Mit dem Messer in der Hand rannte ich zu der riesigen Flammenwand die sich gebildet hatte. Ich hob meine Hand mit dem Handgelenk nach oben. Kurz zögerte ich. In diesem Moment des Zweifels wurden mir drei Sachen klar.
Erstens, ich liebte Zar und war mehr als überzeugt, dass er wenigstens freundschaftliche Gefühle für mich hegte. Ansonsten wäre er ein echt guter Schauspieler.
Zweitens, falls ich mich trotzdem irrte und Zar nur hinter meinem Blut her wäre, würde meine Angst niemehr ganz verschwinden. Das wusste ich instinktiv. Es lag nun an Zar.
Und Drittens, dass alles war so verworren geworden, sodass ich nicht mehr wusste ob die ganze Sache jemals enden würde. Aber wozu sollte ich denn alles überlebt haben, wenn ich diesem Versuch nicht wenigstens eine Chance gab.
Dieser Gedanke ließ mich mit zusammengepressten Lippen die Klinge über mein Handgelenk ziehen, damit es anfing zu bluten. Schon bevor ich das rote Blut hervor tropfen sah, spürte ich den stechenden Schmerz. Was nichts im Vergleich zu der Übelkeit war, sie mich überfiel als der kupfrige Geruch in meine Nase stieg. Damit hatte sich die Frage geklärt ob ich Blut sehen konnte oder nicht. Ich trat so nah an die Flammen heran wie ich konnte und streckte meinen Arm aus. Die Hitze war unerträglich und ich musste meine Zähne zusammen beißen um den Arm nicht wegzuziehen. Dann drehte ich das Handgelenk nach unten und ließ mein Blut auf die Flammen tropfen. Unwillkürlich hielt ich die Luft an. Ob das klappen würde? Ja, erleichtert stieß ich die Luft aus. Die Flammen erloschen sofort und hinterließen kleine Aschehäufchen. Ich balte meine Hand zur Faust und ließ immer mehr Blut aufs Feuer fließen. Der Rauch vergiftete meine Lunge und es fiel mir immer schwerer zu atmen. Zusätzlich verlangsamte mich die Hitze. Schweiß floss in Strömen an mir herunter und mein Mund war staubtrocken. Ich fühlte mich jetzt schon kaum in der Lage weiterhin vor dem Feuer zu stehen und dabei war das Feuer immer noch dabei sich zu verbreiten. Ich hob das Messer und setzte einen zweiten Schnitt unter dem ersten. Dann trat ich langsam Schritt für Schritt vor. Das einzig Gute war, dass winzige Tropfen ausreichten um die Flammen zu löschen. Sobald sie mit meinem Blut in Berührung kamen, fielen sie in sich zusammen und hinterließen schwach glimmende Glut. Das Atmen fiel mir immer schwerer. Die Hitze fraß sich in meine Haut und der Blutverlust ließ mich schwach auf den Beinen werden. Ich hatte mich stetig vorwärts bewegt, konnte aber trotzdem nicht sagen wann die Flammen endeten. Auf einmal geriet ich in den Rauch, der Geruch ließ mich nicht mehr atmen. Meine Lunge schrie nach Sauerstoff und ich muste erstickt anfanfangen zu husten. Um gedämpft Atmen zu können, presste ich meinen Ärmel an meine Nase.
Dadurch verlor ich für kurze Zeit den Überblick und als der Rauch sich verzogen hatte, musste ich feststellen dass ich vom Feuer umschlossen war. Panik stieg in mir auf. Ich würde es nie schaffen das Feuer komplett zu löschen. In meiner Angst schnitt ich mir nochmal tiefer in den Arm, so daß der Schnitt die beiden anderen kreuzte. Das viele Blut das daraufhin hervorquoll ließ mich taumeln. Ich landete auf den Knien und stöhnte als sie auf die noch heiße Glut trafen. Ein trockenes Schluchzen entrang sich meiner Kehle. Das war so frustrierend. Jetzt hatte ich schon einen Weg gefunden die Flammen zu löschen und dann würde ich es nicht schaffen, weil ich vorher durch den Blutverlust einknickte. Die Flammen kamen immer näher und ich konnte die schaurigen Bilder sehen, die sie mir zeigten. Zitternd rollte ich mich zusammen und schloss meine Augen. Sobald die Flammen mich erreichten würde sich alles wiederholen. Ich würde wieder gefangen sein. Eine Berührung an meinem Arm ließ mich aufschrecken. Blinzelnd erkannte ich Gretchen, die sich über mich beugte. Hinter ihr war die Flammenwand, die ihre Haare leuchten ließ. Sie sah aus wie eine ätherische Gestalt. Dann bewegte sie ihre Lippen. Irgendwas wollte sie mir sagen, aber ich verstand sie nicht. Ein Rauschen füllte meine Ohren. Ich war wie betäubt. Sie legte eine Hand auf meine und da erst bemerkte ich, dass ich das Messer immer noch umklammert hielt. Widerwillig ließ ich zu, dass sie meine Umklammerung löste und es an sich nahm. Stirnrunzelnd sah sie mich an, dann wanderte ihr Blick zu den Flammen die uns immer mehr einschlossen. "Tu w-was nötig i-ist", flüsterte ich heißer. Zumindest versuchte ich es. Heraus kam bestimmt nur ein Krächzen. Doch als ich ihr mein Handgelenk offen darlegte wusste ich sie hatte verstanden und es gefiel ihr ganz und gar nicht. Aber als ihr das Feuer keine Wahl mehr ließ, presste sie die Lippen fest zusammen und packte mein Handgelenk. Ich schloss wieder die Augen. Im Gegensatz zu den Malen davor spürte ich das Messer kaum als es mich Schnitt. Vielleicht weil ich das Blut nicht mehr sah, vielleicht weil ich kurz davor war ohnmächtig zu werden. Aber es machte mir nichts mehr aus. Ich wusste Gretchen war da und konnte mir helfen mit meinem Blut die Flammen zu löschen. Und obwohl ich wusste das es noch lange nicht vorbei war überkam mich tiefe Erleichterung. Noch einmal öffnete ich meine Augen auch wenn sie bleischwer waren. Ascheflocken schwebten in der Luft und erstaunt musste ich feststellen, dass das Feuer sehr zurückgegangen war. Leichter Schmerz pulsierte durch meinen linken Arm und wie ich auch bemerkte durch meinen rechten. Ich wandte leicht den Kopf und sah wie Gretchen fasziniert das Messer betrachtete an das mein Blut klebte. Dann stand sie auf und ließ es über die letzten Flammen tropfen. Kurz verharrtesie und ich wunderte mich was sie da machte. Aber meine Gedanken waren zu schwer um weiter darüber nachzudenken. Ich schloss die Augen. Durch die viele Glut war es angenehm warm und ich wollte nichts weiter als mich auszuruhen. Wollte das ganze Chaos verdauen und neue Kraft tanken. Ich musste meine Gedanken sortieren um die Zusammenhänge erkennen zu können. Aber nicht jetzt beschloss ich. Es störte mich weder das sich die Ascheflocken langsam auf mich legten noch das mich plötzlich ein kühler Windhauch strich und eine bekannte Macht sich explosionsartig ausbreitete. Ein Lächeln legte sich für einen Moment auf mein Gesicht. Zum ersten Mal hatte ich nicht versagt. Kurz öffnete ich die Augen und drehte meinen Kopf. Zar war hier, ich war in Sicherheit. Dann driftete ich weg.
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Geküsste der Dämmerung
FantasyZar Diabolos ist verdammt attraktiv, verdammt mächtig und verdammt furchteinflössend. Bella ist die einzige in ihrer Familie, die keine Heilkräfte hat und die sich seit ihrer Entführung nicht mehr sicher gefühlt hat. Außerdem trägt sie Ängste mit si...