"The heart was made to be broken."

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Palle wachte irgendwann gegen 8:00 Uhr morgens auf. Im ersten Moment wusste er nicht genau wo er war. Erinnerungen an den gestrigen Abend waren verschwommen, bis Palle merkte in wessen Arm er aufgewacht war. Rewi hatte seinen linken Arm auf Palles Hüfte gelegt und die Nase in dessen Haaren vergraben, sodass Paluten dessen gleichmäßigen Atem an seiner Kopfhaut spüren konnte. Palles Hände umklammerten Rewis rechte Hand. Vorsichtig bewegte Palle seine Beine, ließ Rewis rechte Hand los und nahm dessen linken Arm vorsichtig von seiner Hüfte, sodass dieser nicht aufwachte. Palles Handy lag nicht weit entfernt auf dem Boden, daher reckte sich Palle, bis er es erreichte und schaltete es ein. 8:05 Uhr stand da 2 verpasste Anrufe stand da. Von wem? Maudado. Das hatte Palle komplett vergessen. Maurice hatte ihn gestern nochmal anrufen wollen. Halb so schlimm. Palle würde seinen Kumpel einfach heute nochmal anrufen. Sollte er ihm von Rewi erzählen? Nein. Das war nicht nötig. Was in dieser Nacht passiert war, würde nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Paluten war sich in dieser Sache sicher. Allerdings redete er es sich eher ein, als dass er es wirklich glaubte. 1 neue Nachricht. Palle öffnete Whatsapp. Kurz hoffte er, dass Manu ihm geschrieben hatte. Egal was, einfach irgendetwas, aber die Hoffnung erstarb, als er sah, dass die Nachricht auch von Maudado war. Seufzend legte er sein Handy zur Seite und entwand sich weiter Rewis Griff, ohne das dieser aufwachte. Nachdenklich suchte er sein Zeugs zusammen. Shirt - Schuhe - Hose - Socken. Wo war seine verdammte Unterhose? Palle stöhnte genervt auf. Geduldig suchte er unter den Schränken, Tischen, hinter den Schränken, im Mülleimer, hinter dem Mülleimer. Sie war unauffindbar. Langsam verlor Palle die Geduld. Wie konnte eine Unterhose denn bitte aus diesem Zimmer spurlos verschwinden? Verdammt.
"Patrick? Was machst du da?" Rewi war aufgewacht und rieb sich die vor Müdigkeit tränenden Augen.
"Ich such was." brachte dieser zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
"Bist aber nicht gerade leise." Paluten war gereizt. Er fand seine verdammte Unterhose nicht und jetzt motzte ihn Rewi auch noch an. Nein, Danke.
"Tut mir Leid!" schnauzte er Rewi voller Sarkasmus an. "Hilf mir doch, anstatt so faul wie noch was auf dem Scheißboden zu liegen!"
"Is ja gut. Sei nich so ein Ekel..." seufzend rappelte Rewi sich auf und gesellte sich zu Palle. "Also, an was fehlt"s?"
"Unterhose."
"Echt jetzt?"
"Halt einfach die Klappe, Sebastian." Rewi musterte Palle grinsend.
"Kannst meine haben, wenn du willst." sagte er lachend, doch Paluten ignorierte ihn. Etwas zu verlegen war nicht Palles Art. Besonders keine Unterhose. Paluten hatte schließlich zu hundert Prozent alles auf einen Haufen in eine Ecke des Zimmers gelegt, wo Palle und Rewi sie nicht hätten erreichen können. Palle dachte nach, bis ihm etwas auffiel.
"Sebastian? Wenn du das warst, ist das nicht lustig." Das Lächeln in Rewis Gesicht verschwand blitzartig. Seine zuvor Freude ausstrahlenden Augen wirkten plötzlich eiskalt.
"Denkst du echt von mir, dass ich deine Unterhose verstecke, im Klo ertränke oder sonst was? Echt?" Das klang überzeugend. Beschämt gestand sich Palle ein, das der Gedanke Rewi würde zum Spaß seine Unterhose verstecken, kindisch war. Soetwas machten kleine Kinder in der Grundschule und keine selbstständigen Erwachsenne. Palle musste das Kleidungsstück also verlegt haben, was er selbst allerdings nicht wirklich glaubte. Die ganze Geschichte war ihm einfach nicht geheuer. Niemand, außer ihnen, war doch diese Nacht im UFO gewesen. Oder?

Palle hatte sich damit abgefunden, dass seine Unterhose unauffindbar war und es auch bleiben würde. Vielleicht würde das weiße Ding die nächsten Tage irgendwo unerwarteter Weise auftauchen. Paluten musste jetzt erst einmal zu Manu, nach Hause. Daher verabschiedete er sich von Rewi, welcher ihm gutmütig auf die Schulter klopfte und ihn für die schöne, gemeinsame Nacht dankte und fuhr mit seinem kleinen Wagen das kurze Stück nach Hause.
"Hallo!" rief er fröhlich, während er durch die Tür trat. "Sorry, dass es länger gedauert hat. Bin eingeschlafen." Keine Antwort. "Manu?" Kurz durchfuhr Palle der Gedanke, dass Manu noch schlief und so schlich er durch das menschenleere Wohnzimmer ins Schlafzimmer. "Hallo?" Das Bett war leer und über Nacht nicht angefasst worden. Paluten war verwirrt. Wo konnte Manu sonst noch sein und warum sollte er sich überhaupt verstecken? "Manu!" rief Palle immer wieder, während er durch die Wohnung irrte, doch sein Kumpel war wie vom Erdboden verschluckt. Palles Puls beschleunigte sich. Wieso sollte Manu einfach so gehen? War er vielleicht einfach einkaufen gegangen? Schnell rannte Palle wieder ins Wohnzimmer und suchte Manus Rucksack, den er einst achtlos auf das Sofa geschmissen hatte. Weg. Wieso sollte Manu denn verdammt nochmal gehen? Auch wenn es der Grund für sein plötzliches Verschwinden sein sollte, konnte Manu eigentlich nicht wissen, was sich gestern Nacht im UFO abgespielt hatte. Palle war komplett aufgelöst. Kam Manu wieder? Sollte er ihn versuchen anzurufen? Natürlich würde Palle Manu anrufen. Dann fiel sein Blick auf die Tür. An der Tür hingen normalerweise Schlüssel und Ersatzschlüssel zu seiner Wohnung, Schlüssel zu dem Haus seiner Eltern und Schlüssel und Ersatzschlüssel für das UFO. Ein Schlüssel fehlte jedoch. Ein Schock fuhr durch Palles Körper. Plötzlich klingelte sein Handy.
"Ja, Hallo?" Palle war zu aufgeregt gewesen, um zu überprüfen wer ihn denn gerade anrief. Er hoffte inständig es wäre Manu, der ihm erklären wollte, dass er einen kurzen Spaziergang durch Köln machte, seinen Rucksack einfach mal mitgenommen hatte und froh war, dass Paluten wieder daheim war. Natürlich zeigte er totales Verständnis für Palles viel zu spät kommen. Jedenfalls in Palles Wunschwelt.
"Hallo Palle." drang Maudados Stimme vom anderen Ende der Leitung aus in Palles Ohr.
"Ach, Maurice, du bist's." Die Enttäuschung in Palles Stimme war unüberhörbar.
"Hast du jemand anderen erwartet?"
"Nicht direkt."
"Indirekt?" Palle seufzte. Maudado konnte echt in den ungelegensten Situationen anrufen. Irgendwie war Palle ihm dankbar dafür. Diese Angst, dass Manu aus einem ungenauem Grund einfach gegangen war und nun vielleicht nie mehr zurückkam stieg stetig in Palle. Er fühlte sich eingedrängt von der Furcht seinen besten Freund zu verlieren. Manu.
"Sag schon...ich merk doch, dass du echt enttäuscht bist, dass ich gerade angerufen habe. Mach mir nichts vor."
"Ja. Tut mir Leid. Ich- Ich dachte du wärst vielleicht..." Palle zögerte, "...Manu."
"Ach?" Maudado schien überrascht, "Erwartest du einen Anruf von ihm? Wollt ihr euch wieder treffen?"
"Ehrlich gesagt ist er gestern Nacht noch gekommen. Nachdem ich dich angerufen habe."
"Wie? Du bist gegangen und er ist gleich hinterher?"
"So ungefähr." Palle spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg und war froh, dass Maurice ihn in diesem Moment nicht sehen konnte.
"Wie romantisch." Maudado lachte, was Palle zu einem kurzen Grinsen verleitete, "Und wo ist er jetzt?"
"Ich weiß es nicht."
"Das klingt aber nicht ganz so..." Maudado dachte kurz nach. Stille herrschte zwischen den beiden und Palle konnte sich denken, was Maudado sagen wollte. Dass Manu einfach ohne ein Wort ging, rückte die Beziehung zwischen Palle und Manu eher in düsteres Licht. Wer ließ seinen besten Freund und Geliebten bitte alleine, ohne auch nur ein Wort zu sagen? Manu vielleicht. So war er nun einmal. Stur, egoistisch, frech und doch liebenswürdig, freundlich und positiv ungewöhnlich.
"Er war weg, als ich gerade heimgekommen bin."
"Wo warst du denn über Nacht?"
"Im UFO." Mit Rewi. Palle wollte Rewi weitehin da raus lassen. Maudado würde es nicht verstehen. Genauso wenig, wie Manu es verstehen würde.
"Was macht man denn nachts auch im UFO?"
"Bin ausversehen eingeschlafen." Im Grunde stimmte das. Palle hatte nicht vorgehabt im UFO bei Rewi zu übernachten. Er hatte vorgehabt daheim in seinem Bett zu schlafen und nicht auf Rewis altem Teppich.
"Mann, Palle!" Maudado seufzte, "Du weißt doch, wie Manu ist!"
"Ja, ich weiß wie er ist." Nämlich stur, egoistisch, frech und doch liebenswürdig, freundlich und positiv ungewöhnlich.
"So jemanden wie Manu lässt man nicht allein. Und schon gar nicht eine ganze Nacht!" murmelte Maurice und Palle hörte aus dem Gemurmel heraus, wie dieser sein Grinsen am anderen Ende der Leitung unterdrückte.
"Ich weiß."
"Ruf ihn einfach mal an."
"Mach ich."
"Gut so. Das wird schon wieder."
"Sonst noch was, über was du mit mir reden willst?" Palle dachte kurz nach. Er war sich sicher, dass er Maurice so ziemlich alles anvertrauen konnte aber im Moment schien Palle es nicht zu wollen. Er musste da erstmal alleine durch.
"Nein danke, Maurice. Grüß-" Palle hielt inne. Er hatte plötzlich unkontrolliert angefangen zu zittern. Sein gesamter Körper bebte. Maudado wartete geduldig auf die Beendigung des Satzes. "Grüße bitte Micha von mir."
"Du kannst ihn doch sel-"
"Tu's einfach. Ich hab gerade keine Lust persönlich mit ihm zu reden, aber er ist mir nicht egal. Ich will nicht, dass er das denkt."
"Ok, geht klar."
"Danke, Dado."
"Immer wieder gerne."
"Ich mein's echt ernst."
"Ich doch auch."

Jaja...ich hab mich für die "negative Auswirkungen" entschieden, aber das macht es wenigstens spannender, hab ich recht? :P Das nächste Kapitelchen wird ein bisschen anders, aber mehr dazu, wenn es soweit ist ;)
Sonst noch eine wunderhübsche Woche ^0^

GLPalle ~~ Heimliches VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt