JUSTIN
Ungeduldig wippe ich mit den Füssen auf und ab, seit einer halben Stunde warte ich jetzt schon bei der Polizei. Die haben mein Handy beschlagnahmt, als ich ihnen von dem Video erzählt habe. Nie wieder werde ich diese Bilder aus dem Kopf kriegen. Wie sie dasitzt, gefesselt und mit einem verzweifelten Blick sieht sie in die Kamera. Wird von diesem perversen Arsch gezwungen mir zu sagen, was ich zu tun habe. Ihre Stimme zittert und auf ihrer Stirn hat sich Schweiss gebildet. Ich versuche die aufsteigende Panik zurück zu drängen, doch das funktioniert nur ein paar Sekunden lang.
Als plötzlich die Tür aufgeht und die Polizistin mit einem Mann in Anzug den Raum betritt, weiss ich nicht was ich von der ganzen Sache halten soll. «Ich bin Eric Boumont, ich bin Verhandlungsführer und möchte helfen Ihre Freundin zu befreien», sagt er und gibt mir die Hand. «Wie wollen Sie das anstellen, ohne ihr Leben zu gefährden? Ich meine mein Vater hat es geschafft sie aus einem von der Polizei bewachten Haus zu entführen. Wie soll ich da noch vertrauen in den Staat haben?» Ich muss das sagen, die Polizei glaubt immer zu helfen, doch sie ist unfähig Priyanka zu beschützen. «Ich weiss, dass Sie wütend und enttäuscht sind, aber ich werde alles tun was in meiner Macht steht. Ich mache das nicht im Namen des Staates, sondern weil ich Menschen helfen möchte.» Ein Gutmensch also, naja, besser als nichts. «Also wie wollen Sie das anstellen?», frage ich Eric direkt. Er setzt sich neben die Polizistin mir gegenüber und will von mir wissen wann ich das Video erhalten habe.
«Das muss um zwei Uhr morgens gewesen sein. Ich konnte nicht schlafen und als ich die Nachricht erhalten habe, dachte ich es wäre von ihr.» Eric nickt und scheint sich schon einmal ein genaueres Bild über meinen Vater machen zu wollen, denn er fragt mich wie er so drauf ist. Ich sage ihm alles was er wissen muss, doch innerlich frage ich mich ob der Typ überhaupt etwas draufhat. «Ich werde mich mit meinem Team beraten und am besten mache ich das im Haus ihres Vaters.» Gesagt getan. Keine Stunde später sitze ich im Wohnzimmer und frage mich wo er sie geschnappt hat. War sie bereits im Bett, oder im Garten? Die Polizei rückt nichts raus, was ja klar ist, dennoch fühlt sich mein Körper völlig leer an. So, als wären in mir keine Knochen sondern ein grosses, schwarzes Loch.
«So wie ich ihn einschätze, wird er sich demnächst wieder melden. Wenn das der Fall ist, nimmt mein Team das Gespräch auf und so können wir lokalisieren wo er sich befindet.» Ein logischer Plan, aber die kennen Jeremy nicht so gut wie ich. Er ist gerissen, weiss wie er Fehler vermeiden kann. Aber einen Versuch ist es wert. «Wo ist er? Ich möchte zu meinem Sohn», höre ich auf einmal eine mir sehr bekannte Stimme. Ich stehe auf und gehe in den Flur und sehe meine Mutter die von einem Gorilla aufgehalten wird. «Mom?», frage ich überrascht, denn mit ihr hätte ich echt nicht gerechnet. «Da ist mein Sohn, wenn Sie mich durchlassen würden?», zischt sie und drängt sich durch. «Ich habe dich ja so vermisst und als ich von Jeremys Flucht hörte, bin ich sofort in den Flieger gestiegen.»
War ja klar, dass sie durch die Medien davon erfahren hat. Sie hätte auch mal anrufen können, aber nein, sie ist ja viel zu beschäftigt. «Was willst du hier Mom?», frage ich abweisend und schäle mich aus ihrer viel zu festen Umarmung. Sie mustert mich eingehend und ich verdrehe die Augen, denn ich weiss genau was sie jetzt sagen wird. «Isst du auch genug, Schatz? Du siehst ziemlich erschöpft aus, da würde dir vielleicht die neueste Methode der Meditation weiterhelfen. Vielleicht probierst du es ja mal aus.» Ich wusste es, dass sie von ihrem spirituellen Ross nicht runterkommt, also ignoriere ich ihre Worte und gehe wieder ins Wohnzimmer. Mom folgt mir und ist über die vielen Polizisten und das andere Team überrascht. «Er hat Priyanka entführt», kläre ich sie auf und höre wie sie hustet. «Er hat was?», fragt sie geschockt. In ihren Augen kann ich sehen was in ihrem Hirn abgeht. Sie fragt sie ob er das wirklich tun würde, und ob er das tut Mom.
Gerade als sie etwas sagen will, klingelt mein Handy. Auf einmal ist es mucks Mäuschen still. Als die Typen von diesem Eric mir das Go geben, nehme ich den Anruf an. «Du konntest einfach nicht die Füsse stillhalten, was? Aber wenigstens sind die Typen nicht vom FBI wie die, die sie für dich eingeschaltet hat. Dann wollen wir übers geschäftliche sprechen. Oder hast du etwas auf dem Herzen.» Ich könnte ihm an die Gurgel, doch ich atme tief durch und versuche so normal wie möglich zu reden. «Ich will zuerst wissen, wie es ihr geht.» Ich kaue auf meiner Lippe, während er schnaubt. «Na schön, aber ein falsches Wort und sie ist tot. Verstanden?» Ich schlucke und warte darauf das er sie ans Telefon lässt, doch alles was ich von ihr höre sind diese Worte; «Glaub ihm kein Wort, er will dich...» Ein Poltern ist zu hören, gefolgt von einem Schrei, dann ist die Leitung tot. Ungläubig starre ich das Telefon in meiner Hand an und kann den Schrei nicht aufhalten, der sich einen Weg durch meine Kehle bahnt. «Du mieser Wichser!»
PRIYANKA
Jeremys Schlag ins Gesicht tut höllisch weh, stumm laufen mir die Tränen über die Wangen. Ich muss mich beruhigen, doch ich kann einfach nicht. Während ich haltlos weine, versuche ich das Ganze zu verstehen. Wie konnte es nur soweit kommen? Gerade noch war ich im Haus und wollte ins Bett, dann sah ich einen Schatten über mir und dann war alles schwarz. Ich bin erst wieder hier in dieser schäbigen Hütte aufgewacht. Ich weiss nicht einmal wie viel Zeit seitdem vergangen ist, ob es erst wenige Stunden sind, oder doch schon einen ganzen Tag? Ich weiss es nicht. «Hör auf zu flennen, du Miststück!», brüllt er und stupst mich mit der Spitze seines Stiefels an. Ich lege mir schützend die Hände über den Kopf, um mich vor möglichen Tritten zu schützen und zucke zusammen, als er mich am Bauch trifft. Ich hebe den Kopf und schaue zu ihm auf und frage mich wieder, wie ich nur so naiv sein konnte und in ihm den guten Menschen sah, der er aber nicht ist. Ich hätte von Anfang an Justin vertrauen sollen, doch jetzt ist es zu spät.
Justin!
Er muss sich bestimmt unglaubliche Sorgen machen. Was für ein krankes Spiel das Jeremy mit uns allen treibt. Jetzt weiss ich wie Justin sich gefühlt haben muss. Allein und völlig hilflos. Ich ringe die Angst nieder und versuche mich zu beruhigen. So gut es geht setze ich mich auf und atme gegen die Schmerzen in meinem Kopf an. Er hat mir meine Hände und Füsse gefesselt, so dass ich mich nicht wehren oder weglaufen kann. «Du wirst damit nie durchkommen. Sie werden dich finden, Jeremy. Stell dich und alles wird gut», sage ich und versuche ihn zum Reden zu bringen. Sein Blick wird eisig und als er den Fuss hebt, zucke ich zusammen, doch tritt nicht mehr zu. Erleichtert atme ich durch und versuche ihn nicht mehr zu provozieren. «Du hast doch keine Ahnung. Aber so blöd und naiv wie du die ganze Zeit warst, hast du meinen erbärmlichen Sohn mehr als verdient», spuckt er mir ins Gesicht. Die Wut kocht hoch und lässt mich mutiger werden, als ich es vielleicht sollte.
«Der einzige der erbärmlich ist, bist du. Entführst zuerst deinen Sohn um an seine Kohle zu kommen und dann, als du aufgeflogen bist, entführst du mich um an das zu kommen was du willst. Das ist erbärmlich. Justin tut alles um nicht so werden wie du und das macht ihn tausendmal besser als dich.» Jeremy setzt sich auf einen Stuhl und sieht auf mich herunter. In seinen Augen kann ich den einzigen Antrieb erkennen. Geld. Es geht ihm nur darum, Menschen bedeuten ihm nichts. Er steht sich selbst am nächsten und dann kommt erst einmal lange nichts. «Du narzisstisches Arschloch!», schreie ich ihn an.
Er steht so schnell auf, dass der Stuhl nach hinten fliegt und krachend zu Boden fällt. Ich zucke zusammen, will nach hinten rutschen aber ich bin schon an der Wand. Weiter geht's nicht. «Du miese kleine Schlampe! Sie werden dich nie finden, dafür habe ich gesorgt. Aber heul nur deinem ach so guten Justin nach, er ist genauso nutzlos wie seine Mutter», brüllt er und verschwindet aus dem Haus. «Ja verpiss dich! Das ist das einzige was du draufhast», schreie ich ihm hinterher. Schnaubend vor Wut frage ich mich, hat er wirklich recht? Wird Justin mich nie finden?
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Werden sie sie finden? Das nächste Kapitel wird aus Jeremys Sicht werden. Wie findet ihr das?
eure Amanda
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Stepmom verhängnisvolle Begegnung
RomanceNach einem Jahr Pause, kehrt Justin wieder zurück auf die Bühne. Auf der After-Show-Party der People Choice Award 2017 in Los Angeles, lernt er die hübsche Schauspielerin Priyanka Chopra kennen. Er findet sie heiss, doch was er nicht weiss; sie ist...