachen für mich Bände. Seine unkontrollierbare Wut machte mir höllische Angst. Zum ersten Mal erlebte ich so einen Ausbruch von ihm. Ich hoffte, dass jemand da zwischen ging. Den ich musste zugeben, ich hatte Angst. Angst, dass er mir weh tut, mit seinen Worten wieder mal, mit seinen Fäusten, oder meinem Kind Schaden zufügte. "Cem, du machst mir Angst...", flüsterte ich fast leise. Innerlich hoffte ich, dass er es gehört hatte. Ich wollte mich nicht nochmals wiederholen, den es war schwer. Schwer etwas heraus zu quetschen, da sich meine Zunge schwer und taub an fühlte. Sein schneller Atem war das letzte, was ich zuhören bekam, bevor er ging und mich mal wieder heulend zurück ließ.
Die Tür stand offen und ein bekannter Junge, mit braunen Haaren und braunen Augen, schaute hinein. Und es war niemand anderes, als Elyas. Sofort schloss er die Tür und der Lärm von draußen kam nur noch gedämpft hinein. Stumm lehnte er sich gegen einen alten Schrank, neben der Tür. Durch sein Gewicht wackelte es ein bisschen und fast hatte ich die Sorge, dass es gleich zusammen bricht. "Alles gut?" Elyas Augen musterten mich und meine Augen erwiderten seinen Blick. Schmerzvoll verzog er seine Miene, als er die Trauer in meinen Augen erkannte. "Elyas, wieso war er hier?", meine Stimme war nur noch ein Hauch. Verständnislos sah er mich an. "E-er ist einfach ausgetickt...Ich habe ihn fast nicht mehr wieder erkannt... Diese Wut und diese Kälte... I-ich..", ich ließ den Satz unbeendet und mein Gesicht sackte in meinen Händen. "Ahlam..", eine tiefe, aber ruhige Stimme riss mich aus meiner Starre. Traurig blickte ich hoch und erblickte sein Augen vor meinen. Mitleid war darin zu erkennen. Was mich etwas zurück schrecken ließ. Nämlich bräuchte ich keinen Mitleid und schon gar nicht jemanden, der so tat als würde er mich verstehen. "El-", er unterbrach mich. Zwar sagte er keinen Mucks, aber Iris übernahm das Reden. Nach einigen Minuten regte er sich und strich mit seiner Hand, eine Strähne hinter meinem Ohr. Diese Geste war sanft, sodass ich mir wünschte, sie käme von Cem. Den bei ihm spürte ich dieses bekannte Kribbeln. Bei ihm fühlte ich, wie meine Augen lebendig wurden, wenn sie in seine blickten. Aber er stand nicht vor und berührte mich auch nicht. Unmerklich wollte ich seiner Geste entweichen, doch er ließ es nicht zu. Mit aller Kraft hielt er mich und seine braunen Augen blickten in meine Seele tiefer hinein. "Ahlam, du bist so ein tolles Mädchen. Lass dich nicht von ihn runter ziehen. Jedes Mal, wenn wir uns wieder sehen, bist du entweder nicht gut zu sprechen, oder verletzt. Langsam habe ich es satt, dass du dich zurück ziehst. Du kannst wann immer du willst mit deinen Problemen zu mir kommen...", murmelte Er. Sein Atem prallte gegen meine Haut. Sein Atem war wie Feuer für mich. Es brannte höllisch auf meiner Haut. Mit einem letzten Kuss auf meiner Wange stand er auf und lief hinaus.
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"Malik, ich will mich nur noch hinlegen. Also, wenn du nichts dagegen hast...", erschöpft befreite ich meinen erfrierenden Körper aus der Jacke und eine Hitze durchwühlte mich. Meine Augen schlossen sich kurz und genossen die Wärme, die von der Heizung aus gespendet wurde. "Erst wird geredet, dann kommt die Belohnung." Mein Bruder machte es sich auf der Couch bequem. Stöhnend ließ ich meinen Kopf in den Nacken fallen. Gerade als ich etwas erwidern wollte, schaute er mich ermandend an. Ohne Widerede lies ich mich sinken. Da ich wusste, was er hören wollte, begann ich mein Leid zu berichten. "Ich dachte, wir hätten das überwunden. Wir hätten es geschafft, aber das haben wir nicht, Malik." Nun schaute ich ihm in die Augen. Ich wollte, dass er sah, wie sehr ich litt. "Wir sind wieder am Anfang. Er hat so viele Dinge zu verbergen und er quält mich damit. Und das Schlimme, ich kenne ihn kaum und es scheint so, als wären wir ein altes Ehepaar, was sich immer in die Haare kriegt.", kurz stockte ich, um den dicken Kloß runter zu schlucken. "Ich hätte nicht zum Kampf mitkommen sollen...Du hättest Recht. Ich will das alles nicht mehr. Ich will nicht jedes Mal im Dunkeln tappen und hilflos nach einem Schulter suchen, der mich aufklärt. Den gibt es nämlich nicht, den das liegt ganz allein in seiner Hand...", ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte. Also zuckte ich niedergeschlagen mit den Schultern. Mein Bruder sah mein leiden und wenn er könnte, hätte er mir die schwere Last abgenommen und hätte sie mit sich getragen. Nur damit ich nicht mehr diese Problemen um mich herum hatte. So schön es aber wäre, wünschte ich diese Vorstellung keinem. Den niemand hat es verdient, das Leben zu führen, was ich führte.
Oft wünschten wir uns andere Probleme, als unsere. Oft beneideten wir diejenigen mit ihrer Last, weil es so einfach erschien. Sie gingen so locker damit um, dass man sich nicht sehnlicheres wünschte, als das. Und das war umgekehrt auch so. Sie wünschten sich unsere Problemen, weil es bei uns so einfach aussah. Aber nichts davon war einfach. Jeder hatte etwas mit sich zu tragen. Die Einen traf es schlimmer, die Anderen einfacher. "Ahlam. Du hast wirklich das Beste Leben verdient. Du hättest einen Mann verdient, der dich auf seinen Armen trägt. Den du bist etwas besonderes. Du hälst vieles durch und darauf bin ich stolz. Am Liebsten würde ich dieses Arschloch eine rein ballern. Aber dir zu Liebe, halte ich mich da zurück.", seine Worte zauberten ein kleines Lächeln auf mein Lippen. "Nimmt euch beide eure Zeit und lebt euch aus. Lernt neue Menschen kennen und entscheidet dann, was euer Herz euch zuflüstert." Dankend nickte ich ihm und nahm ihn kurz in meine Arme, bevor ich hoch ging und meine Erschöpfung den Kies ausmachte.
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So wie es das Schicksal wollte
RomanceZwei Menschen, aus zwei verschiedenen Kulturen. Zwei unterschiedliche Personen, aus unterschiedlichen Welten. Ahlam, ein junges Mädchen dessen Leben mit nur einer Nacht auf dem Kopf gestellt wird. Sie wird mit der Vergangenheit und den Feinden von C...