Kapitel 20 -Der Kuss-

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Es dauerte nicht mehr lang und schon entdeckte ich ihren blond braunen Haarschopf. Ihre Miene war ernst, als sie auf mich zu steuerte. Mit einem Seufzer ließ sie sich neben mir nieder und ich konnte mir schon denken wie es gelaufen war. "Er ist unerreichbar..", murmelte sie und lehnte sich an die Bank. Das Gespräch hatte sie mit genommen und mich genau so. Sie in so einer Verfassung zu sehen trieb mir die Tränen in die Augen und vor allem, wegen Cem. Doch ich blinzelte sie weg. Es kam häufig zu Heulattacken, da ich seit dem ich ein Kind in mir trug, sich das ganze enorm verschlimmerte.

"Hat er irgendetwas Wichtiges gesagt...", erwartungsvoll sah ich sie an und hoffte, dass er keine verletztende Dinge sagte. "Er meinte, du kannst kommen, wann immer du willst. Aber das erklärt sein Verhalten nicht. Er ist so verschlossen und so schwer zu knacken. Er hat Angst..", schilderte mir Blair und es verbesserte nicht das traurige Schlagen in meiner Brust. "Aber wovor hat er Angst...", sagte ich eher zu mir selbst, als zu ihr. "Nicht akzeptiert zu werden.", schoss sie damit raus und mein Kopf schnellte zu ihr. "Aber das stimmt doch nicht, das würde ich niemals tun." Ich biss mir auf die Lippe, um die aufkeimenden Tränen zurück zuhalten. "Das hab ich auch gesagt, aber er hielt das Thema für beendet. Er will nicht von dir abgestoßen werden. Er ist zwar schwer zu knacken, aber ich bin mir sicher, dass du das schaffst, Ahlam.", ermutigte sie mich und erhob sich, richtete ihre Jacke und lächelte.

Ich würde jetzt etwas tun, was ich für Unmöglich hielt. Wovon mich mein Gehirn abhielt, aber mein Herz mich hinführte. Diesmal würde ich mich darauf verlassen. Koste es, was es wolle.

"Weißt du was, ich werde jetzt zu ihm gehen." Fest entschlossen reckte ich das Kinn in die Höhe und machte mich auf dem Weg zu Cem. Mit entging nicht der überraschende Blick meiner Freundin, aber auch nicht die Freude in ihren Augen. "Wir sehen uns später und viel Glück.", rief sie mir zu und ich winkte ihr grinsend zum Abschied.

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Da stand ich. Diesmal mit Selbstbewusstsein und Mut, dass ich von meinem Herz gespendet bekam. Ich strich mit meinen Fingern über den Namen Cem Akin und spürte das Prickeln in meinen Augen, während ich meine Augen schloss und ohne groß darüber nachzudenken klingelte ich und wartete. Es kam mir endlos lang vor, obwohl es nur Sekunden dauerte, bis ein Mann mit einem Handtuch und Oberkörperfrei vor mir stand. Dennoch ließ ich mich nicht davon abhalten rein zu maschieren und seinen komischen Blick zu ignorieren. Ich tat etwas, was ich bestimmt später bereuen würde, aber ich musste mir im Klaren sein. Ich war es mir selbst schuldig und allen anderen in meinem Umfeld, die drunter litten. Mir reichte es, ich wollte endlich wieder glücklich sein und das konnte ich nur, wenn ich den ersten Schritt tat.

Ich ließ keinen Platz zwischen uns. Mit klopfenden Herzen vereinte ich unsere Lippen und zu meinem Glück verschwanden meine Zweifel, als er den Kuss erwiderte. Seine großen Hände schlangen sich um meine Taille und drückten mich noch enger an seine nackte warme Brust, die meinen Körper erhitzte. Meine Lippen kribbelten und in mir platzte eine Bombe voller Gefühle. Mein Herz schenkte mir Klarheit, Klarheit was ich jetzt empfand. Und verdammt nochmal, es fühlte sich so gut an. Seine Lippen waren so weich, dass ich Angst hatte sie mit meinen zu zerstören. Unsere Münde harmonierten miteinander und wir konnten schwer ablassen, um Luft zu holen.

"Du schmeckst so gut..", raunte er mir in mein Ohr. Er wusste, wie er auf mir wirkte und tat es trotzdem immer und immer wieder. Meine Härchen stellten sich auf und die Gänsehaut blieb nicht aus. Ich kicherte wie ein Grundschulmädchen, aber ich fühlte mich so gut. "Ich gehe mich umziehen, damit ich dich nicht noch mehr verunsichere." Mein.armes.Herz. Sein Lachen drang tief in meine Ohren hinein und ließen es zu meiner Lieblingsmelodie werden. Seine Hände ließen ab und die Wärme verschwand mit ihnen. Etwas traurig schaute ich hinterher, aber nur weil seine Hände von mir abließen.

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Nachdem er sich umgezogen hatte, führte ich eine Besichtigungstour. Seit dem ich hier öfters war, hatte ich mich nie für seine Einrichtung interessiert. Doch jetzt wollte ich alles in Augenschein nehmen und fing mit seiner Küche an, die sowie alle anderen Möbel hier im Haus, die modern eingerichtet war und nur mit teueren Schnick Schnack überseht war. Die Küche wurde in grau Tönen gehalten. In der Mitte war ein großer Tisch hingestellt worden, um das fertige Essen darauf abzustellen. Drum herum, befanden sich Schränke ebenso wie ein großer Kühlschrank, der einen Eiswürfelspender besaß. Sein Wohnzimmer, wovon er übrigens noch weitere hier in der Villa besaß, war in einem schlichten Weinrot eingerichtet worden. Was meine Aufmerksamkeit zu einem anderen Raum hinzog. Ich weiß nicht, ob das hier sein Arbeitszimmer war, oder sonst was. Aber vorne standen ein Bürostuhl und ein Tisch mit vielen Unterlagen. Regale drum herum ließen es dunkler und düster wirken, worin sich noch weitere Materialien befanden. Ein großes Fenster war hinter dem Stuhl abgebildet, dass jedoch mit Gardinen abgedeckt wurde.

"Neugierig."

Erschrocken fasste ich mir ans Herz und versuchte es dadurch zu beruhigen. Mein Atem widerlegte sich wieder, als sich herausstellte, dass es zum Glück nicht Cem war. Sonst würde er denken, dass ich nach irgendetwas herum schnüffle. Denn vor mir stand ein blonder Junge, mit stechend grünen Augen, die mich belustigt und gleichzeitig neugierig anstarrten. Ebenfalls war er so groß wie Cem und gut gebaut, jedoch trug er einen schwarzen Anzug, der alles genaustens betonte. Irgendwoher kam mir dieses Gesicht bekannt vor...

"Entschuldige, dass ich einfach so herein platze. Ich denke aber, dass du schleunigst raus sollest, bevor er noch sehr wütend wird.", seine Stimme duldete keine Widerrede, hingegen war die von Cem sanfter, das kam aber auch davon, dass er mir gegenüber sich anders verhielt. Wir schritten hinaus und hinter mir fiel die Tür ins Schloss. Als ich mich umdrehte, streckte er seine Hand aus und setzte ein Lächeln auf. "Liam Kennedy.", unsicher schüttelte ich seine Hand, die schwach in seiner lag. Und jetzt wusste ich woher ich ihn kannte. Nämlich von der Gala. Er war derjenige, der neben Blair stand, als ich Cem vorgestellt wurde. Ich erkannte das Aufblitzen in seinen Pupillen, als er merkte, dass ich mich an ihn erinnerte. "Du musst wohl ein Freund von Cem sein.", gab ich meine Bedenken und er nickte. "Und du bist...", er ließ den Satz unbeendet und schaute starr an mir vorbei. Mein Rücken versteifte sich und bildete eine Gänsehaut, als sich sein toller Duft breit machte und meine Sinne benebelte. Meine Nase kribbelte und nahm den intensiven Geruch in sich ein, nur um ihn dann auszuatmen und das Gleiche Vorgehen zu wiederholen. Leider wusste nur mein Körper auf seine Anzeichen zu reagieren, aber nicht mein Verstand. Ich wollte mich wider umdrehen, noch hier stehen bleiben. Am Liebsten wollte ich weg, zwischen diese zwei Männern, die mich kleiner wirken ließen. Ich wollte weg, den es war mir mehr als nur unangenehm hier zu sein. Vor allem wegen dem Kuss von vorhin und wegen Liam, der mich ertappt hatte, als ich das Büro von Cem betrachtete. Beides war mir peinlich, weswegen sich meine Wangen rot färbten und ich meine Haare fallen ließ, nur damit niemand die Röte erkannte.

Als beide in ein tiefes Gelächter fielen und sich freundschaftlich in die Hände schlugen, konnte ich erleichtert aufatmen, den diese stille Minute hatte mich verrückt gemacht und da ihre Aufmerksamkeit nicht mehr auf mir lag, atmete ich erleichtert aus.

"Du hast mir ja nicht erzählt, dass du Besuch hast.", sagte Liam gespielt enttäuscht. "Sonst hätte ich auch welchen mitgebracht.", fügte er hinzu und beide lachten wieder, was die Stimmung etwas anhob. In diesem Moment sehnte ich mir Blair dazu, den dann würde ich mich viel wohler fühlen.

So wie es das Schicksal wollteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt