...aber Liebe ...

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Mein Herz raste. Ich sah auf. Mit entschlossender Miene stand er vor uns. "Hey Zar. Beruhig dich. Es gab ein paar Probleme als wir sie geholt haben. Ich wär dir schon nicht mit ihr weg gerannt." Nicht im mindesten von ihren Worten beruhigt, trat Zar auf uns zu und machte eine aufforderne Geste. Seufzend ließ Silvana mich runter. Sofort zog Zar mich in seine Arme. Ich wurde fast erdrückt, wehrte mich aber nicht. Nirgendwo lieber wollte ich jetzt den Trost suchen den ich brauchte. Wobei ich schon noch ganz gern wissen wollen würde, was hier los war? Als hätte Zar meine Gedanken gelesen, löste er sich von mir und trat auf Silvana zu. "Ich danke dir, dass du mir geholfen hast." Silvana schnaubte nur spöttisch. "Das hab ich nur gemacht um dir nichts mehr schuldig zu sein." Zar neigte den Kopf. Silvana und ihr Begleiter verschwanden fast augenblicklich. Sofort war Zar wieder bei mir, hob meinen Kopf und küsste mich lang und ausgiebig. Meine Wangen wurden warm, aber ich erwiderte den Kuss mindestens genauso stürmisch. Es war ein viel zu kurzer Augenblick. Langsam lösten wir uns voneinander. "Was für einen Plan hattest du?" Meine Frage ließ ihn mir einen Arm um die Schulter legen. "Ich wollte dich schon früher da raus holen. Aber ich konnte niemanden in den Untergrund schicken, denn Joetun kannte. Daher musste ich an jemand anderen wenden. Silvana aufzusuchen hat etwas gedauert. Eine Zeit in der ich vor Sorge verrückt wurde." Ich verstand ihn und ich wollte wirklich abschließen mit dem Geschehenden. Aber dort war noch eine Sache, welche ich nicht vergessen konnte. "Da waren noch andere gefangen, Zar. Ich kann sie nicht einfach dort lassen." Beruhigend strich mir Zar über die Schulter. "Nachdem du verschwunden warst, hab ich Julian informiert. Er hat Verstärkung angefordert. Im Moment sind sie wohl dabei, dass Gebäude zu räumen." "Gretchen war es", warf ich ein. "Gretchen hat mich verraten." Zar nickte ernst. Ein zornige Ausdruck schlich sich in seine Miene. "Glaub mir sie hat ihre gerechte Strafe bekommen." Ich nickte und schwankte kurz darauf. Alles drehte sich um mich. Ein starker Arm fing mich auf. "Ruh dich aus kleine Hexe mein, ich werd dich nach Hause bringen." Zars Ton war liebevoll und ich konnte gar nicht sagen, was das mit mir machte. Ich wurde hochgehoben. Zars Aura umhüllte mich. Ich verließ mich darauf, dass sie mich vor Gefahr schützen würde. Zumindest für die nächsten Stunden.

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Mit einem Lächeln trat ich meiner Familie entgegen. Meiner Mutter standen Tränen in den Augen. Zögerlich streckte sie die Arme aus und ließ sie gleich wieder sinken. Entschlossen ging ich zu ihr und nahm sie in den Arm. Jetzt schluchzte sie erst recht los. Ich sah meinen Vater über die Schulter an und streckte die Hand aus. Erleichtert lächelnd nahm er meine Hand, trat zu uns und umarmte uns beide. Irgendwann löste ich mich von den beiden. Meine Mutter ließ mich nur wiederstrebend los. Ich lächelte sie beruhigend an und drehte mich zu Zar um. Dieser stand etwas hinter mir und hatte sich im Hintergrund gehalten. Jetzt nahm ich seine Hand und zog ihn in den Vordergrund. Ich sah zu Katja und Lydia. Meine beiden Schwestern starrten Zar fasziniert an. Wobei Lydias Mann näher an sie heran trat und besitzergreifend einen Arm um ihre Schulter legte. Lydia sah lächelnd zu ihm auf und richtete ihren Blick dann auf mich. Ich straffte mich und drückte Zars Hand. Ermunternd drückte er meine Hand. "Das ist Zar. Er hat mir bei der Aufklärung meiner Entführung geholfen und mich unterstützt. Wir sind zusammen und ich werde weiterhin bei Julian und Anna wohnen um ihn öfter zu sehen." Nach meiner Ankündigung war meine Familie erstmal still. "Hälst du das wirklich für eine gute Idee?", fragte mein Vater und musterte Zar misstrauisch. Entschieden nickte ich. "Ich hätte auch bei ihm einziehen können. Aber ich wollte euch auch noch öfter sehen. Da ist es bei Julian und Anna perfekt. So kann ich euch besuchen und gleichzeitig Zar sehen." "Ich habe nicht die Absicht ihrer Tochter zu schaden und ich fände es toll, wenn wir uns näher kennenlernen würden, da ich nicht vorhabe Bella je wieder loszulassen", mischte sich jetzt Zar ein. Anscheinend war das die richtige Antwort denn die Miene meines Vaters wurde weicher. "So eine glückliche Familienvereinigung und ich wurde nicht eingeladen, wie tragisch." Ich zuckte zusammen und drehte mich zu Grandma um, die in der Tür unseres Hauses stand. Es klang ziemlich egoistisch wie sie das sagte. Aber ich hörte einen kleinen Funken Erleichterung aus ihrer zynischen Aussage. Katja wollte aufspringen um die vermeintliche Katastrophe zu verhindern. Doch ich trat schnell einen Schritt vor und sah Grandma direkt an. "Freut mich, dass du da bist Grandma. Hat Julian dir Bescheid gesagt?", meine Stimme zitterte nur ein ganz klein wenig. Ich wollte mit meiner Grandma neu anfangen, weil ich erkannt hatte, dass wir uns vermutlich nur mal unterhalten mussten, um die Missverstädnisse, Kränkungen und Feindseligkeiten der Jahre zu begraben. Meine Grandma sah mich mit zusammengekniffenden Augen an. "Unwichtig woher ich davon weiß. Viel wichtiger ist zu wissen woher dein neues Selbstvertrauen kommt, Mädchen", und dann setzte sie mit etwas zögerlich und misstrauischer Miene hinzu, "gefällt mir." Jetzt löste sich der angespannte Knoten in meinem Bauch endgültig und ich lächelte sie an. "Mir wurde mal gesagt, dass man sich nicht fürchten braucht solange nichts passiert ist. Ich versuche diesen Rat umzusetzen." Indirekt hatte Zar mir die ganze Zeit versucht das zu zeigen. Es hatte etwas gedauert bis ich es verstanden hatte. Ich sah zu Zar der na ja nicht direkt lächelte. Aber um seinen Mund zuckte es. Als würde er wissen was ich denke. Ja eine Zukunft ohne ihn war undenkbar. Ich würde es zwar schaffen. Denn durch ihn hatte ich fliegen gelernt. Aber es zog mich immer noch zu ihn zurück, wenn ich strauchelte. Das war in Ordnung. Jeder brauchte etwas an das er sich anlehnen konnte. Für mich war Zar derjenige und ich glaube ich war auf dem besten Weg das auch für ihn zu werden. Dafür hatte ich gelernt mir selbst zu vertrauen. Zar hatte mich nicht verändert. Er war der Grund für mich mich zu ändern. 

Geküsste der Dämmerung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt