...immer lieblos...

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Genau fünfzehn Minuten später betrat Joetun den Raum. Er musterte mich kurz und seine Miene erhellte sich ein wenig. Mir war gar nicht wohl dabei und ich versuchte es zu ignorieren als er mir beim Anlegen der Ketten näher kam. Dann bugsiert er mich aus dem Bad und ich wurde nervös als ich bemerkte, dass er eine andere Richtung einschlug als die aus der wir gekommen waren. Ich hatte Angst. Wir gingen ein paar Stufen hoch und standen erneut in einem Gang. Hier sah nur alles viel gepflegter aus. Bilder hingen an den Wänden und zwischendurch sah ich immer wieder edle Vasen um die Joetun einen großen Bogen machte. Wahrscheinlich hatte er Sorge ich würde eine davon beschädigen. Er schubste mich durch eine kleine Nebentür. Ich verspannte mich, traute mich aber nicht irgendwas zu sagen. Ein Schnauben hinter mir dann trat Joetun wieder neben mich und zog mich auf ein kleines Podest. Ein verzierter Pfahl stand dort. Ich ahnte bereits was Joetun vorhatte. Mein Verdacht bestätigte sich als er mich unsanft dort ankettete. Verschiedene Gefühle wirbelten durch mein Inneres. Die bösen Vorahnungen verstärkten meine Anspannung nur noch. Ich starrte auf den weinroten Vorhang der mich umgab. "Vielleicht wird dir das was gleich passiert endlich ein bisschen Angst einjagen", murmelte Joetun dicht an meinem Ohr. Ein unangenehmer Schauer lief mir über den Rücken. "Wass haben sie vor?", fragte ich zitternd. Er trat vor mich und strich mir über die Wange. Ich zuckte zurück. Er lächelte. Ohne mir eine Antwort zu geben, ging er raus. Ich schloss die Augen versuchte auszublenden, dass ich hier mit gebundenen Händen stand und nicht wusste wie ich mich jemals aus Joetun's Fängen befreien könnte. Wenn ich doch bloß nicht so besonders wäre, nicht so anders. Ich wäre tausendmal lieber eine einfache Dämonin oder Hexe. Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war. Aber irgendwann hörte ich Stimmen, die von mehreren Personen zu stammen schienen.
"Ich persönlich suche einen Elf, mein letzter starb an Altersschwäche."
"Oh non Monsieur, warum holen sie sich nischt gleich eine Fee ins Haus, sie sind viel leichter zu handhaben."
"Madame wenn ich bemerken darf, dass Feen immer sehr flatterhaft sind halte ich das für keine gute Idee."
Weitere Stimmen setzten ein, viele hatten Akzente oder sprachen gleich eine andere Sprache. Ich verstand nur noch Gesprächsfetzen. Das Gehörte machte mir Sorgen. Was meinten sie damit und warum hörte es sich auf einmal so an als würde ich mitten in einer Menschenmenge stehen? Musik ging an und das Licht wurde gedimmt. Ich hörte ein Raunen und dann aufgeregtes Gerede. Ich wurde unruhig wollte unbedingt wissen was dort vor sich ging. Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis eine Veränderung geschah. Doch schließlich ging die Musik ganz aus. Ich zuckte zusammen als ich Joetun's Stimme hörte, die von überall zu kommen schien.
"Meine Dame und Herren, liebe Gäste
ich freue mich, dass sie heute hier sind und merke sie sind wie immer begeistert von der Auswahl. Doch diesmal habe ich eine Sensation für sie. Wie wir alle wissen, gibt es der Legende nach Personen, die besonderes Blut besitzen. Ein Blut, dass dich heilt von jeder Krankheit und dich unbesiegbar macht. Dieses Blut gibt es wirklich. Und hier seht ihr eine Trägerin dieses einzigartigen Blutes. Der Vorhang ging auf und Scheinwerfer wurden hell auf mich gerichtet, sodass die Menge vor mir nicht mehr zu erkennen war. Lautes Gemurmel ertönte und Unglauben machte sich breit. Eine Frau sprang auf das Podest scheinbar eine Vampirin. Sie umrundete mich so schnell, dass ich sie nur als verschwommenen Schemen warnahm. Ich spannte mich an. Plötzlich stand sie direkt vor mir ein verrücktes Glitzern in den Augen. Doch ich sah auch Misstrauen in ihren Augen aufflackern. Sie wandte sich zu einem Punkt abseits von der Menge. "Woher sollen wir wissen, dass es stimmt was du sagst. Du sagst schließlich immer wieder, dass man einen Kauf bei dir nicht rückgängig machen kann, Joetun." Sie hatte laut geredet und sprach offensichtlich mit Joetun. Ein leises Lachen ertönte, was mir ein Schauer über den Rücken laufen ließ. "Du hast da was falsch verstanden meine Liebe. Sie steht nicht zum Verkauf." Empörtes Murmeln brandete nach Joetun's Worten auf und auch die Vampirin versteifte sich. Er wartete bis es etwas abgeflaut war und sprach dann weiter. "Aber natürlich teile ich. Wer also etwas von dem Blut haben will, nimmt sich es. Ihr bekommt genau fünf Minuten um euch an ihr zu bedienen, aber erst nach Bezahlung. Dann ist die Zeit vorbei. Silvana du darfst selbstverständlich mit deinem Begleiter überprüfen ob ich gelogen habe." Die Vampirin, Silvana, lächelte verzückt und nickte jemanden aus der Menge zu. Ein Mann der ihr sehr ähnlich sah, sprang auf die Bühne. Ebenfalls ein Vampir. Die Menge hatte angefangen zu murmeln und ich spürte, die Unzufriedenheit, dass nur die beiden Vampire kostenlos den Anfang machen durften. Als die zwei Vampire dicht vor mir standen, wurde ich unruhig. "Er hat nicht gelogen." Ich flüsterte nur und sah die beiden Vampire eindringlich an. "Aber die Wirkung lässt nach. Solange Joetun mich besitzt seit ihr auch von ihm abhängig. Das ist sein Ziel. Ihr alle sollt immer wieder kommen und bezahlen bis er reich genug ist und mich für sich behält." Ich hatte leise und schnell gesprochen, wusste nicht woher diese Lüge kam, die mir so leicht über die Lippen ging. In meinem Kopf entwickelte sich rasant ein Plan und ich konnte nur hoffen, dass er aufging. Die Vampirin verzog misstrauisch die Augenbrauen und warf dem Vampir neben sich einen kurzen Blick zu, den er erwiderte. Sie kam noch einen Schritt näher und drückte meinen Kopf zur Seite. Ich spürte einen kurzen stechenden Schmerz und dann merkte ich wie sie anfing zu saugen. Ein seltsames kribbelnes Gefühl ging von der Stelle aus. Einen kurzen Moment später stockte die Vampirin. Dann riss sie den Kopf zurück und gab dem Vampir neben ihr ein Zeichen. Plötzlich ging alles zu schnell als dass ich es erfassen konnte. Ich lag über der Schulter der Vampirin, die Ketten waren gelöst und sie rannte in Lichtgeschwindigkeit los. Mir wurde übel von dem Geschaukel. Aber ich versuchte nicht sie daran zu hindern. Hinter uns brach das Chaos aus. Ich konnte den Tumult hören. Dann plötzlich spürte ich Sonnenlicht auf meiner Haut. Die Vampirin zischte, verlangsamte aber nicht. Eine Bewegung links von uns erregte meine Aufmerksamkeit. Der Vampir, ihr Begleiter, tauchte auf. Ich hatte nicht aufgepasst und so merkte ich erst zu spät, dass die Vampirin urplötzlich anhielt. Ich stöhnte als mein Magen einen Salto schlug. "Lass sie runter Silvana." Ruckartig horchte ich auf. Versuchte mir nichts anmerken zu lassen von meinem inneren Gefühlschaos. Zar war hier. 

Geküsste der Dämmerung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt