Kapitel 11 -Unerwartete Reaktion-

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Ich hätte erwartet, dass er mir die Tür vor die Nase zu schlägt, oder mich einfach auslacht und an mir vorbei geht und mir dann ein tolles Leben wünschen würde, doch diese Sachen blieben aus. Stattdessen nahm er mich in den Arm und zog mich in seine Villa hinein, da wo mich die Wärme umhüllte. Mir wurde warm ums Herz, doch aus seinem Munde hatte ich bis jetzt keine Antwort erhalten. Nun wusste ich nicht, ob er zu diesem Kind stand oder nicht.

Wir setzten uns auf seine riesige schwarze Couch, die bestimmt mehr als das Haus meiner Eltern kostete. Die Einrichtung nahm ich nicht wahr, eher sah ich in die blauen Augen vor mir.

"Erzähl mir jetzt alles in Ruhe...", flüsterte er und strich eine Strähne hinter meinem Ohr. Diese Geste war so zart, dass ich mir gewünscht hatte, er sollte mich nochmal in seine starken Arme umschließen und nie mehr los lassen.

"Ich habe einen Schwangerschaftstest gemacht, weil mir die ganze Zeit übel und schwindelig war und dann erbrochen habe.." Apropo Übelkeit, diese verschwand heute Abend zu meinem Glück. "Dann kam das Ergebnis raus und hier sitze ich..."

Beschämend starrte ich auf meine Hände die leicht zitterten. Seine Hand umschloss meine mit einem festen warmen Griff.

"Hey..." sachte strich er mir zärtlich über die Wange und brachte ein Feuer zum lodern. "Ich werde dich unterstützen. Du brauchst dich nicht zu fürchten, dass ich dich einfach so im Stich lasse...Schließlich sind immer zwei daran Schuld...", Versuchte er mich aufzumuntern und ich schüttelte meinen Kopf. "Ich will nicht, dass du dich gezwungen fühlst.." Eigentlich schon. Er sollte sich vor seinen taten verantworten und dazu stehen, aber ich wollte widerum wissen, ob er es genau so wie ich sah.

"Das tue ich nicht...Ich mache es weil..." und da wurde er unterbrochen von seinem Cheffeur. "Mister Akin, Ihr Flug geht in einer halben Stunde los. Wir müssen uns beeilen. Das Gepäck ist schon beladen." Diesmal war es ein anderer, als der vom letzten mal. Dieser hier sah eher noch jung aus und trug diesen schwarzen typischen Anzug. Sein Blick glitt zu mir und auf anhieb änderte sich seine Laune.

"Welches Mädchen hast du den schon wieder zum Weinen gebracht?" Der junge Mann stemmte seine Hände in die Hüfte und ließ ihn wie eine Diva erscheinen. Cem neben mir verdrehte die Augen. Seit wann durfte ein Angestellter so mit dem Arbeitsgeber reden? Oder hatten sie alle ein gutes freundschaftliches Verständnis?

"Ahlam, darf ich vorstellen, mein Bruder Emre. Er macht grade sein Praktikum bei mir und tut einen auf nett vor den Mädels...naja zumindest, bevor er dich weinen gesehen hat.." Nervös kratzte er sich am Hinterkopf. Zum ersten Mal bemerkte ich eine Nervösität bei ihm. Sonst war er stets selbstbewusst gewesen und wirkte dominat.

"Sein heißer Bruder Emre.", korrigierte ihn sein Bruder und Cem stöhnte auf. "Gut, lass uns gehen, bevor es noch peinlicher wird." Dann schaute er kurz zu mir.

"Ich muss zu einer Geschäftsreise und bin in drei Tagen wieder zurück. So wie ich mir es jetzt schon von dir denken kann, liegt die Küche oben, rechts. Den Kühlschrank solltest du schon sehen können."

Ein Lächeln bildete sich zum ersten mal an diesem tag auf meinem Gesicht. Dann sah er zu Emre und meinte: "Was denn? Essen ist das Wichtigste..." und ging dann mit einem Kuss auf meiner Wange weg. Zuletzt drückte er mir seinen Ersatzhausschlüssel in die Hand, für alle Fälle.

Nun saß ich allein hinter verschlossenen Türen, mit meinen eigenen ohne hin schon komplizierten Gefühlen. An eine Abtreibung kam nicht in Frage und ich war auch froh, dass Cem nicht dieser Meinungsrichtung war, denn das hätte ziemlich blöd geendet. Wobei ich nur Klarheit wollte und die ich bekommen hatte. Na wenigstens etwas. Trotzdem war noch nicht klar, wie ich mein Leben in den Griff hätte bekommen sollen. Ersten war da Blair, mit der ich Streit hatte, dann noch meine Eltern, die von der ganzen Sache nichts wussten und jetzt auch noch meine Schule und alles... Es war zum verrückt werden! Jetzt standen mir auch noch Gefühle im Weg, die sich nicht entscheiden konnten, was Cem anging. Entwider schwebten sie weiterhin in der Ahnunglosigkeit oder aber sie sammelten sich zusammen und beschlossen dann eine Vereinbarung, wie in einem Rat. Ihnen war es überlassen und ihnen konnte ich nur vorwerfen, weil es mir noch schlechter ging. Was empfand ich jetzt gegenüber diesem Kerl? Was waren meine Absichten? Was wollte ich wirklich im Leben oder bei ihm erreichen? Fragen über Fragen häuften sich an und doch fanden sie keine Antwort. Sie schwirrten mutterseelnallein in meinem verrückten Kopf. Sie wollten sich einer Antwort anpassen und doch gab es noch keine..

Müde von den ganzen Anstrengungen des Tages, klappten meine Augenlider zu und ich triftete in den Schlaf...

So wie es das Schicksal wollteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt