Er ließ das alkoholische Getränk in seinem Glas schwaben. Die kalten Eiswürfel kühlten sein Handrücken ab. In Gedanken verloren nahm er einen großen Schluck und ließ den bitteren Geschmack Zeit sich auf seiner Zunge zu verbreiten. Mit einem Blick inspizierte er seinen Garten, der durchnässt mit Regen war. Draußen wirbelte ein Sturm, doch es war nichts im Gegensatz zu seinen Gefühlen. Selten ließ er andere Gefühle außer Kälte und Trauer zu, vor allem äußerlich war er ein verschlossener Typ. Doch seit dem er diese Frau kannte, die ihn an jenen Abend in den Bann zog, war er ein anderer Mensch ihr gegenüber. Sie war anders. Er war anders. Sie lebten in verschiedenen Welten und er wusste nicht, ob das eine gute Kombination sein konnte.
Sein schlechtes Gewissen plagte ihn und ließ keine Lücke frei für eine Flucht. Er fühlte sich schuldig, den nur seinetwegen war ihr Leben ruiniert.
Er hatte damals ihre beste Freundin um Erlaubnis gefragt, sie beide einander vorzustellen. Sie fiel ihn schon in der ersten Sekunde auf. Er hatte mit aller Kraft versucht sich von ihr fernzuhalten, doch sie zog ihn wie ein Magnet an. Es schmerzte, dass sie als sie betrunken waren ihre Jungfräuchlichkeit an ihn verlor. Er hätte es sich anders gewünscht. Er wollte, dass es für beide besonders war, vor allen Dingen ihr. Sein Wissen, sie eines Tages näher kennenzulernen verschwand am nächsten Morgen nach dieser Nacht. Den da bereute er es zu tiefst. Trotzdessen ließ er es sich nicht anmerken. Dass ihr der Stärkere, oder zumindest tat er so, sein musste, machte er sich zu alltäglichen Aufgabe.
Ein Klingeln durchbrach seine Gedanken. Er machte sich auf dem Weg die Tür zu öffnen, nur um dann eine unerwartete, oder eher unerwünschte Person zu empfangen. Mit einem strengen Blick musterten sie sich gegenseitig. Unwillkürlich stellte sich die Frage auf, was sie hier zusuchen hatte. Obwohl er es sich schon denken konnte.
Er trat zur Seite und ohne ein Wort miteinander zu wechseln kam sie rein und die Tür fiel hinter ihr zu. Leider konnte sie nicht warten und schon fielen die ersten Worte.
"Wieso machst du so was?!", fauchte sie wie ein Raubkatze, die ihrem Feind den Kamp ankündigte. Mit langsamen Schritten stieg er rauf und lief in sein Arbeitszimmer, nur um dann einzuschenken und sich dann fallen zu lassen. Sofort kam sie angesprungen und lief vor ihm hin und her. Ihr süßes Kleidchen und die Schleife in ihren Haare machte sie weniger ernster. Ein Lächeln schlich sich auf seinen Lippen. "Was lachst du so?", wollte sie, immer noch sauer, wissen. Unschuldig zuckte er mit seinen Schultern und nahm einen neuen Schluck.
"Du betrinkst dich nicht ohne Grund.", stellte sie fest und hob das Kinn. Jedoch machte er sich nicht die Mühe ihr anzuworten. "Ahlam geht es schlecht und das nur wegen dir!", warf sie ihm vor. Als ihr Name fiel, verschluckte er sich beinahe bei seinem nächsten Schluck. "Ach ja und wieso bist du hier, anstatt bei ihr?", er wollte so was nicht sagen. Ganz und gar nicht, aber er wollte niemanden seine Besorgnis und seine Verletztheit anmerken lassen. "Hör auf deine Gefühle zu verstecken, oder Dich vor ihnen zu verstecken.", das 'dich' betonte sie und zeigte mit ihren Finger auf ihn. "Hör auf einen auf Badboy zutun, den wir sind hier nicht mehr in der High School, naja zumindest bist du es nicht. Was ich sagen will ist, verschließ dich nicht vor ihr. Sie will nur helfen. Sei doch dankbar, dass jemand versucht dir ein Einziges Mal beizustehen."
Sie hatte mit allem Recht, er wusste es. Ein Stich breitete sich in seinem Herzen aus und ließ es nur noch mehr bluten. Die nächsten Worte, die er formulierte machten es nur noch schlimmer. "Blair, wir beide wissen, wenn sie den wahren Grund erfährt, wieso ich versuche sie zu schützen oder weshalb sie in Gefahr ist, vor allem meine Geheimnisse, dann wird sie gehen. Sie wird mich nicht mehr ansehen wollen."
Nun merkte das junge Mädchen in welcher Lage beide sich befanden. Beide betrogen sie, sie hintergingen sie. Ihre beste Freundin und der Mann, dessen Gefühle bei ihm verrückt spielten. So sehr wünschte er sich, ihr die Wahrheit zu erzählen. Er war nämlich auf ihre Hilfe angewiesen, doch er hatte zu sehr Angst vor ihrer Reaktion. Sie sollte niemals erfahren müssen, wer er wirklich ist, oder war.
"Ich kenne sie und sie würde sichtlich anders reagieren. Glaub mir..." Glauben wollt er nicht mehr. Er hatte den Glauben an die Menschheit verloren. "Für mich ist das Thema hier beendet." Er setzte an, um aufzustehen damit er sich eine Zigarette rauchen konnte. Den diese würde ihn wieder beruhigen. "Warte. Du meintest, sie soll nicht mehr mit ihren Problemen zu dir ankommen, ist das wahr?", ihre Stimme klang diesmal verzweifelt. Den Mut den sie Anfangs mitgebracht hatte, verlor sie schnell. "Sie kann wann immer sie will kommen." mit einem traurigen Blick verschwand er.
Sie hatte vor zu kämpfen, sie wollte ihn überreden ihr die Ganze Wahrheit zu erzählen, aber sie war mit beteiligt an den Lügen. Sie belog ihre Freundin, und umso mehr wurde ihr bewusster, dass dieses Thema noch nicht erledigt war. Sie würde es ihr entwider selbst sagen, oder er tat es.
Mit erhobenen Hauptes schritt sie runter und schaute ein letztes mal zu dem Mann, der an der Terrasse genüsslich an seiner Zigarette zog. Mit zusammen gekniffenen Augen blies er den Rauch ab, hinter sich hörte er die Tür fest zu knallen. Trotz des lauten Geräusches, ließ er sich nicht abschrecken. Die Worte von ihr und ihrer Freundin drangen in ihn ein. Sie brachten seinen Kopf zum Arbeiten, das Herz schlug weiter, es lachte ihn aus, weil es schon die Antwort kannte. Es wusste, was zutun war, jedoch wollte er nicht darauf hören.
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So wie es das Schicksal wollte
Roman d'amourZwei Menschen, aus zwei verschiedenen Kulturen. Zwei unterschiedliche Personen, aus unterschiedlichen Welten. Ahlam, ein junges Mädchen dessen Leben mit nur einer Nacht auf dem Kopf gestellt wird. Sie wird mit der Vergangenheit und den Feinden von C...