lähmende Angst

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PRIYANKA

Es ist so finster, absolute Dunkelheit herrscht. Ich kann niemanden sehen, egal wie sehr ich mich anstrenge, ich kann nichts erkennen. „Hallo? Ist hier jemand?" Gespannt lausche ich, warte darauf, dass sich jemand meldet, doch es bleibt alles still. Ich taste mich weiter voran, spür, den kalten Boden unter meinen nackten Füssen. „Ist hier jemand? Hallo?", rufe ich erneut, doch auch dieses Mal meldet sich niemand. Plötzlich trete ich in einen erhellten Raum, er ist ganz in weiss gehalten. Ich bin völlig alleine, wie aus dem Nichts tauchen Nebelschwaden auf. Ich sehe zu wie sie immer dichter werden, sie schlingen sich um meine Beine und fühlen sich unglaublich kalt an. Augenblicklich legt sich eine Gänsehaut auf meinen Körper und ich bleibe wie angewurzelt stehen. Ich schliesse die Augen, spüre den Nebel auf meiner Haut. Es fühlt sich wie kleine Tautropfen an, die sich in Eiskristalle verwandeln. Meine Haut brennt überall dort wo die Tautropfen sind und mit jeder Sekunde die verstreicht, nehmen die Schmerzen immer mehr zu. Werden so stark, dass ich schreiend die Augen aufreisse und da sehe ich ihn.

„Justin!"

Er sitzt auf einem Stuhl, ist angekettet und ihm wurden die Augen verbunden. Ich will zu ihm, doch meine Füsse wollen sich nicht bewegen. Es ist als wären sie angefroren, keine Chance mich zu bewegen. „Justin?", rufe ich erneut und kämpfe gegen das Eis unter meinen Füssen. Doch es will einfach nicht schmelzen, egal was ich tue ich bin machtlos. „Justin, hörst du mich?", schreie ich verzweifelt. Sein Kopf hängt runter, er sieht völlig leblos aus. Gerade, als ich noch einmal nach ihm rufen will, höre ich seine Stimme. „Priyanka, ich bin hier!" Er schreit aus Leibeskräften. Tränen rinnen meine Wangen runter, als ich noch immer nicht zu ihm kann, da sich meine Füsse nicht von der Stelle bewegen. „Ich bin hier, Justin! Ich bin hier..." Mit aller Kraft wehre ich mich und endlich schaffe ich es mich zu befreien. So schnell ich kann renne ich zu ihm und knie mich vor ihm hin.

„Ich bin hier Justin...ich bin hier...", flüstere ich und streichle seine Wange. Er sieht schrecklich aus, über all hat er Wunden die sich entzündet haben. Seine Lippen sind spröde und wirken bereits fahl, was kein gutes Zeichen ist. „Was haben sie dir nur angetan?", flüstere ich atemlos. Mit zittrigen Fingern schiebe ich die Augenbinde nach oben und küsse seine Augen. „Du kannst sie jetzt öffnen, Justin. Bitte sieh mich an." Blinzelnd öffnet er die Augen und sieht mich verzweifelt an, ich kann die Angst darin erkennen und kann die Tränen nicht zurück halten, die wie Bäche über meine Wangen fliessen. „Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Aber jetzt wird alles gut...ich werde dich befreien", sage ich und beisse mir auf die Lippe. „Priyanka...es ist so schön dich zu sehen. Ich habe nicht daran geglaubt dich noch einmal zu sehen bevor..."

Er hustet und spuckt Blut, besudelt mein weisses Nachthemd damit und je mehr Blut er spuckt, desto panischer werde ich. „Justin? Justin...was hast du?" Ich versuche das Blut wegzuwischen, doch es ist viel zu viel. „Sag etwas...bitte...verlass mich nicht..." Ich senke den Blick um mich zu sammeln, doch die Tränen wollen nicht versiegen. „Du wirst jetzt nicht sterben, hast du gehört? Du wirst leben, ein langes und erfülltes Leben haben. Gemeinsam mit mir...denn ich liebe dich Justin, aus ganzem Herzen liebe ich dich. Also verlass mich nicht." Als ich den Blick hebe, erstarre ich zu Eis. Mir wird auf einmal schrecklich kalt und mein Herz hört auf zu schlagen. „Justin? Du kannst doch nicht...nein...bitte nicht...Justin!", schreie ich und rüttle an seiner Schulter, doch er bewegt sich nicht mehr. Er ist tot! Tot! Tot! Tot!

Schreiend wache ich auf und weiss einen Augenblick nicht wo ich mich befinde, doch dann realisiere ich, dass ich in meinem Bett liege und furchtbar schlecht geträumt habe. Ich atme tief durch und streiche mir eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht.

„Was zum Teufel war das denn bitte?", frage ich mehr mich selbst, als jemand anderes. Zumal ich ganz alleine im Zimmer bin, seufzend stehe ich auf und gehe ins Badezimmer. Nachdem ich mir einen Schwall kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt habe, versuche ich diesen Traum zu vergessen. Doch so einfach geht das nicht, Justins blasses Gesicht, die aschfahlen Lippen und der leere Blick mit dem er mich angesehen hat, werde ich wohl nie vergessen. Auch wenn ich weiss das es bloss ein Alptraum war. Ich trockne mir das Gesicht ab und gehe anschliessend unter die Dusche.

Stepmom verhängnisvolle BegegnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt