Mit mulmigem Gefühl sah ich zu dem Flieger der mich und Zar zu seinem Anwesen bringen würde. Unwillkürlich suchte mein Blick Zar. Er stand neben dem Piloten und gab ihm noch die letzten Anweisungen. Ich wusste er musste meinen Blick gespürt haben, trotzdem beachtete er mich nicht. Er unterbrach weder das Gespräch noch warf er mir einen Blick zu. Nicht mal als ich zu ihm ging und neben ihm stehen blieb. Der Pilot lächelte und nickte mir kurz zu. Dann drehte er sich um und stapfte zur Maschine um sie ein letztes Mal zu überprüfen. Ich sah Zar an, aber dieser hatte nicht mehr als einen flüchtigen Blick in meine Richtung für mich übrig. Dann ging er mit sicheren Schritten zum Flieger und sah nicht nach ob ich ihm folgte. Schnell rannte ich ihm hinter her. Seine Ignoranz versetzte mir einen Stich ins Herz.
"Z-Zar warte a-auf m-mich", keuchte ich, war mir aber nicht sicher ob er mich gehört hatte. Dennoch merkte ich das er seine Schritte verlangsamte so dass ich aufholen konnte. Dann waren wir an der Metalltreppe die in den Flieger führte angekommen. Mit unsicheren Schritten folgte ich ihm nach oben. In dem Jet angekommen sah ich mich erfurchtsvoll um. Alles hier drin deutete nicht darauf hin in einem Flieger zu sein. Es sah eher aus wie ein Aufenthaltsraum und als ich mich in einen Sessel sinken ließ, verstärkte sich das Gefühl nur noch. Die teure Einrichtung war luxuriöser als alles was ich je gesehen hatte. Und das alles gehörte Zar. Mit dieser Menge Geld war untrennbar Macht verbunden. Aber was war das für eine Macht? Verstohlen warf sie einen Blick zu Zar der ihr gegenüber saß und mehrere Blätter Papier vor sich hatte. Arbeitete er etwa? Er musste meinen Blick gespürt haben, denn er sah auf. Ertappt zuckte ich zusammen und richtete meinen Blick aus dem Fenster nach draußen. Ein weites Feld an dessen Ende ein Wald begann war alles was man sehen konnte. Dann heulte die Maschine auf, und das Flugzeug bewegte sich langsam los. Ich kämpfte kurz gegen das Gefühl von Übelkeit an und lehnte mich im Sitz zurück. Noch nie bin ich geflogen und nun war ich aufgeregt und nervös zu gleich. Ich sah aus dem Fenster und versuchte mich abzulenken, von der ungewohnten Situation. Es half nicht. Ich umfasste die Lehnen des Sitzes, spürte das jemand mich beobachtete und hob den Blick. Zar sah mich prüfend an. Meine Wangen brannten. "I-ich bin noch nie g-geflogen", murmelte ich. Für einen Moment lang glaubte sie Überraschung in seinen Augen zu sehen, dann nickte er. "Und wie ist dein erster Eindruck?", fragte er und sah mich interessiert an. "E-es ist u-ungewohnt", antwortete ich verlegen. Das Dröhnen der Maschine wurde lauter. Als sie beschleunigten, zog ich meinen Gurt enger und richtete meinen Blick auf Zar. Zu dem leichten Gefühl der Unsicherheit mischte sich ein anderes. Meine Sinne schienen sich zu verschärfen, ein Kribbeln machte sich in meinem Bauch breit. Automatisch hoben sich meine Mundwinkel. Dieses Hochgefühl war berauschend. Das Flugzeug wurde schneller. Nun gab es kein Zurück mehr. Dann hob die Maschine ab und die Bewegungen wurden sanfter, als die Räder die Haftung auf dem Asphalt verloren. Stetig stieg die Maschine. Ich sah nach draußen und verspürte ein seltsames Gefühl von Losgelöstheit als ich sah wie weit wir uns von der Erde entfernten. Immer noch spürte ich Zar's Blick auf mir und kam nicht umhin nochmal an den Augenblick zu denken, wo er mich im Arm gehalten hatte. Was er jetzt wohl von mir dachte? Ich wusste das ich irgendwas falsch gemacht hatte, sonst hätte er nicht so reagiert. Aber auch wenn ich den Moment immer wieder im Kopf abspielte ich kam nicht drauf was ich hätte anders machen können. In diesem Gebiet war ich einfach zu unerfahren. Zuneigung zu geben und zu bekommen hielt ich nicht mehr für selbstverständlich. Eine Zeit lang hatte ich geglaubt in meinem Leben würden mir nie wieder Hoffnung, Glück, Liebe und anderen positiven Gefühle begegnen. Unter mir verschwanden die Häuser langsam aus meinem Blick. Flauschige Wolken schoben sich davor. Fasziniert sah ich ihnen zu wie sie sich aneinander vorbei schoben. "Fliegen scheint dir zu gefallen", sagte Zar und lehnte sich zurück. Ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel und ich kam nicht umhin ihn mit einem Strahlen anzusehen und so meine offensichtliche Faszination zu zeigen. "Es i-ist unglaublich, i-ich wusste n-nicht, dass Fliegen s-so schön sein kann", sprudelte es begeistert aus mir heraus. Ich sah wieder aus dem Fenster um keinen Augenblick über den Wolken zu verpassen. Zar antwortete nicht und für ein paar Minuten war es still. "Warum ist deine Familie nie mit dir in den Urlaub geflogen?", unterbrach Zar die Stille. "Meine Eltern w-wollten nie w-weg. Sie l-lieben ihre Heimat und d-diese Liebe scheinen sie v-vererbt zu
h-haben", erwiderte ich. "Wie i-ist es b-bei dir Zuhause?", stellte ich eine Gegenfrage. Kurz verfinsterte such sein Gesicht und ich dachte schon er würde nicht antworten, doch dann fing er an zu erzählen. "In der Nähe von meinem Anwesen ist eine Stadt. Jeder dort weiß was ich bin. Einige arbeiten auch auf meinem Anwesen und halten es intakt so lange ich weg bin." Mir fiel auf das er in seiner Erklärung kein einziges Mal seinen Wohnort als Zuhause bezeichnete. "Hast d-du keine A-Angst das e-einer d-der Menschen v-verraten könnte
w-was du bist?", fragte ich interessiert nach. Er schüttelte den Kopf. "Ich weiß dass die meisten von ihnen vertrauenswürdig sind. Den Rest halte ich immer etwas im Blick", antwortete er ernst. "Ansonsten liegt sehr viel Natur um mein Anwesen, die viel Ruhe und Privatsphäre garantiert", ergänzte er noch. Überrascht sah ich ihn an, ich hätte nicht gedacht das ihm so viel daran gelegen wäre. Meine Vermutung war gewesen, dass er das Stadtleben liebte. Aber anscheinend mochte er es mehr seinen eigenen Bereich zu haben. Nachdem meine Fragen geklärt waren wurde es wieder ruhig und mein Blick schweifte wieder aus dem Fenster. Nun konnte ich es kaum erwarten seine Heimat zu sehen.
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Geküsste der Dämmerung
FantasyZar Diabolos ist verdammt attraktiv, verdammt mächtig und verdammt furchteinflössend. Bella ist die einzige in ihrer Familie, die keine Heilkräfte hat und die sich seit ihrer Entführung nicht mehr sicher gefühlt hat. Außerdem trägt sie Ängste mit si...