Kapitel 17 -Magersucht-

363 17 0
                                    

"Malik, bitte. Du verstehst das nicht!" Wütend zerrte er mich aus seinem Auto und ignorierte mein Protest. Sein Griff verstärkte sich, als ich stehen blieb. So schnell ich atmen konnte, sprang sein Kopf sofort zu mir und er blickte mich wutendbrannt an. Doch ich ließ mich davon nicht abhalten und versuchte es weiter. "Hör mir zu.." "Nein, Ahlam. Ich hab deine Lügen satt. Auch wenn unsere Eltern nichts wissen und sich um dich sorgen, hüpfst du mit einem Kerl ins Bett und lässt dich von ihm einsperren. Ist es wegen dem Geld, hm? Sag es mir!", drängte er mich. Beschämend senkte ich meinen Kopf. Er hatte mit allem Recht. Sein Zorn war mit gegenüber gerecht, den ich nutzte das Vertrauen meiner Eltern aus und es war eine Genugtuung, dass sie mir nicht den Kopf abhakten. Den das war ihr Gutes Recht.

Eigentlich hatte ich vor gehabt weiter draußen herum zu irren, vielleicht auf einer Bank zu übernachten und doch zerrte mich die Nagst, was Nachts für Typen rum liefen. Leider kam ich nicht dazu, den beim Telefonat mit Blair, nahm er mir das Handy weg, verstaute es in seine Jacke und packte mich, um mich dann in das Auto zu setzten. Dort verlief alles still, bis jetzt. Den jetzt standen wir vor das Haus meiner Eltern und ich wusste nicht, wie ich je wieder in ihre Augen blicken konnte. Mein Leben bestand für sie nur noch aus Lügen, aber wo vor ich mich am Meisten fürchtete war, dass sie es raus bekamen, den dann würde ich tatsächlich auf einer Bank schlafen müssen. Tränen keimten sich ihren Weg. Ich ließ alles raus, obwohl ich vorhatte sie zurück zu halten. Ein Schluchzer entfloh meiner Kehle hinab. Ich stützte mich an das Auto und ließ mich auf das kalte Stein fallen.

"Ahlam, ich weiß, dass er dich zu all dem gezwungen hat. Sag mir seine Adresse und ich erledige das..", seine Stimme nahm einen etwas zärtlicheren Ton als vorher. Ich blickte auf seine Schuhe und schüttelte meinen Kopf. "Du verstehst das nicht...", wiederholte ich und konzentrierte mich auf meine heißen Tränen, die meine Wange aufwärmten. "Dann erklär es mir.", bat er mich. Er war schon immer der sensibel, wenn ich am Weinen war und später war nichts mehr von seiner Wut übrig, aber meinem Bruder würde ich zurzeit alles zutrauen. Schließlich hatten wir Geschlechtsverkehr und dabei dachte er, dass es mir aufgezwungen wurde.

"Wir waren beide betrunken...",ab da brach meine Stimme ab und erneut verfiel ich in ein Heulkrampf. Es tat weh. Nicht nur meine Gliedmaßen, sondern auch meine Seele. Ich war erledigt und es dauerte nicht mehr lange, bis es soweit war wieder verletzt zu werden und ein Problem am Hals zu haben. Den was er noch nicht wusste war, dass ich schwanger bin. "Du hast getrunken...", stellte er gedankenverloren fest. "I-ich muss dir da noch was sagen..." Ohne meinen Blick zu heben, beichtete ich es ihm. "Ich trage in mir ein Kind..." Geschockt riss er seine Augen auf und ballte seine Hände zu Fäusten. Mit Schwung schlug er auf sein Auto ein. Ich zuckte vor Schreck zusammen. Diese Hormone machten mich zu schaffen, sie verschlimmerten alles nur noch mehr. Es war nicht genug, dass ich einen Kampf mit meinen Gefühlen führte, nein, dazu kam noch, dass sie verrückt spielten und jede Emotion austesteten.

"Verdammt!", brüllte er in den Regen hinein. Die Straßen waren leer, die Lichter ausgeschaltet und wir hier draußen. In der Hoffnung, dass meine Eltern nicht aus dem Fenster schauen, blickte ich dahin. Mein Zuhause, dass ich betrogen hatte und doch war es mir so fremd geworden..

Meine Gedanken wurden unterbrochen, den mein Bruder hob mich hoch un begleitete mich bis vor meiner Haustür. Das ich wahrscheinlich in Gefahr bin, verwarf ich. Ich war kaputt und brauchte Erholung. Ich konnte mit meinen Problemen, nicht Maliks Leben verschlimmern, der gerade die Haustür aufschloss, mich rein ließ und kurz daraufhin verschwand. Alleine irrte ich umher und zog meine Jacke. Ich konnte es nachvollziehen, dass er alleine, für sich sein wollte. Er wollte sich erstmal sammeln, bevor er unseren Eltern gegenüber trat. Wenn er es als Geheimnis behielt, machte es ihn genauso zu schaffen, wie mir. Innerlich hoffte ich, dass er sich nicht von mir abwendet, sondern zu mir steht, doch das alles waren nur Wünsche. Und meine Wunschliste wurde länger, seit dem ich Cem kannte, jedoch hoffte ich, dass er alle meine Wünsche überbrückt und mir zeigt, was es wirklich heißt, wenn ein Wunsch erfüllt wird..

-

Die Schlaflose Nacht war schrecklich. Meine Gedanken spuckten in jeder Ecke meines Kopfes herum und verunsicherten mich den je. Nicht nur, dass ich gleich meiner Familie gegenüber trete, sondern auch ihre Reaktion. Diesmal würde ich nicht lügen. Am Besten ist es, wenn ich mit der Wahrheit sofort heraus rücke. Je länger ich mit ihnen spiele, desto mehr tut es weh. Und wenn ich wollte, dass mein Leben sich aufgrund änderte, dann mit Beichten. Ab heute ist Schluss mit den Lügen.

Unten hörte ich meine Mutter und meinen Vater reden, im Wohnzimmer. Ich wusste nicht, ob Malik schon zuhause war, da ich nicht in seinem Zimmer vorbei geschaut hatte und wenn, dann würde er mich raus schicken, wegen gestern Abend. Nun musste ich mich meinen Ängsten stellen. Ich straffte meine Schultern und lief ohne einen weiteren Gedanken rein. Erst bemerkte mich meine Mutter, die glücklich meinen Vater auf mich hin wies. Er dagegen zeigte nur Kälte. Ich schluckte meinen Kloß hinunter und setzte mich vor ihnen. Meine Mutter wollte aufstehen und mich in eine Umarmung ziehen, doch ich hielt sie mit einer Geste davon ab.

"Mama, Papa, ich muss euch da was sagen...", murmelte ich und spielte mit meinen Fingern. In mir brodelte es nur so vor Nervosität und die Angst nahm ihren Lauf. Beide schauten mich nun besorgt an, die Erste Regung meines Vaters mir gegenüber. Aber es machte es nicht besser, eher schlimmer. Den ihre Blicke schüchterten mich ein und ließen mich ganz klein wirken. Tränen sammelten sich in meine Augen. Diesmal hielt ich sie zurück. Ich musste jetzt stark sein. Egal was es kostete.. "Ich..." "Ahlam, lass mich das übernehmen." Malik stand im Türrahmen und trat hinein. Sein Blick galt meinen Eltern, mich ignorierte er gekonnt. "Kann uns nun mal jemand aufklären, was das Ganze Theater hier soll?" Die Geduld von meinem Vater nagte sich dem Ende zu. Mein Bruder holte tief Luft und ich biss mir so fest ich konnte auf die Unterlippe, sodass ich den bitteren Geschmack spürte und sich ein Schmerz breit machte. "Ahlam war in einer Klinik für Magersüchtige. Ich wollte euch nichts davon sagen, weil ich nicht wollte, dass ihr euch unnötige Sorgen macht. Sie war für ein paar Tage dort, um sich etwas zu erholen."

Direkt spürte ich zwei Arme um mich, die mir Wärme spendeten. Ich spürte die Tränen meiner Mutter und ihre Hand, die durch meine Haare strich. "Du hast uns nichts davon gesagt!", schimpfte mein Vater und sah uns bedrohlich an. "Ibrahim, bitte nicht jetzt. Lass ihnen das durch gehen. Sie haben viel durch gemacht." Ich blendete die weiteren Gespräche aus. Ja, wir haben viel durchgemacht, da hatte sie nicht Unrecht.

So wie es das Schicksal wollteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt