Kapitel 25 -Starke Muskeln und ein Seil-

365 13 0
                                    

Er nippte an seinem Wein. Der säuerliche Geschmack rannte seiner Kehle entlang. Es war ein berauschendes Gefühl, sodass er mehrere Gläser in sich hinein Schaufelte. Er liebte es. Er liebte es, sich zu vergessen. Er liebte es, alles zu vergessen und er liebte es, seine Gefühle nicht zu spüren. Das Getränk wurde für ihn wie eine Sucht. Eine Droge, ohne die er nicht Leben konnte. Er wollte aber, dass diese Droge durch eine Andere ersetzt wird. Durch diese Frau, die er jedes mal mit verletzten Worten fort schickte. Jedes Mal wiederholte er den gleichen Fehler, er holt jedes mal zu einem neuen Schlag aus. Er hasste, sie weinen zu sehen. Er hasste, es sie leiden zu sehen und vor allem hasst er es, sie traurig zu sehen. Egal, wie oft er sich selbst versprach, ihr beim nächsten Mal in die Augen zu schauen und ihr ein glückliches Lächeln zu entlocken. Das Funkeln ihrer braunen Iris, das so schön dunkel wurde, wenn sie lachte. Er wollte der Mann sein, der sie glücklich machte. Der sie auf Händen trug und ihr jeden Wunsch von den Lippen ab las. Er konnte es nicht. Er konnte sie, das Kind und ihre Familie nicht in Gefahr bringen. Niemals könnte er sein Glück über ihres stellen. Obwohl er diese Frau nicht lange kannte, hatte sie Gefühle in ihn geweckt, von denen er in vergessen geraten war. Sie war diejenige, die seine Gefühle Leben einhauchte und kaputtes schlagendes Herz reparierte. Sie war es und das wiederholte er jedes mal in seinem Kopf. Aber er musste sie schützen.

"Cem, dude. Kommst du eine Runde Stripclub?", Liams Stimme ertönte in dem Raum und ließ ihn seine Gedanken verstauen. Er hielt immer noch den Rücken zu Liam gekehrt und schaute aus dem Fenster. Momentan war das einer seiner Lieblings Orte geworden. Hier fand er seine Ruhe und seinen Frieden. Hier konnte er sich ordnen. Er hasste, wenn Liam so sprach. Sein jahrelanger bester Freund kannte Cem. Er hasste es, wenn er so über Frauen sprach. Er war noch nie der Typ für one night stands gewesen. Ständig blockte er ab, wenn Liam ihn immer wieder mal auf eine Party einlud. Lieber betrank er sich alleine, anstatt mit anderen und später Mädchen zu vögeln, die sich etwas erhofften, wie eine Beziehung. Er aber ihnen so was nicht geben konnte. Wie bei Ahlam. Sie war anders und dennoch konnte er nichts mit ihr anfangen. Wieder mal kreisten sie. Egal, wohin er versuchte zu flüchten. Er fand immer wieder dort hin.

Grimmig schaute er zu seinem besten Freund, der mit einem fragenden Gesichtsausdruck in der Tür stand. Sein teurer Anzug und die Scheinchen, die drum herum nur heraus quälten, ließen ihn den Kopf schütteln. Sein Kumpel war noch nie gut darin, Geld aufzusparen. Er gab es gerne aus , vor allem für sonderliche Anlässe. "Du brauchst einen klaren Kopf. Ich weiß doch, dass ihr euch wieder gestritten habt.", murmelte der blonde Typ. Liam war schon immer gut gewesen, anderen Gefühle und Probleme abzulesen. Auch, wenn er sie nicht lang genug kannte. So wusste er, wann es Einem schlecht ging und wann nicht. Cem konnte nicht anders, als sein Glas abzustellen und sich in seinem Sessel fallen zu lassen. Gequält fuhr er über sein Gesicht und schaute betrübt durch die Gegend. Er hasste es, vor seinem Freund weich zu werden. Er hasste es, über seine Probleme zu reden. Er hasste es einfach, gebotene Hilfe anzunehmen. "Sie spuckt die Ganze Zeit in meinem Kopf herum. Verdammt, ich will sie da raus haben. Ich will sie aus meinem Leben fern Halten! Ich will sie nicht mehr wieder sehen!" Und doch wusste er, dass diese Worte nicht auf wahre Begebenheiten ruhten. Es verletzte ihn, diese auszusprechen, aber ein Teil in ihm, wünschte es sich, um Ahlams Willen. "Du hast Angst, Cem. Du hast Angst, dich einer Frau zu öffnen. Einer völlig fremden Frau, die nach so kurzer Zeit, dir näher zu stehen scheint. Du hasst es, wie sie deine Gefühle und dich kontrolliert. Egal, wie sehr du versuchst dich dagegen zu wehren, dein Herz wird letzt endlich den Kampf gewinnen.", warf Liam ihm die Worte an den Kopf. Voller Wut schlug er mit seiner geballten Faust auf den Schreibtisch. Doch die Wut schien nicht abzulassen. Sie nahm mehr zu und am Liebsten würde er alles verwüsten. Doch es spornte Liam mehr an, ihn die Wahrheit aufzutischen.

"Du bringst sie in Gefahr und das zerstört dich. Dass ein Mensch dir ans Herz wächst, mit dem Gedanken ihn wieder zu verlieren. Weil du keinen Verlust mehr verträgst. Das ist aber falsch, den du bist stark, Cem Akin! Und wenn du willst, dann schaffst du es auch diesen einen besonderen Menschen zu beschützen. Egal, wie sehr du dich wehrst, du wirst diese Gedanken nicht lasse, ehe du dich glücklich fühlst." Cem schaute seinem Freund gegenüber fauchend an. Und bei jedem seiner Worte wehrte er sich, doch sein Herz, seine Gefühle, jeder funktionierende Organ und jeder lebende Atemzug, waren gegen ihn. Die Waffen waren gegen ihn gerichtet und voll geladen. Sie alle waren bereit dem Kampf gegen den Verstand anzutreten. Sie begaben sich in das größte Loch, was es gab. Nur um ihn raus zu holen. Sie riskierten alle, aber sie waren sich bewusst, dass sie ihn verletzten. Den das war ihr Plan.

"Liam, versprech mir, dass du dafür sorgst, dass sie genügend Schutz bekommt." Mit Tränen schaute er zu seinem besten Freund auf. Liam zog die Brauen zusammen. "Was hast du vor..." er ahnte nichts Gutes. "Ich werde weg fliegen. Sorg dafür, dass du ihr jeden Monat eine große Summe überweißt von meinem Konto aus." mit diesen Worten erhob er sich, sodass der Bürosessel fast nach hinten umkippte. Das Glas, worin das flüssige Zeug lag, ließ er achtlos auf den Boden fallen. "Du flüchtest vor deinen Problemen, Cem.", rief Liam, aber da war er schon um die Ecke gebogen.

-

Liam wusste, dass er das nicht durchgehen lassen durfte. Er musst seinen besten Freund aufhalten. Ihn davor bewahren einen schwerwiegenden Fehler zu tun. Er hatte schon lang genug gesehen, wie sehr sein Kumpel litt. Diesmal musste er eingreifen, egal wie tief es ging. Schließlich hatte Cem ihn damals auch oft genug in der Vergangenheit geholfen. Jetzt war es an der Zeit, dass er das Gleiche tat. Eilig nahm er sein Handy in die Hand und wählte eine Nummer. Er hätte nie gedacht, mit dieser Person Verbündete zu werden. Aber er musste es tun. Nach ein paar mal Tuten ging endlich jemand ran. Erleichtert konnte er aufatmen. Er wollte hektisch sprechen, den innerlich herrschte bei ihm ein Chaos, doch er musste sich zusammen reißen. "Blair, können wir uns treffen?", verzweifelt wartete er auf ihre Antwort. "Liam, ich bin nicht jemand, mit der du deine perversen Spielchen treiben kannst und schon gar nicht in der Öffentlichkeit!", drohte sie ihm. Doch sie nahm das auf den falschen Faden auf, den es war nicht seine Absicht, sie so was zu fragen. Ganz im Gegenteil. Es ging um seinen Bruder, auch wenn sie nicht das gleiche Blut besaßen. "Bliar, bitte!", knirschte er mit den Zähnen. "Ic-", doch er unterbrach sie harsch. "In in zwanzig Minuten, im Park." mit diesen Worten legte er auf und sprang praktisch die Treppen runter.

-

Er betrachtete die nasse Wiese, die Bäume, die ihren Mantel verloren und den ruhigen See. Er war klein, dennoch ein schöner Anblick. Der Ausblick auf der Bank beruhigte ihn. Seine Nerven sammelten sich. Genug Zeit, um Blair ruhig erklären zu können, wie sehr er Ihre Hilfe benötigte. Schon als er an sie dachte, kamen ihm ihre Locken in den Sicht. Die jedes mal auf und ab sprangen, wenn sie sauer wurde. Oder ihre schokobraunen Augen, die sich dunkler verfärbten, wenn sie böse ihre Arne verschränkte und das wegen seinen schmierigen Ausdrücken. Leise lachte er. Gern hatte er was mit ihr angefangen, doch sie war zu stur und zu rhein, um sich auf ihn einzulassen. Sie war wie Ahlam. Sie waren sich so unterschiedlich, dass sie sich fast wieder ähnlich waren.

"Also, blondes Arschloch. Was gibt's?" Ihre zierliche, aber dennoch dominante Stimme halte durch den Park. Er blickte zu ihr auf und musterte sie auffällig von oben, nach unten. Abfällig erwiderte sie diesen Blick und schaute ihn genervt ab. Ihre elegante Haltung ließ ihn unten die Hosen enger werden. Ihre dünnen Handgelenke klammerten sich an die ihre schwarze Chanel Handtasche, die sie auf die Bank stellte, aber sie selbst blieb stehen. "Ich hoffe doch, du hast was zum Verhüten dabei." dreckig grinste er. Sie setzte an, ihre Handtasche zu ergreifen und abzubauen. Schnell hielt er sie von ihrem Handeln ab. Böse starte sie ihn an. Und die Wut auf ihn verstand er nie. Vielleicht lag es daran, dass wegen seinem Vater, ihre Vater viele Verluste mit seiner Firma damals erleiden musste. Praktisch waren beide Familien verfeindet. Doch Cem brachte sie irgendwie zusammen, an jenem Tag auf der Gala. "Hör zu, Cem braucht unsere Hilfe. Genau wie Ahlam. Sie hatten sich heute wieder gestritten, als wir unten etwas plauderten. Er hat vor abzudösen und er will, dass ich für sie und das Kind sorge. Wir müssen ihn davon abhalten!", das war die Kurzfassung gewesen. Länger konnte er seinen Vortrag nicht halten. Geschockt hielt sie sich die Hand vor dem Mund, doch ließ sie sinken. "Ich erledige das. Ich brauche deine starken Muskeln und das Seil hab ich schon." Sie zeigte ein ein Seil hervor und steckte es wieder in die Tasche ein. Es wunderte ihn, weshalb sie so was mit sich trug. Und bei den Worten, ich brauche deine starken Muskeln, lächelte er und zwinkerte ihr zu. "Du kannst alles haben, Liebes."

So wie es das Schicksal wollteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt