21.Kapitel

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»Frag dich nicht, was richtig ist, sondern frag dich, was du fühlst. Hör auf zu fragen, ob du kannst, sondern frag doch, ob du willst.«

***

Ámbar

"Bist du noch dran?", weckte mich Simóns Stimme aus der Starre, in welche ich soeben gefallen war.
"Buenos Aires", laß ich, um zu realisieren, was ich vorgefunden hatte.
Es war tatsächlich ein Ticket nach Buenos Aires gewesen, ein Ticket zurück.

"Ámbar? Was meinst du mit Buenos Aires?", fragte Simón verwundert, da ich gerade nur unzusammenhängend vor mich hin sprach.
Meine Hände hoben langsam das rechteckige Ticket vom Boden auf.

"Ein Ticket nach Buenos Aires", murmelte ich weiterhin und hielt mein Handy etwas näher an mein Ohr.
"Ich verstehe momentan gar nichts", hörte ich Simón mit einem Hauch Verzweiflung sprechen.

Meine Augen konzentrierten sich allerdings zu hundert Prozent auf das, in meinen Händen haltende, Ticket.
Ich verfolgte mit meinen Blicken jegliche Informationen, welche sich darauf befanden, weshalb meine Augen nach Erblicken des Abflugzeitpunktes erheblich größer wurden.

"Das ist nicht sein verdammter Ernst?", beschwerte ich mich lautstark über die gerade erblickte Zeit, welche mich ziemlich überforderte.
Das besagte Flugzeug würde bereits morgen Nachmittag abheben und somit war meine Zeit für eine erneute Entscheidung beachtlich gering.
"Ámbar, was ist bei dir los?", rief Simón, infolgedessen ich erst realisierte, dass ich nach wie vor ein Telefonat führte.

"Verzeih, Simón", entschuldigte ich meine Unachtsamkeit gegenüber ihm.
"Was genau ist mit Buenos Aires?", fragte er wahrscheinlich zum tausendsten Mal.
Ich hielt das Ticket fest in meinen Händen und schloss die Tür deshalb etwas weniger elegant mit einem meiner Füße.

Ich plazierte mich vor dem Fenster, an welchem ich kurz davor ebenfalls gesessen hatte.
Leicht vernahm ich noch einzelne Tropfen, doch der Regen milderte sich und man erblickte schon wenige Sonnenstrahlen zwischen den Wolken hervor schmimmern.

"Matteo hat mir ein Ticket gekauft", antwortete ich ihm und starrte schmunzelnd auf dieses.
Simón räusperte sich und schien über die Erwähnung von Matteos Namen nicht sonderlich erfreut zu sein.

"Hat er also doch mal was sinnvolles getan", murmelte Simón durch mein Handy.
"Wie bitte?", versicherte ich mich, wobei mir aufgrund Simóns Stimmlage ein Lachen entfloss. Was hatte er nur plötzlich?

"Ach nichts, Señorita", erwiderte er.
"Das Wichtigste bist momentan du und nicht Matteo", fügte er direkt hinzu.
"Sicher?", grub ich nach, da Simón sich doch etwas seltsam Matteo gegenüber zu verhalten schien.

"Ach, ehm egal", stotterte es am anderen Ende der Leitung.
"Ich erwarte deine...", setzte er zu einem weiteren Satz an, "...alle erwarten deine Rückkehr sehnlichst", verbesserte sich Simón rapide.

Wobei ich die Wahrheit dieses Satzes hinterfragte. Ich glaubte wohl kaum, dass Lunita mich vermisste und dies beruhte deutlich auf Gegenseitigkeit. Zudem, gab es einige wenige Bekanntschaften, die wohl nicht sehr erfreut über die Rückkehr von Ámbar Smith wären.

"Und wen meinst du konkret?", murmelte ich vertieft.
"Ámbar glaub mir. Unser Leben wäre so viel schöner mit dir", sprach er sanft.
"Ihr würdet meine Rückkehr begrüßen?", versichterte ich mich während mein Daumen über das Ticket streifte.

"Du hast keine Ahnung was Delfi und Jazmin, für deine Stimme geben würden. Ámbar sie vermissen dich so so sehr!", erklärte der Mexikaner.
"So wie ich dich vermisse", räusperte er kaum hörbar.
"Ach ja?", fragte ich schmunzelnd nach und biss mir auf meine raue Unterlippe.
"Señorita, jetzt hör mir mal zu", lachte Simón.

"Es gibt immer jemanden der auf dich warten wird... Egal wer. Immer wird jemand an deiner Seite sein wollen", murmelte Simón woraufhin ich meine Stirn runzelte.

"Komm zurück zu uns und komm zurück zu...", setzte er an und hielt Inne während er zu überlegen schien.
"Zu wem noch?", fragte ich kurz darauf nach, da ich das Gefühl, dass Simón mir etwas verschwieg, nicht los wurde.
"Komm zurück in die Vergangenheit. Lass sie wieder zu deiner Gegenwart werden Ámbar", sprach Simón.
Ich hob meinen Kopf an und erblickte deutliche Sonnenstrahlen, die sich über den Garten legten.

"Die Sonne scheint wieder", räusperte ich froh, über den sich gelegten Regen. Ich atmete ruhig aus und schloss einen Moment meine Augen.
"Nein Ámbar, die Sonne strahlt in deinem Gesicht", sagte Simón, wobei ich den fröhlichen Unterton seiner Stimme hörte.
"Du wirst dich richtig entscheiden", flüsterte er behutsam, bevor er auflegte. Ein kräftiger Seufzer entfloss mir und ich schmiss mein Handy auf mein Bett.

Gemeinsam mit dem Ticket betrat ich den kleinen Balkon. Die Luft hatte sich abgekühlt und ein frischer Wind wehte über die Gegend.
Mir entlockte das Telefonat mit Simón ein Schmuzeln.
In Buenos Aires hatte ich mehr.
Ich hatte mehr als hier. Damals ging ich, um Matteo hinter mir zu lassen. Ich wollte lernen, zu vergessen.
Nie hatte ich daran gedacht, dass die Vergangenheit unvergesslich sein könnte. Denn ohne es zu wollen, würde die Vergangenheit immer ein Teil von mir sein. Sie gehörte zu mir, war ein Teil von mir.
Je eher ich das akzeptiere, desto besser.

Bewusst, dass dieses Jahr der Abwesenheit mir nichts gebracht hatte, wurde mir erst klar als ich in Matteos starken Armen lag und er mich erneut wie ein Magnet anzog.

Ich hatte die Chance der Rückkehr erhalten.
Konnte ich nun meine Vergangenheit zur Gegenwart machen?

***

Halluu🙈💖 ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und so💎🌸 wie glaub ihr wird Ámbar sich entscheiden 😏😏🙌

Thinking Out Loud || Ambeo/Simbar FF ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt