"Tears come from the heart and not from the brain."

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"Micha?" Zombey sah, wie Maudado langsam seine Augen öffnete und  Micha schwach blinzelnd ansah. Sofort stiegen dem Braunhaarigen die Tränen in die Augen. Er konnte nichts sagen. Seine Gedanken und Gefühle überschlugen sich. Am liebsten hätte er laut gejubelt und sich dann doch depressiv in einer Ecke verkrochen um leise zu weinen. Aber Maurice war wach. Er war wach und er lebte. "Wo bin ich? Warum bin ich hier?" fragte Maurice mit einer leisen Stimme, als Micha kein Wort aus sich herausbekam.
"Es-" Micha stockte. Seine Tränen tropften auf die weiße Bettdecke unter ihm. "Es tut mir so Leid, Dado. Verzeih mir das alles. Bitte." Micha konnte seine Tränen nicht stoppen. Verzweifelt schluchzte er, während er seinen Kopf vorsichtig auf Maudados zugedeckten Bauch legte. Dieser schien jedoch nicht einmal zu ahnen warum Micha sich bei ihm entschuldigte. Es schien für ihn keinen Grund zu geben. Sein Gehirn arbeitete noch nicht gut genug, um alles zu begreifen.
"Alles tut so weh, Micha. Warum? Ich war irgendwo anders und jetzt bin ich hier, aber..." Maurice brach ab und plötzlich spürte Micha eine Hand durch seine Haare fahren. "...Micha? "
"Ja, Dado? Ich bin bei dir. Sag mir, was los ist."
"Ich spüre meine Beine nicht mehr. Wo sind sie?" er sagte es mit einer solchen Unbeteiligung, dass Micha wimmern musste. Dados Beine.
"Tun sie weh, Dado?" Micha kam sich dumm vor, als er das fragte, doch er wollte Maudado nicht unnötig beunruhigen. Besonders nicht, wenn er noch nicht ganz bei Bewusstsein zu sein schien.
"Nein. Ich spüre sie einfach nicht. Da ist nichts mehr."
"Du gewöhnst dich daran. Das wird wieder gut." log Micha weinend und hob wieder seinen Kopf, um Dado traurig anzusehen, doch sein verletzter Freund lächelte einfach nur. Er lächelte, als wäre nichts. Er lächelte, als läge er bei sich zuhause und wäre gerade freudiger Weise von Zombey überrascht worden. Micha wusste, dass Maurice seine Beine nie wieder spüren würde, doch wie sollte er es seinem Freund sagen? Vielleicht musste er auch überhaupt nichts sagen, da Maurice ohnehin selbst herausfinden würde, was sich an seinem Körper verändert hatte.
"Werde ich wohl müssen, Micha." murmelte er. seufzend.
"Es tut mir alles so Leid." wimmerte Micha wieder. Es fiel ihm sehr schwer sich zusammenzureißen. Die Worte sprudelten einfach so aus ihm hervor.
"Aber Micha..."
"Nein, Dado. Ich habe dein Leben zerstört!"
"Zerstört?" wiederholte Maurice und sah Micha mit großen Augen an. Dann begann er leicht grinsend wieder zu flüstern, "Aber Micha. Du hast doch mein Leben schon immer erfüllt. Du warst doch immer mein bester Freund." Seine Augen leuchteten kurz auf, "In echt siehst du übrigens viel besser aus, als ich erwartet hatte." Zögernd nahm Micha Maudados Gesicht zwischen seine Hände. Die Haut seines Kumpels war eiskalt und er war extrem blass. Micha war gerührt von den Worten seines Freundes. Er freute sich ein Lächeln auf dessen Gesicht sehen zu können. Er freute sich ihn überhaupt endlich sehen und berühren zu können. Dann vereisten Maudados Gesichtszüge plötzlich und verwirrt starrte er Micha an, woraufhin dieser den Kopf seines Freundes losließ und ihn fragend ansah.
"Es tut so weh, Micha." flüsterte Dado leise und Micha sah in seinen Augen große Angst auflodern. Dieser plötzliche Stimmungsumschwung verängstigte auch Micha. "Micha?"
"Was ist los, Dado?" Ihm fiel es schwer nicht wieder zu weinen, "Ich bin doch bei dir. Ich verlasse dich nicht. Versprochen. Ich bin da. Was ist denn los?" Ängstlich sah Maudado sich um, als würde er etwas suchen.
"Micha?"
"Ich bin doch hier." sagte Micha sanft, während er mit seiner einen Hand kurz durch Maudados Haar fuhr. Maurices Blick blieb an Micha hängen und sah ign nun mit weiterhin vor Angst geweiteten Augen an.
"Micha?" flüsterte er erneut, als könnte er nicht glauben, wer da gerade vor ihm saß, "Stimmt es?"
"Was soll stimmen, Dado?" Verzweifelt versuchte er seinen aufgebrachten Freund zu beuhigen indem er ihm immer wieder sanft über die Schulter strich.
"Micha..." Dado zuckte kurz zusammen, "Ich habe keine Beine mehr, richtig?"
"Ach, Maurice...das..."
"Meine Beine sind weg."
"Hey. Das ist nicht so schlimm."
"Sie sind einfach nicht mehr da, Micha." Tränen stiegen dem Blondhaarigen in die Augen. "Micha. Wo sind meine Beine hin?" Von Herzschmerz erfüllt biss sich Micha auf die Unterlippe. Ihn plagten Gewissensbisse.
"Weißt du...deinen Beinen ging es überhaupt nicht gut." Er fühlte sich, als müsse er gerade einem dreijährigen Kind etwas erklären, was dieses nicht verstehen konnte. "Es war besser sie...abzuschneiden." Erschrocken sog Maudado Luft ein und verharrte einige Sekunden mit aufgeblähter Brust, Micha anstarrend, auf seinem Bett. Dann atmete er lautstark wieder aus.
"Meine Beine wurden amputiert?"
"Ja."
"Wann?"
"Heute morgen. Sehr früh morgens."
"Wieso?"
"Sie hätten dich nicht mehr tragen können, Dado."
"Aber warum, Micha?"
"Sie wurden überfahren, aber jetzt ist alles wieder gut."
"Überfahren? Micha?"
"Ich habe gesagt es ist alles wieder gut." Mit größter Mühe hielt Micha seine Tränen zurück.
"Ich wurde überfahren? Warum? Warum, Micha?" Seinen Freund weinen zu sehen brach Micha das Herz. Sofort nahm er Maudado so vorsichtig, wie es nur ging, in den Arm. Und versuchte ihn auf diese Weise wieder zu beruhigen. Maurice schien ihm gerade wie ein kleiner Bruder den er unbedingt vor allem Übel in der Welt beschützen musste.
"Weil ich nicht aufgepasst habe." flüsterte er und hasste sich selbst dafür diese Worte aussprechen zu müssen, "Ich hätte dich sehen müssen, dann wären wir jetzt nicht hier." Einen kurzen Moment herrschte eine schreckliche Stille.
"Du warst das, Micha? Du warst der Fahrer?" hörte er Maudados Stimme an seinem Ohr.
"Ja. Ich habe, wie gesagt, dein Leben zerstört." Sanft strich Michael mit einer Hand durch Maudados Haare. Er spürte wie sich die Brust seines Freundes schwach, aber gleichmäßig hob und senkte. Es dauerte eine Weile bis Maudados brüchige Stimme wieder zu hören war und Micha eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
"Micha?"
"Ja?"
"Meine Beine tun so weh."

Das Kapi ist kurz, aber es ist eher so ein bisschen ein Extra, von daher is es ja nich so schlimm hoffe ich... :3
Es wird nicht oft vorkommen, dass ich ein Kapitel wirklich komplett ohne Kürbistumor (Weder aus Palles noch Manus Sicht) schreibe, aber ich fand, dass das sein musste xD

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GLPalle ~~ Heimliches VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt