Meine einzige Chance?

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JUSTIN


Benommen öffne ich die Augen, ich befinde mich nach wie vor in diesen vier Wänden aus Metall, aber ich bin alleine. Mein Kopf dröhnt und als ich mich langsam aufrichte, wird mir augenblicklich übel und bevor ich mich übergebe, drehe ich den Kopf auf die Seite. Würgend sitze ich da, mit gefesselten Händen und Füssen, kann mich kaum bewegen, weil alles weh tut. Ich bekomme kaum noch Luft, was nicht nur an der stickigen Luft liegt, sondern auch daran, dass ich immer noch würge obwohl sich nichts mehr ihn meinem Magen befindet. Ich spucke auf den Boden und lehne den Kopf an die kühle Wand.

Es ist so verdammt düster hier, ich kann nicht einmal sagen, ob es morgens oder abends ist. Meine Kehle fühlt sich wund an, die ätzende Magensäure hat sich in meinen Gaumen geätzt und brennt wie die Hölle. Der Geschmack ist ebenso grässlich wie das leere Gefühl in meinem Magen. Für einen Moment schliesse ich die Augen und konzentriere mich auf meine Atmung, atme ein und wieder aus. Ein und aus. Das wiederhole ich so oft, bis ich mich innerlich etwas ruhiger fühle, danach öffne ich die Augen und zucke zusammen, denn vor mir steht der Mann mit der Maske. Alles was ich erkennen kann sind seine Augen, die mich finster anstarren. „Was glotzt du so blöd? Hm? Willst du mir etwa noch eine überziehen, damit ich ruhig bin?", schreie ich ihm ins Gesicht.

Aber wie immer zeigt er keine Reaktion, was ich so wütend macht, dass ich wieder wie ein Irrer an meinen Fesseln zerre. Egal wie stark ich mich dagegen auflehne, es passiert nichts, ausser, dass sie sich noch mehr in meine Wunden schneiden. Ich spüre wie Blut über meine Handgelenke fliesst und die Kabelbinder rutschen lässt. „Das ist doch alles nur krank. Wer ist dafür verantwortlich?", brülle ich. Doch der Typ verzieht keine Miene, was mich rasend vor Wut macht. Plötzlich geht die Tür auf und ich glaube das mich endlich jemand aus diesem Verliess befreit, doch es ist bloss ein zweiter Typ mit einer schwarzen Maske. Der Mann der mich sonst immer bewacht ist überrascht ihn zu sehen, das spüre ich. Der Neue flüstert dem anderen aufgeregt etwas ins Ohr, um was es geht weiss ich nicht, da ich es nicht verstehe, aber es scheint dem anderen gar nicht zu gefallen.

„Wewe idiot! Kwa nini wewe tu alichukua mateka? Basi mimi itabidi kutunza tu kuhusu bewach yake!" Ich habe keine Ahnung was das für eine Sprache sein soll, vielleicht etwas afrikanisches, das wohl am ehesten. Aber der Typ ist echt wütend, sein Oberkörper sieht angespannt aus und auch seine ganze Gestik hat sich verändert. "Kila kitu kilikuwa kamili ya polisi, ni jinsi gani mimi kuchukua kupora huko?", sagt der Neue und dreht sich zu mir um. Auch seine Augen sind dunkel, unterscheiden sich beinahe kaum von seiner schwarzen Kleidung. Die Tür geht auf und fällt wieder zu, er ist weg. Ich frage mich, ob er mir etwas Wasser geben würde? Seine Körperhaltung verrät mir, dass er nur ein Handlanger ist, ein Mittläufer, aber kein Anführer. Vielleicht könnte ich ihn dazu bringen, mir meine Fesseln an den Händen abzunehmen und vielleicht schaffe ich es sogar ihn zu überwältigen. Die plötzliche Wendung lässt die Hoffnung wieder etwas grösser werden, hoffentlich sieht man es mir nicht an, schiesst es mir durch den Kopf.

Ich versuche so gelassen wie nur irgend möglich zu wirken, um keinen Verdacht zu erregen. Zuerst bleibt er stehen, doch nach einer Weile setzt er sich auf den Stuhl und wippt mit den Füssen. Er scheint nervös zu sein, offensichtlich ist er es nicht gewohnt die Wache zu übernehmen. Seine Schwäche werde ich nutzen und vielleicht bin ich ja schon bald ein freier Mann. Als ich plötzlich zu husten anfange, schreckt er hoch und sieht mich hilflos an. "Hilfe! Ich bekomme keine Luft! Ich brauche dringend Wasser", sage ich immer noch hustend. Ich versuche so gut es geht zu husten und so zu tun, als ob ich vor Durst keine Luft mehr bekommen würde. Was ihn anscheinend ziemlich erschreckt, denn er springt auf und sucht sofort nach Wasser. Dafür benutzt er eine Taschenlampe und zum ersten Mal sehe ich meine Umgebung etwas deutlicher. Die Wände sind wie ich es mir gedacht habe aus Metall, nur sehen sie ziemlich rostig aus, was darauf schliessen lässt, dass sie Wasser ausgesetzt waren. Entweder gab es hier einen Wasserschaden, oder ich befinde ich mich in einem Schiffsfrachter.

Stepmom verhängnisvolle BegegnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt