Die nächsten Tage verliefen gleich. Ich wartete bis Vera kam. Dann nahm sie mir Blut ab und ich durfte auch noch kurz in einen anderen Raum mich frisch machen. Viel helfen tat mir der kleine Ortswechsel nicht, denn das Bad war genau unter dem Raum wo ich eigesperrt war und hatte ebenfalls keine Fenster. Somit konnte ich weiterhin nichts tun. Das einzige was mir Trost spendete war Vera's Anwesenheit. Auch wenn sie nicht mit mir sprach. Dafür redete ich mit ihr. Erst zögerlich und flüsternd. Ich wusste nicht ob sie mir über den Mund fahren würde. Ermutigt, dass sie es nicht tat erzählte ich weiter. Fing einfach an ihr von meinem Leben zu berichten. Erlebnisse die mich glücklich gemacht haben. Manchmal erzählte ich ihr auch kurz von meiner Entführung. Zwischendurch warf ich auch mal Fragen ein, die an sie gerichtet waren. Sie erwiderte selten etwas und wenn dann kurz und knapp, oft auch mit kleinen Bemerkungen, dir mich treffen sollten. Ich ignorierte sie, denn ich merkte, dass sie nur halbherzig fies gemeint waren. Zu sprechen half mir mehr als ich zugeben wollte. Irgendwie wusste ich, dass Vera mich verstehen würde. "Wie gut kennst du Zar eigentlich?", fragte ich irgendwann als mir die Gesprächsthemen langsam ausgingen. Kurz stockte Vera in ihrem Vorgang mir Blut abzunehmen. Sie sah auf. "Ich glaub nicht, dass du das wissen willst", sagte sie schließlich schroff. Als ich sie nur weiter auffordernd ansah, seufzte sie entnervt. Dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. "Aber ich kann es dir natürlich auch erzählen", sie räusperte sich demonstrativ. "Bereit?", gab sie mir eine letzte Chance einen Rückzieher zumachen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das was sie zu sagen hatte mir gar nicht gefallen würde. Trotzdem nickte ich. Sie zuckte mit den Schultern. "Deine Entscheidung, also in unserer Welt kennt jeder die Familie Diabolos und damit wusste auch jeder von der Tragödie, die ihnen wiederfahren war. Ich traf Zar in einem Club und na ja da hab ich ihn angesprochen, denn ich muss zugeben düstere mächtige Typen haben mich schon immer angezogen. Wie du dir vielleicht denken kannst, verbrachten wir eine Nacht zusammen. Wir trafen uns danach öfter und irgendwann dachte ich er akzeptierte mich als seine Freundin." Kurz schwieg Vera und sie sah kurz ins Leere, war versunken in ihren Erinnerungen. "Mir war klar, dass ich mir alles eingebildet habe als er mich rausschmiss", ergänzte sie noch. "So war das genug oder soll ich noch ins Detail gehen was unser Liebesleben anging." Ich verzog das Gesicht bei dieser Vorstellung. Ich hatte erstmal genug zu verdauen. Sie lächelte bei meiner Miene ihr teuflisches Grinsen. "Schade, aber gut deine Entscheidung." Sie stand auf und nahm ihre Sachen. "War nett mit dir geplaudert zu haben und dich ganz nebenbei etwas eifersüchtig machen durfte." Bei ihren Worten zogen sich meine Mundwinkel widerwillig in die Höhe. "Ach und Bella", sie war schon fast gegangen drehte sich aber nochmal um, "es zählt nicht welches Mädchen er als erstes hatte oder wie viele, das letzte zählt und ich glaub ich weiß wer das ist. Vielleicht bis dann Bella West." Überrascht sah ich Vera nach. "Was warte was", sie zog die Luke im Boden auf und verschwand,"meinst du damit?" Meine Frage blieb unbeantwortet. Verwirrt starrte ich weiter auf die Luke durch die Vera verschwunden war und versuchte zu verstehen warum Vera mir diese aufmunternden Worte gesagt hatte und sich dabei so niedergeschlagen angehört hatte. Ihre Stimungsschwankungen irritierten mich. Nach diesem Gespräch kam Vera nicht mehr. Ich glaubte immer noch daran, dass Zar kommen würde. Gleichzeitig machte ich mir Sorgen um Vera. Das Gespräch war merkwürdig gewesen und ich versuchte immer noch zu entschlüsseln was sie mir damit hatte sagen wollen.
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Mit einem Ruck fuhr ich hoch. Ich wusste nicht mehr was ich geträumt hatte. Ich wusste nur, dass es so schlimm gewesen sein musste, dass ich davon aufgewacht war. Verwirrt sah ich mich um. Das war aber nicht der Raum den ich kannte. Ich lag auf einer einfachen Matte und wieder waren meine Handgelenke an der Wand angekettet. Der Raum war düster und roch muffig kühl. Es gab keine Fenster und müsste ich raten wo ich war, würde ich Keller sagen. Dann wurde mir klar was das zu bedeuten hatte. Sie hatten mich woanders hingebracht ohne dass ich es bemerkt hatte. Schaudernd überlegte ich wie sie das geschafft hatten. Meine letzte Erinnerung war der Raum in dem ich gewesen war. Soweit ich wusste, war niemand da gewesen. Frustriert boxte ich gegen die Matte. Wie sollte ich von hier fliehen können, wenn ich noch nicht mal mitbekam, dass ich magisch oder nicht magisch betäubt und weggebracht wurde. Irgendwann würde es mich zerstören. Dieses ständige hin und her. Immer Angst haben zu müssen. Ich schloss die Augen und dachte an Zar. An unsere erste Begegnung und an die Angst die ich damals vor ihm hatte. Erst war er mir mit Spott gegenüber getreten. Das hatte sich gewandelt in Resignation als ich mich nicht gewehrt hatte. Und dann war er ernst geworden und hatte sich meiner Probleme angenommen. Sehnsucht schnürte mein Herz zusammen als ich an ihn dachte. Ich wusste nicht wie viel Zeit verging in der ich an ihn dachte. Aber irgendwann schlossen sich meine Augen wieder und ich schlief ein. In meinen Träumen hielt mich Zar und ließ mich nicht los. Im Gegenteil seine Umarmung verfestigte sich eher. So dass ich wunderbar geborgen war. Seine Umarmung wärmte mich bis mir fast zu warm wurde. Trotzdem machte ich keine Anstalten mich von ihm zu lösen. Ich spürte wie er mir übers Haar strich und mir aufmunternde Worte zu flüsterte. Dann plötzlich bebte die Erde und ich wurde aus Zar's Umarmung gerissen. Verzweifelt griff ich nach ihm. Aber ich erwischte ihn nicht. Blinzelnd suchte ich nach ihm. Stattdessen tauchte Vera vor mir auf. Stirnrunzelnd fasste sie an meine Stirn. Ich versuchte sie weg zu stoßen. Wo war Zar geblieben? Hinter Vera stand noch eine Person, die ich nur verschwommen wahrnahm. Zar war es jedenfalls nicht. Ich drehte mich von den beiden weg und suchte verzweifelt nach Zar. Immer wieder drehte ich mich im Kreis um ihn zu entdecken. Und immer wieder sah ich nur Vera und die andere Person. Beide waren mir unwichtig. Deshalb beachtete ich sie und ihre Diskussion nicht. Ich bemerkte nicht wann, aber dann waren beide plötzlich wieder verschwunden. Zurück blieb die Stille und die Sehnsucht nach Zar. Ich fiel auf die Knie und kniff die Augen zusammen. Wollte mich vor dem Schmerz der Sehnsucht schützen. Ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war. Ein scharfer Schmerz am Arm holte mich aus meiner Lethargie zurück. Ich blickte auf und sah Blair. Erinnerungen durchflutete mich.
"Och wie süß sie kann nicht mal richtig sprechen." Gehässig trat eine der Dämoninnen, die hinter der stand die ich kannte, vor und ging in die Hocke. Angst durchfuhr mich und lähmte mich. Ein übler Geschmack breitete sich in meinem Mund aus und ich hatte das Gefühl zu wenig Luft zu bekommen. "Hör auf Blair", schnitt eine scharfe Stimme durch die Luft. Die bekannte Dämonin hatte gesprochen. Die Dämonin vor mir, Blair, schnupperte noch einmal und fing an zu grinsen, als sie meine Panik roch. "Schon gut Vera, ich tu ihr nichts. Jedenfalls noch nicht"
Mit einem Grinsen im Gesicht widmete sie sich meinem Arm.
"W-Wo...Z-Zar?", krächzte ich mit letzter Energie. Sie blickte auf und sah mich mit unheimlichem Blick an. "Hach ist das herrlich. Krank vor Sehnsucht, da zerspringt ja förmlich mein Herz", trällerte sie und ging gar nicht auf meine Frage ein. Ich versuchte mich aufzurichten, wurde aber gleich wieder von Blair runtergedrückt.
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Geküsste der Dämmerung
FantasyZar Diabolos ist verdammt attraktiv, verdammt mächtig und verdammt furchteinflössend. Bella ist die einzige in ihrer Familie, die keine Heilkräfte hat und die sich seit ihrer Entführung nicht mehr sicher gefühlt hat. Außerdem trägt sie Ängste mit si...