"I only need you for a One Night Stand."

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Rewi und Paluten schliefen fast jede Nacht innerhalb der nächsten drei Tagen miteinander. Jodie war bei Freunden in Berlin gewesen, daher ahnte sie nichts von den Machenschaften ihres Freundes, der Palle immer wieder und wieder geschickt um den Finger gewickelt hatte. Drei Tage waren nun also vergangen und Palle kam es so vor, als wűrde er die ganze Zeit vor dem Computer sitzen und Manus Stimme lauschen. Auch in seinen neusten Uploads, ein Video davon mit Zombey, klang er trotz Palles und seinem stummen Streit unbeteiligt und sorglos. Ein guter YouTuber musste auch ein guter Schauspieler sein. Als Jodie an diesem Morgen wieder nach Hause kam, nahmen Rewis und Palles nächtliche Erlebnisse ein jehes Ende. Palle begann es bereits zu vermissen, jemanden neben sich zu wissen. Ohne Rewi hätte er Manus Abwesenheit nicht überstanden. Natürlich wollte Palle nicht, dass Rewi und Jodie sich zerstritten, daher nahm er etwas mehr Abstand von dem jungen Mann als gewöhnlich, bis dieser am Abend des genannten Tages im UFO stirnunzelnd auf Palle zukam.
"Paddy?"
"Hmm?"
"Ist was?"
"Was sollte sein?"
"Ich meine...wenn du mich brauchst, dann-"
"Nein Rewi. Ich will nicht noch mehr zerstören, als ich ohnehin bereits zerstört habe." Rewi nickte kurz, dann funkelten seine Augen kurz auf. "Ich hab übrigens eine Idee."
"Ich schlafe nicht mehr mit dir. End-gül-tig. Ich...ich komme auch ohne dich klar." Palle versuche Rewi wütend anzufunkeln, schaffte es jedoch nicht, weil er keinerlei Wut verspürte.
"Will ich auch gar nicht. Ich will dich heute Nacht wohin mitnehmen." Paluten musterte ihn stirnrunzelnd. "Vertrau mir."

"Wir hätten noch ein bisschen warten sollen. Es ist noch komplett hell." murmelte Rewi, während er an der Straße entlanglief. Verwirrt starrte Palle gen Himmel. Es war bereits 18:45 Uhr, aber sie steckten ja auch gerade in einem wundervoll warmen Sommermonat. Rewi hatte ihm wortwörtlich den Kopf gewaschen, damit er nicht mehr so elendig aussah und auf die Straße konnte. Palles Gang zeugte jedoch von seinen Depressionen. Seufzend lief er daher zu Boden starrend neben Rewi her. "Hey! Da sind ja Paluten und Rewinside!" hörte Palle eine Mädchenstimme hinter sich sagen. Wehleidig rollte er mit den Augen, ehe er sich umdrehte "Hey, Mädels, nix für ungut, aber wir haben's echt eilig." sagte Rewi schnell, seinen Blick auf Palle gerichtet. Die Mädchen nickten enttäuscht, blieben jedoch stehen und warteten bis die beiden sich wieder umgedreht hatten. Natürlich würden sie sie fotografieren. "Ignorier das einfach." murmelte Rewi Palle zu und lief eiligen Schrittes voran, bis die beiden um eine Häuserecke biegen konnten. "Du willst glaube ich nicht, dass dich wer sieht, wo wir jetzt hingehen." Palle beschlich ein eigenartiges Gefühl. Wo wollte Rewi mit ihm nur hin? Und wieso? Schweigend ging sein Kumpel wieder voran. Kurz schien er unsicher, in welche Richtung sie genau mussten, schlug aber den richtigen Weg ein. "Ehm, Sebastian?" Palle war gerade etwas aufgefallen. "Das scheint nicht gerade in der Nähe von daheim zu sein. Wie sollen wir denn mitten in der Nacht ohne Auto zurückkommen?" Rewi grinste und sah Palle mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Erstens, wäre es unschlau gewesen das Auto zu nehmen. Zweitens heißt das "du" und nicht "wir" und drittens musst du heute Nacht nicht mehr nach Hause." Auf Palles erschrockenen Blick hin lachte Rewi auf. "Jedenfalls nicht, wenn alles glatt läuft und davon bin ich überzeugt." Palle war unwohl, während er darüber nachdachte, wohin Rewi ihn führte. Ohne jegliche Idee gab er sich seufzend seinem Schicksal, als Rewi Palle auf einmal freudig anstupste und stehen blieb. Hastig sah Palle auf das Gebäude, vor dem die beiden nun standen. "Ähm...?" Paluten war sprachlos und sah ungläubig zu Rewi. "Hey, ich wusste es gefällt dir!" rief dieser und lachte. Ob es Palle nun wirklich gefiel was er da sah war ein anderes Thema. Rewi legte seine Hand auf Palles Schulter und nickte weiterhin grinsend. "Ich muss noch was erledigen. Übrigens hab ich heute noch was mit Jodie vor. Du kommst doch sicher alleine klar." Er zwinkerte kurz und verschwand dann eilig hinter dem nächsten Häuserblock. Palle sah ihm kopfschüttelnd hinterher, dann wandte er seinen Blick wieder auf die Bar, zu der Rewi ihn geführt hatte. Hatte Palle eine Wahl? Ja, natürlich hatte er die. Die Frage war eher, ob er da rein wollte. Wirklich wollen, tat Palle das nicht. Er wusste auf was eine Nacht in einer Schwulenbar herauslaufen würde. Seufzend verdrehte er die Augen "Vielen Dank auch, Rewi." murmelte er leise, während er sich gegen seinen eigenen Willen in Bewegung setzte und auf die Tür zusteuerte. Es schlug gerade sieben Uhr, als von innen aufgeschlossen wurde und Paluten ein verdutztes Gesicht entgegengestreckt wurde. "Wird hier grade geöffnet?" fragte Palle den überraschten Eigentümer. "Ja." antwortete dieser und trat zur Seite, damit Paluten eintreten konnte. "Eigentlich kommen die Leute nie so früh. Die Party geht erst heute Nacht so richtig los." Palle nickte nur knapp, blieb allerdings in der Türschwelle stehen, woraufhin der Eigentümer wieder in der Bar verschwand und Palle stehen ließ. Er musste da nicht rein. Er musste niemanden "kennenlernen". Rewi vermutete wahrscheinlich Palle bräuchte einen Ersatz. Einen Ersatz?! Niemand, kein verdammter Mensch auf dieser Welt könnte Manu ersetzen. Niemals. Palle wurde wütend auf Rewi. Jetzt wo er keine Zeit mehr für ihn hatte, wollte er wohl dafür sorgen, dass Paluten beschäftigt war. Nein, danke. Lieber einsam, als das. Zögernd trat Palle ein. Ein starker Geruch von Alkohol umwehte seine Nase. Ganz alleine stand er auf der scheinbar rießigen Tanzfläche. An der Wand ganz hinten stand eine alte Jukebox. Palle grinste und sah sich weiter um. Der Raum schien unwirklich groß im Vergleich zu dem scheinbar winzigen Eingang. Kurz fragte er sich wie viele Leute hier jeden Tag hingingen und wie viele Leute es von eben denen in derselben Nacht noch ins Bett verschlug. Bei dem Gedanken erschauderte Palle. Er wäre jetzt gerne mit Manu hier. Vielleicht würde Manu ja hier sein. Vielleicht war Manu nicht nach Essen gefahren, sondern in Köln geblieben. Sofort verwarf Paluten diesen Gedanken wieder. Als ob Manu sich freiwillig unter große Menschenmassen mischen würde oder in der Stadt bleiben würde, in der er von seinem Freund verraten wurde. Paluten kannte Manu gut genug, um das zu erkennen. Die Lichter an der Decke der Bar leuchteten bereits in verschiedenen Farben und die Wände waren bunt gestrichen. Ja klar. War ja ne Schwulenbar. "Hey, Kleiner!" Palle drehte sich um und erwiderte den Blick, den der Barbesitzer ihm zuwarf. "Ich kenn eigentlich fast jeden, der hier her kommt. Alles Stammkunden." sagte er freundlich, doch auf seiner Stirn bildeten sich kleine, zweifelnde Falten. "Dich hab ich hier noch nie gesehen. Es kommen eigentlich kaum Leute so früh, wie du." Palle lächelte und zuckte kurz mit den Schultern. "Bist noch nicht lange schwul oder was?" Der Barkeeper grinste und setzte sich auf den Tresen. Er war um einiges älter als Palle, vielleicht um die 50, verhielt sich aber neuzeitlich und lässig. "Könnte man so sagen." murmelte Palle und biss sich auf die Unterlippe. "Keine Sorge, Kleiner." Der Eigentümer lachte, "die ersten müssten gleich eintrudeln." Als hätte er damit ein geheimes Startsignal gegeben, öffnete sich die Tür, fünf Männer in Palutens Alter traten ein und setzten sich sofort an den Tresen. Freudig grüßten sie den Mann und er grüßte sie zurück. Palle wurde unwohl. Es schien ihm als kannten sich alle, die hier im Club regelmäßig einen Trinken gingen. Er dagegen war ein Neuling auf dem Gebiet. Der Barkeeper schwang sich schließlich vom Tresen, zwinkerte Palle zu und flüsterte einem der Jungs etwas ins Ohr, woraufhin dieser Paluten überrascht musterte. Warum sah er so überrascht aus? Palle war sich sicher, dass diese Leute seine Videos nicht sahen und ihn nicht kannten. Er hoffte es. Dann verschwand der Besitzer hinter dem Tresen und der junge Mann, der Palle nicht aufgehört hatte zu mustern stand wieder auf. Ohne zu zögern ging er auf Palle zu. "Der Alte hat gesagt, du warst der erste?" Paluten nickte stumm. Noch nie hatte er sich so schüchtern gefühlt. Lächelnd nahm der Mann seine Hand und zog ihn zu den anderen an den Tresen. "Der erste gibt immer einen aus." murmelte er und sah Paluten mit hochgezogenen Augenbrauen an. Palle nickte grinsend und war erleichtert, dass er seinen Geldbeutel dabei hatte. Während er für alle bestellte, musterte er die Jungs genauer. Zwei von ihnen sahen aus, wie Zwillinge, einer war blondhaarig, der andere braunhaarig und der Typ, der mit ihm geredet hatte, hatte mattschwarze Locken und dunkelbraune Augen. "Wartest du auf jemanden?" fragte der Schwarzhaarige, während er den Barkeeper beobachtete wie dieser die Drinks einschenkte. "Ne." murmelte Palle und nahm sein Getränk entgegen. Der Mann nickte schweigend und nahm auch seinen Drink entgegen. "Wie heißt'n du eigentlich?"
"Patrick."
"Patrick."
"Und du?"
"Matze." Palle nickte. Falls Matze an ihm interessiert sein sollte, tat es ihm Leid. Er hatte keine Lust, Manu noch mehr zu hintergehen, als er ohnehin schon getan hatte. Plötzlich öffnete sich die Tür und zwei weitere Männer traten ein, was Palle dazu verleitete sich umzudrehen und sie zu beobachten. Beide waren ebenfalls ungefähr in Palutens Alter. Der eine, ein hellhaariger Mann, redete immer wieder auf den anderen, einen eher dunkelhaarigen Mann, ein, dieser schien jedoch ähnlich bedrückt wie Palle und nicht wirklich oft in solchen Clubs gewesen zu sein. Matze stand plötzlich auf, lief auf den hellhaarigen zu und gab ihm, zu Palles Überraschung, ohne zu zögern einen Kuss. Ob die beiden zusammen waren, war in Palles Augen fraglich. Da bemerkte er, wie der dunkelhaarige Palle aufmerksam beobachtete. Sein Mund stand leicht offen, als könnte er es nicht fassen, wen er in diesem Club vors Gesicht bekam. Bitte nicht. Langsam sah der junge Mann zu seinem Begleiter, der sich nun freudig mit Matze unterhielt und steuerte dann auf den Tresen zu. Natürlich direkt auf den Platz neben Palle. Danke, Obama. Paluten hatte nicht vor gehabt hier irgendwelche Kontakte zu knüpfen, also warum war er überhaupt hier? "Hallo." Oh Gott, diese Stimme. Diese tiefe, beruhigende Stimme. Woher kannte Palle sie nur? Zögernd sah er auf und merkte, dass der dunkelhaarige Typ neben ihm stand und auf ihn herab blickte. Er lächelte etwas, als könne er immer noch nicht glauben, wer vor ihm saß. "Ähm...Hi." antwortete Palle knapp und sah betrübt in sein Glas, da er keine Lust auf ein Gespräch hatte. Aus dem Augenwinkel sah er, wie der Mann sich zögernd neben ihn setzte. "Ich bin Tim." murmelte der Mann. Bei jedem seiner Worte dachte Palle ihn zu kennen, aber er kannte keinen Tim. Tim Bergmann. Aber das war nicht Tim Bergmann. Wieso kam ihm diese Stimme dann so bekannt vor? Wahrscheinlich erinnerte ihn die Stimme an eine andere Stimme, aber an welche? Von einem Kollegen? Aus Höflichkeit beschloss Palle zu antworten. "Patrick."
"Nett dich kennenzulernen." Irgendetwas in seiner Stimme spöttelte. Wieso spöttelte etwas in seiner Stimme? Palle sah zu Tim und musterte ihn kopfschüttelnd. "Tut mir Leid, aber kenne ich dich?" Tim lächelte und schüttelte den Kopf. "Nein. Nicht das ich wüsste." Erleichtert atmete Palle aus und nahm noch einen lustlosen Schluck von seinem Getränk. Es beunruhigte ihn, wie Tim ihn musterte.
"Du siehst nicht so aus, als wärst du hier um Spaß zu haben."
"Du auch nicht."
"Da ist was dran." Palle sah verwirrt auf. "Warum bist du dann hier?" Tim zuckte mit den Schultern.
"Ein Kumpel hat mich mitgeschleppt."
Palle nickte. "Erging mir ähnlich." Traurig sah Tim zu Boden. Diese Traurigkeit, die von dem jungen Mann ausgestrahlt wurde, erkannte Palle wieder. Es war eine Art von Depression, die Palle selbst durchlitt. "Hast du einen Freund?" fragte er daher. Auf diese Frage hin wirkte Tim erschrocken. "Nicht das ich etwas von dir wollte." fügte Palle hastig hinzu. "Ich bin selbst...vergeben. Sozusagen."
"Sozusagen?"
"Wir machen sowas wie...eine Pause."
"Ist bei uns ähnlich."
"Also hast du einen Freund?"
"Den besten." Tim lächelte trautig und schien in Gedanken versunken. "Es war perfekt, aber wir hatten einen ziemlich miesen Streit. Vor ungefähr drei Tagen bin ich also nach Köln gefahren." Palle war überrascht über die vielen Gemeinsamkeiten, die die beiden hatten. Irgendetwas regte sich in seinem Hirn. Es schien kurz davor den Code zu dem geheimen Fach zu knacken, in dem stand woher Palle Tim kannte. Woher er Tim's Stimme kannte. Aber letzten Endes schien es ihm nicht zu gelingen und die Tür zur Auflösung blieb verschlossen. Palle zögerte. "Manchmal...manchmal hilft es über seine Sorgen zu reden. Ich meine..." Er dachte an Rewi und Maudado, "Ich hatte immer Leute, die mich in dem was ich tue unterstützen und sie haben mir immer geholfen." Er lachte kurz auf und verstummte dann auf melancholische Weise, "Auch wenn ich keine Hilfe gewollt habe, denn ich habe sie doch gebraucht." Tim starrte ihn an. Er schien über diese Worte nachzudenken, dann stand er selbstbewusst auf. Selbstbewusst war er seit er den Raum betreten hatte nicht gerade gewesen, aber nun lächelte er und hielt Palle eine Hand hin. "Wie wär's wenn wir unsere Pausen versuchen zu genießen?" er klang zugleich selbstsicher und doch skeptisch. Ihn schien der Streit mit seinem Freund mindestens so sehr getroffen zu haben wie Palle swinen Streit mit Manu. Paluten konnte hinter die bröckelige Fassade schauen, doch Tim überspielte es trotz allem gut. Als Palle die Hand nicht ergriff, ließ Tim nicht locker. "Nur ein kleines Tänzchen. Sieh dich doch um. Niemand hockt mehr rum." Paluten hatte überhaupt nicht gemerkt, wie schnell sich der Club gefüllt hatte. Er zögerte kurz, dann ergriff er Tim's Hand. Er würde nicht mit Tim schlafen. Das wollten sie beide nicht und dieses Gefühl Tim zu kennen hielt Palle auch davon ab.
Tim fragte sich währenddessen, ohne dass Palle es wusste, wann Paluten es merken würde. Wann würde er seine Stimme erkennen oder blieb sein Geheimnis wohl gehütet? Er wusste nun, er war nicht der einzige mit Geheimnissen.

😏#Stexpert Hat's jemand geahnt? xD

GLPalle ~~ Heimliches VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt