Mit schweren Schritten ging ich den Flur entlang. Es war früher Abend und alle außer Zar, Gretchen und ich entspannten nach dem klar geworden war, dass ich wieder auf die Beine kam. Isa hatte mich mit zerknirschtem Gesichtsausdruck besucht und gefragt wie es mir gehe. Anscheinend hatte Zar ihr mächtig die Schuldgefühle eingeredet. Was mich schon wieder sauer machte. So wie es aussah, war Zar unausstehlich gewesen solange ich im Komma gelegen hatte. Was mich traurig machte. Er hatte doch Gefühle für mich, warum ließ er sie dann nicht zu. Das letzte Licht fiel warm durch die Fenster. Ich stand nun vor der Tür zu dem etwas abgelegenen Raum. Ich drückte die Klinke herunter und betrat vorsichtig den Raum. Noch war keiner da. Ich stellte mich in eine Ecke. Soweit ich verstanden hatte, war ich sowieso nur als Zuschauer da. Aber genau wusste ich natürlich nicht was ich machen sollte. Die Tür ging knarrend auf und Gretchen betrat den Raum. Sie entdeckte mich und warf mir ein nervöses Lächeln zu. Ich rang mir ebenfalls ein kleines aufmunterndes Lächeln ab. Das sie sowieso nicht zu bemerken schien, dazu war ihre Aufregung zu groß. Die Tür öffnete sich erneut und dann betrat endlich Zar den Raum. Mich streifte sein Blick nur kurz. Dann richtete sich seine Aufmerksamkeit auf Gretchen, die ihn erwartungsvoll ansah. Er gab ihr ein Zeichen und sie folgte ihm. Seine Ignoranz gegenüber mir kränkte mich inzwischen mehr als ich mir eingestehen wollte. Ich lehnte mich gegen die Wand und beobachtete die beiden. Was ich inzwischen wusste, war das Zar den genauen Wortlaut des Schwurs Gretchen schon verraten hatte. Denn ich hatte sie immer, wenn sie mir etwas gebracht hatte, Worte vor sich hinmurmeln hören. Jetzt stellten sie sich gegenüber, dann merkte ich wie Zar's Macht sich ausbreitete. Er ließ sie einfach los und sie umhüllte uns wie einen schützender Mantel. Ich schloss entspannt die Augen und ließ zu, dass seine Magie mich etwas stützte. Schließlich war die komplette Genesung noch nicht ganz eingetreten. Ich öffnete wieder meine Augen und sah zu Gretchen und Zar. Auf Zar's Nicken hin fing Gretchen konzentriert an ihre Worte bedächtig zu sprechen.
"Ich, Gretchen Odell, verspreche hiermit das meine Unterstützung stets dir gehören wird, dass ich dir helfen werde wo ich kann. Meine Treue soll dir sicher sein. Ich werd hinter deinem Willen stehen und deine Feinde werden auch meine sein. Solange ich lebe werde ich für dich kämpfen und auf deiner Seite stehen, weil du dessen würdig bist. Dies verspreche ich dir Zar Diabolos."
Ich schnappte nach Luft als ich merkte wie sich Zar's Macht noch weiter ausbreitete. Es schien als sei sie ein Stück gewachsen und das Knistern, das nun den Raum füllte war elektrisierend. Während der ganzen Rede hatten die beiden sich angeschaut und ich war mir vorgekommen wie ein unerwünschter Eindringling. Meine Geduld war am Ende und ich wollte endlich aus dem Raum raus. Zumal Zar mich nicht einmal wahrnahm. Jetzt legte er Gretchen eine Hand auf die Schulter und murmelte etwas so leise, dass ich es nicht verstand. Dann trat er zurück und der ganze Spuk schien ein Ende zu haben. Zar's Macht verflüchtigte sich und es war als hätte ich sie nie gespürt. Gretchen lächelte überschwänglich und schien vor Stolz fast zu platzen. Aber mir reichte es. Ich stieß mich von der Wand ab und stapfte aus dem Raum um den beiden noch etwas Zeit zu gönnen. Eins stand fest Zar und ich mussten dringend reden. Mit diesem Entschluss drehte ich mich um, lehnte mich an die Wand und beobachtete die Tür. Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis Gretchen gefolg von Zar den Raum verließ. Sie schenkte mir ein seliges Lächeln und ging dann den Gang herunter, nicht ohne sich nochmal neugierig umzudrehen. Meine Laune sank noch weiter. Zar hingegen schließ den Raum in Ruhe ab. Sein Blick streifte mich nur flüchtig. "K-Können wir r-reden", murmelte ich bedrückt. Er sah mich nicht mal an, ging einfach los. "Ich wüsste nicht worüber", erwiderte er abweisend. Ich folgte ihm eilig. "W-Warum ignorierst du m-mich? Du redest nicht mehr mit mir und siehst mich nicht mal mehr an", warf ich ihm vor. Anstatt darauf zu antworten, ging er nur schneller. Bis ich irgendwann Schwierigkeiten hatte ihn einzuholen. "Z-Zar gib mir doch wenigstens eine Erklärung, damit ich eine Chance habe zu verstehen", keuchte ich wütend und griff nach seinem Arm. In sekundenschnelle war er herum gewirbelt und hielt mein Handgelenk fest, bevor ich auch nur die Chance hatte ihn zu berühren. "Versuch das nicht noch einmal. Es ist vorbei", knurrte er zwischen zusammen gebissenden Zähnen hervor. "Wieso?", flüsterte ich verwirrt und sah ihm verzweifelt in die Augen. Versuchte zu verstehen. "Erklär es mir doch wenigstens", verlangte ich laut. Für einen Moment sah er mich nur wütend über meine Hartnäckigkeit an. "Na gut aber bedenke du wolltest es wissen", grollte er. "Ich war bisher einmal verliebt, ansonsten hatte ich nur sexuelle Bekanntschaften. Diese eine Liebe hat mich verraten, durch diesen Verrat wurde meine Familie umgebracht und ich von ihr fast im Schlaf getötet." Mit einem Ruck zog er sein T-shirt aus und drehte sich um. Auf der limken Seite knapp unterhalb des Schulterblattes war eine Einstichnarbe zu sehen, vermutlich von einem Messer. Erschrocken konnte ich sie nur ansehen. Das kam überraschend, ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. "Falls du es wissen willst, ich hab sie getötet. Sie hat das alles nur getan, weil sie gar nicht in mich verliebt war, sondern in Joetun." "Wer ist Joetun?", fragte ich schließlich. Zar lachte bitter auf und drehte sich wieder um. "Joetun...
Er hat mich immer um meine Macht beneidet und dann seine Geliebte vorgeschickt um mich auszuschalten." Sein Blick ging über mich hinweg und es schien als rede er mit jemand anderen. "Ich würde dich nie verraten", flüsterte ich hilflos. Endlich richtete sich sein Blich wieder auf mich. "Darum geht es nicht. Ich musste sie töten wegen ihm und jetzt ist er vermutlich auch hinter dir her. Ich kann dich nicht auch noch an ihn verlieren", erwiderte er wütend. "Deshalb lass es einfach. Das zwischen uns, das geht nicht", sagte er eindringlich. ich starrte ihn nur stumm an. Nachdem er mir einen letzten warnenden Blick zugeworfen hatte, drehte er sich um und ging davon. Wie betäubt konnte ich ihm nur hinterher schauen und den Verdacht aufkommen lassen, dass es diesmal wirklich vorbei war.
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Geküsste der Dämmerung
FantasyZar Diabolos ist verdammt attraktiv, verdammt mächtig und verdammt furchteinflössend. Bella ist die einzige in ihrer Familie, die keine Heilkräfte hat und die sich seit ihrer Entführung nicht mehr sicher gefühlt hat. Außerdem trägt sie Ängste mit si...