Worte einer Freundin

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PRIYANKA

«Du siehst einfach wunderschön aus

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«Du siehst einfach wunderschön aus. Jeremy wird Augen machen», ruft Johanna hinter mir begeistert aus. Ich betrachte mich im Spiegel und streiche über den fliessenden Stoff der unter der feinen Lage Spitze hindurchschimmert. «Was hast du?», fragt sie und kommt mit einem Glas Sekt in der Hand zu mir. Unsere Blicke begegnen sich im Spiegel und ich lächle sie schwach an. «Du siehst nicht glücklich aus. Ist es das was ich denke? Denn wenn das stimmt muss ich mit dir ein ernstes Wörtchen reden.»

Ihr tadelnder Blick ist anstrengend, doch sie hat auch recht. Seufzend nehme ich ihr das Glas aus der Hand und leere es in einem Zug. «Wow, dann habe ich recht.» Johanna verzieht ihr Gesicht und rollt mit den Augen, seit wir zusammen vor der Kamera standen sind wir beinahe die besten Freundinnen, doch manchmal ist sie mir auch zu theatralisch. Sie will mir beistehen was ich zu schätzen weiss, aber sie denkt bei jedem schlechten Tag den ich habe, dass wieder eine neue Katastrophe droht.

«Priyanka du heiratest in zwei Wochen. Wir beide haben das ganze geplant und auf die Beine gestellt und ich verstehe einfach nicht wieso du dich nicht darauf freust.» Ich drehe mich um und betrachte mich in diesem Traum aus Tüll und Spitze. Jede andere Braut würde freudenstrahlend in den Spiegel blicken und die Tage zählen bis zum schönsten Tag in ihrem Leben. Ich freue mich ja, aber irgendwie ist seitdem Justin ausgezogen ist, ein Teil von mir mitgegangen. Vielleicht der Teil, der an ihm so festhängt, dass er ihn nicht gehen lassen kann. Ich weiss es doch auch nicht. «Haben Sie noch einen Wunsch?», unterbricht uns die Schneiderin und sieht uns mit ihren grünen Augen neugierig an. Wahrscheinlich hat sie unser Gespräch belauscht und aus der Presse weiss sie wer ich bin und um wen es sich in unsere Unterhaltung handeln könnte. Doch das ist mir egal, ich schüttle einfach wortlos den Kopf und schäle mich mit Hilfe der Schneiderin und ihrer Gehilfin aus dem Kleid.

«Dann nehme ich die letzten Änderungen vor und würde Sie dann benachrichtigen, wenn das Kleid fertig ist.» Ich nicke teilnahmslos und ziehe mich in der Kabine wieder an. Dabei trödle ich etwas, um noch ein wenig Zeit für mich zu haben. Doch ewig kann ich mich in dieser Kabine auch nicht verstecken, also ziehe ich den Vorhang zurück und sehe Johanna auf der kleinen grünen Couch sitzen. Beiläufig sieht sie auf die Uhr, als sie eine Seite der Zeitschrift umblättert und sich die neuesten Trends in Sache Körperpflege durchliest. «Bereit?», frage ich sie und sehe wie sie den Kopf hebt und mich anlächelt. «Aber sicher doch. Lust auf einen Kaffee?» Dankbar lächle ich sie an und hake mich bei ihr ein. «Dann auf zum nächsten Café.» Das Brautgeschäft liegt mitten in der City, also brauchen wir keine fünf Minuten bis zum nächsten Café und da es früh am Morgen ist, sind die meisten noch auf der Arbeit oder am Strand.

Wir setzen uns draussen hin und bestellen uns ein kleines Frühstück das wir uns teile. Während sie von ihrer eigenen Hochzeit spricht, die letztes Jahr gewesen ist, höre ich ihr nur mit halbem Ohr zu und merke wie meine Gedanken in eine Richtung wandern, die mir gar nicht gefällt. Seitdem ich Justin das letzte Mal gesehen habe, fühlt es sich so leer in meinem Leben an. Als hätte er ein riesiges schwarzes Loch hinterlassen, dass ich nicht füllen kann. Wie es ihm geht? Gestern stand in der Zeitung, dass er ein kleines Konzert für einige Fans gegeben hat. Er war wohl feiern und wurde praktisch dazu gedrängt, dennoch weiss ich wie gerne er seine Fans hat. Ich kann mir vorstellen wie er sich gefühlt haben muss und frage mich ob er auch an das kleine Konzert gedacht hat, dass er für das sechzehn jährige Mädchen und ihre Freundinnen gegeben hat, als er am Strand war. Er war glücklich, das konnte ich damals spüren. So war er in Wirklichkeit und nicht wie ihn die Presse darstellt. Justin ist liebenswürdig, klug und witzig. Manchmal an sehr schlechten Tagen, frage ich mich, ob ich mich nicht doch falsch entschieden habe. Wir könnten jetzt zusammen sein, stattdessen lebt jeder sein Leben und das fühlt sich ehrlich gesagt beschissen an.

Stepmom verhängnisvolle BegegnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt