Stöhnend drehte ich mich um. Leises Klirren begleitete mich dabei. Aber ich beachtete es nicht, dafür war ich zu erschöpft. Meine ganze Energie war ausgebrannt und nur dunkel erinnerte ich mich an das Geschehende. Verrat hatte eine Rolle gespielt. Und Gretchen und Zar. Langsam fügten sich die einzelnen Puzzleteile aneinander und meine Erinnerung kam zurück. Sofort wünschte ich sie hätte es nicht getan. Vorsichtig öffnete ich meine Augen und erblickte einen sauberen Holzboden. Verwirrt richtete ich mich auf und sah mich um. Ich war in einem Raum gelandet der völlig normal aussah. Es gab mehrere Fenster dessen Fensterläden aber geschlossen waren, so dass kein Licht herein kam. Das einzige dämmrige Licht kam von einer einzelnen Glühbirne, die von der Decke hing. Es war das einzige Detail welches nicht in diesen ordentlichen Raum passte. Es machte mir mehr Angst als alles andere. Diese Ordentlichkeit, die so gar nicht zu meiner Lage passen wollte. Ich hatte einen verfallenen Raum oder eine verlassene Halle erwartet, aber nicht so was. Ich drehte mich um und suchte die Tür zu diesem Raum. Es klirrte wieder und ich sah erschrocken nach unten. Um meine Handgelenke wanden sich kleine vergoldete Kettchen, dessen Enden in der Wand verankert waren. Panik wanderte in mir hoch und ich fing an hektisch an ihnen zu zerren. Mein Blick schoss umher und ich suchte nach einer Tür. Es gab keine und für einen Moment überwältigte mich die Angst hier allein gelassen worden zu sein. Aber dann siegte die Vernunft. Dann hätten sie mich auch gleich töten können. Eine Lucke im Boden, die ich vorher nicht gesehen hatte, wurde angehoben. Verkrampft rutschte ich zur Wand zurück. Der Dämon der nun den Raum betrat war nicht kleiner als Zar. Sein hellbraunes verwuscheltes Haar machte ihn nicht unattraktiv. Aber sein Blick war voll Zynismus und Verachtung. Es war der Blick von jemanden, der sich für besser hielt. Anders als Zar tarnte er seine Macht nicht. Gierig breitete sie sich im Raum aus und berührte auch mich. Es war mir unangenehm, aber gleichzeitig merkte ich auch, dass sie nicht so stark wie Zar's Macht war. Das ließ mich hoffen. "Du bist also das Mädchen mit dem Crystalblood." Die schmeichelnde Stimme verursachte mir einen unangenehmen Schauer. Befangen sah ich zu dem Dämon. Sein Grinsen war trügerisch freundlich. Mein Herz pochte so laut, dass ich Angst hatte er könte es hören. "Es freut mich, dass du aufgewacht bist. So kann ich mich endlich einmal vorstellen. Wie du dir sicher denken konntest ist mein Name Joetun und das hier gehört zu meinem Besitz." Er machte eine allumfassende Geste, die klar machte, dass er das Haus meinte. "So und nun bist du dran. Erzähl doch mal. Wie geht es Zar? Hat er dir das Leben sehr schwer gemacht? Schließlich weiß ich wie viel Misstrauen in ihm steckt." Erwartungsvoll sah er mich an. Schweigend senkte ich den Blick auf meine Hände. Schon bei der Erwähnung von Zar wurde mein Herz schwer. Selbst wenn ich wollte, würde ich bestimmt nicht über ihn reden können. Ich drehte mich zur Seite als das Schweigen sich ausbreitete. Ich wollte diesem Joetun zeigen, dass ich nicht mit ihm reden wollte. Er seufzte und ich hörte ihn aufstehen. "Ich verstehe, dass du noch nicht mit mir redest und dich erst an die Situation gewöhnen musst. Mit der Zeit wird es besser werden, glaub mir", sein Tonfall war aufmunternd, was ich nicht verstand. Sollte er mich nicht eigentlich verspotten und mir sagen wie schlimm es werden würde. Stattdessen verließ er mich mit Worten, die wohl aufbauend gemeint waren. Nachdem er gegangen war, wurde mir meine Einsamkeit wieder bewusst. Obwohl... ganz unbeobachtet war ich nicht. Mein Blick schweifte zu der Kamera, die in der Ecke an der Wand hing. Die Vorstellung sekündlich beobachtet zu werden, behagte mir gar nicht. Aber was konnte ich schon dagegen tun? Ich drehte mich so, dass die Überwachungskamera mein Gesicht nicht erfassen konnte. Dann ließ ich zu, dass mir erste stille Tränen über die Wange liefen. Zar würde bestimmt bald kommen, bis dahin musste ich einfach nur durchhalten.
~~~~~~~~~~~
Die Lucke öffnete sich und sofort schreckte ich aus meinem Dämmerzustand. Verblüfft sah ich zu der blonden Dämonin, die diesmal den Raum betrat. "V-Vera", murmelte ich überrascht. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und sah mich kurz an. Dann schloss sie die Lucke und nahm den Beutel den sie mit gebracht hatte in ihre Hand. Sie sprach nicht mit mir auch nicht als sie sich neben mich kniete. Erschrocken wich ich zurück. Sie kramte in dem Beutel und holte allerlei Sachen heraus. Dann griff sie nach meinem Oberarm, woraufhin ich erschrocken zusammen zuckte. Ohne sich davon beirren zu lassen, schob sie meinen Ärmel nach oben und befestigte dann ein komisches Band an meinem Oberarm. Sie zog es fest und plötzlich wusste ich was sie machen wollte. Sie wollte mir Blut abnehmen. Ich sah weg, da ich ja wusste, dass ich Blut nicht sehen konnte. Sie tupfte mit etwas auf meinem Arm herum. Als mir ein säuerlicher Geruch in die Nase stieg wusste ich es war Desinfektionsmittel. Kurz darauf spürte ich einen kurzen Einstich und ich musste mich gänzlich darauf konzentrieren die Übelkeit zurück zu drängen. Dann war es geschafft und Vera entfernte die Nadel und auch das Band um meinen Oberarm. Ich drehte den Kopf wieder so dass ich sie ansehen konnte. Sie räumte ihre Sachen wieder in den Beutel. "Stehst du wieder auf ihrer Seite?", fragte ich nach kurzem Zögern mit anklagendem Unterton in der Stimme. Sie hielt inne und sah mich direkt an. Ein zynischer Zug umspielte ihre Mundwinkel. "Was für Seiten?", fragte sie spöttisch. Ich schwieg betreten. Anscheinend hatte sie wirklich keine Ahnung, dass Zar und die anderen ihr helfen würde. Oder sie hatte schlechte Erfahrungen gemacht. Ich wusste ja nichts über ihre Vergangenheit und auch nicht wie Zar vor unserem Kennenlernen gewesen war. Ich wusste nur wie er jetzt war und das reichte mir um ihm zu vertrauen und zu lieben. Aber bevor ich Vera davon überzeugen konnte, war sie schon wieder wortlos verschwunden.
DU LIEST GERADE
Geküsste der Dämmerung
FantasyZar Diabolos ist verdammt attraktiv, verdammt mächtig und verdammt furchteinflössend. Bella ist die einzige in ihrer Familie, die keine Heilkräfte hat und die sich seit ihrer Entführung nicht mehr sicher gefühlt hat. Außerdem trägt sie Ängste mit si...