Zwischen Leben und Tod

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PRIYANKA

Nach einer erneuten schlaflosen Nacht, sitze ich am Tisch und rühre gedankenverloren in meiner Tasse rum

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Nach einer erneuten schlaflosen Nacht, sitze ich am Tisch und rühre gedankenverloren in meiner Tasse rum. Im Wohnzimmer höre ich das Team reden, sie besprechen wie es weiter gehen soll. Bis jetzt haben sich die Entführer nicht mehr gemeldet, vielleicht melden sie sich überhaupt nicht mehr. Ich weiss ich sollte nicht so denken, aber Justin wird jetzt sein fünf Tagen vermisst, ich habe einfach Angst, dass mein blinder Optimismus mich zum Fallen bringt, wenn ich so weiter mache. In meinem Innern herrscht ein riesiges Chaos, eines dessen Ausmass ich nicht kenne, noch nicht. Wenn sie doch nur ein weiteres Video schicken würden, damit wir wissen, dass sie ihm nichts angetan haben, dann würde ich mich an die Hoffnung klammern, die noch in mir schlummert.

Doch so ohne jedes Lebenszeichen, fällt es mir immer schwerer positiv zu denken. Nachdem ich so lange meinen Gedanken nachgegangen bin, ist mein Kaffee bereits kalt und ich giesse ihn in die Spüle. Seufzend lehne ich mich gegen die Kücheninsel und erinnere mich an eine Unterhaltung die ich hier vor ein paar Wochen mit Justin hatte. Damals merkte ich das erste Mal, dass da mehr ist, als eigentlich sein sollte. Er war so selbstsicher, so unglaublich selbstbewusst, dass ich gar nicht anders konnte als mit zu spielen. Wenn ich heute so darüber nachdenke, hätte ich mich damals schon zurückhalten sollen. Doch ob ich es auch durchgehalten hätte, weiss ich nicht, denn Justin ist eben Justin und er kann verdammt überzeugend sein.

„Priyanka?", reisst mich Agent Wyatt aus meinen Erinnerungen. „Ja? Gibt es etwas Neues?", frage ich sofort und gehe hastig auf sie zu. Sie streicht sich eine Strähne hinters Ohr und presst die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, was meine Hoffnung wieder etwas dämpft. „Ich wollte einfach sehen wie es Ihnen geht. Sie wirken sehr mitgenommen, so sehr, dass ich mir fast sicher bin, dass da mehr ist als nur Sorge um ihren Stiefsohn. Verzeihen Sie meine Direktheit, aber ich bin auch eine Frau und ich spüre so etwas." Tatsächlich bin ich über ihre direkte Art überrascht, doch es tut gut sich jemand anvertrauen zu können.

Meinen Freundinnen habe ich nichts davon erzählt, allgemein habe ich mich in den letzten Wochen immer mehr zurückgezogen. Obwohl ich mit den Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt war, hatte ich den Kopf nie ganz bei der Sache und einige haben es auch gemerkt, mich aber nicht darauf angesprochen. Ich schaue mich kurz um, ob uns niemand zuhört, aber Jeremy ist nicht zu sehen und die anderen sind im Wohnzimmer. „Ich weiss einfach nicht was ich tun soll, in mir herrscht ein riesiges Chaos. Justin und ich...wir...naja das war nicht geplant. Wir verstehen uns gut, er war da und....egal was ich jetzt sage, es würde dem nicht gerecht werden was uns beide verbindet."

Agent Wyatt nickt und sieht mich mitfühlend an, irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie weiss wovon ich spreche. „Wir tun wirklich alles, um ihn zu befreien. Entführungen die so lange dauern, gehen meistens nicht ohne Komplikationen aus, das will ich Ihnen im Vertrauen sagen. Was aber nichts an unserem Engagement ändert, wir werden alles tun was in unserer Macht steht, seien Sie sich da sicher", sagt sie und streichelt mir über den Arm. Dankbar lächle ich sie an und schöpfe einen kleinen Funken Hoffnung. „Das ist nett von Ihnen. Ich weiss gar nicht wie ich das verdient habe." Sie will etwas sagen, als ihr Kollege rein kommt und uns erstaunt ansieht.

Stepmom verhängnisvolle BegegnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt