7.Kapitel

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»Du könntest mein Verstand sein.«

***

Matteo

Fortwährend blickte ich starr an die Tür der Villa, in welcher Jazmin vor ein paar Minuten verschwand und welche sie bis jetzt immer noch nicht verlassen hatte.

Mein Kopf ging Richtung Himmel. Es war ein angenehmer Tag, voller Sonne und Energie. Die Strahlen schienen gerade so durch die Blätter des Baumes. unter welchem in mich befand.
Ich schloss meine Augen und vernahm gedanklich eine weiche Stimme, erneut dachte ich an früher. Ámbar und ich saßen auf einer Wiese, ich hatte meinen Arm um sie gelegt und die Sonne wärmte uns. Die Atmosphäre des heutigen Tages erinnerte mich stark daran.
Doch das war Vergangenheit und in der Gegenwart war alles anders.

Meine Gedankenzüge stoppten als ich eine leise Tür schleifen hörte. Ich rückte weiter hinter den Stamm und beobachtete Jazmin, die aus der Tür kam. Meine Nervosität stieg mit jedem Schritt, den sie auf mich zukam wieder an.
Sie schlenderte ganz bequem den Weg von der Villa nach vorne zu mir und machte keinen Anschein sich zu beeilen. Letztendlich stapfte sie die letzten Schritte zu dem Baum.

"Und?", fragte ich ungeduldig, während ich mich nach dem Brief umschaute.
"Matteo, Señora Sharon hat mich kaum aus den Augen gelassen. Nur einmal war sie für kurze Zeit nicht da und ich hab so schnell gesucht, wie ich konnte", erklärte sie, wobei sie meiner Frage auswich.
"Jazmin hast du den Brief, ja oder nein?!", entgegnete ich nervös.

"Hier", kreischte sie und sprang auf der Stelle herum, während sie auf sich selbst stolz zu seien schien.
Ich formte ein breites, frohes Grinsen mit meinen Mundwinkeln und strahlte wie schon lange nicht mehr.
"Find sie", räusperte Jazmin und drückte mir den Brief enthusiastisch in die Hand. Es war klar, wen sie meinte.

Ich nickte ihr entgegnend zu und drehte mich ein weiteres mal zu der Villa um. Meine Augen schlossen sich und ich stellte mir ihre Stimme vor, ihre wundervolle Stimme. Ich hatte die Adresse, hier in meiner Hand. Die Suche nach Ámbar Smith würde nun unmittelbar starten.

Ámbar

Die Rollen des Koffers schleiften träge über den Boden des Hauses, welches ich sobald verlassen würde. Ein Jahr hatte ich hier verbracht und nun hatte ich gezwungenermaßen eine Entscheidung getroffen. Es stimmte wohl, dass mir niemand diese Wahl nehmen konnte. Dennoch fühlte sich diese Entscheidung zu schnell getroffen an.

Den Koffer platzierte ich im kahlen Flur, der mir durch Umzugskisten fremder als je zuvor erschien. Da noch etwas Zeit vergehen musste, bevor Señora Carla fertig war, setzte ich mich auf eine der Kisten, welche mir halbwegs stabil erschien. Kurz spielte ich mit dem Gedanken Simón anzurufen und ihn über das Ergebnis meiner Entscheidung zu informieren. Aber ich ließ es, denn was hätte das schon gebracht?
Auch wenn er mir versicherte er sei immer zu erreichen, verschwand der Gedanke daran schnell wieder.

Meine Stimme vernahm seit langem wieder das Verlangen zu singen. Prüfend, das auch niemand in der Nähe war, sah ich mich um. Ich atmete tief ein und sang das Erstbeste, was mir in den Sinn kam.
Das Erstbeste war Prófugos. Warum ausgerechnet dieser Song war mir allerdings unbegründet.
Er erinnerte mich stark an Matteo, den ich einst so brauchte. Matteo, welchen ich nie verlieren wollte und dennoch geschah es.

Schon Monate lang hatte ich nicht mehr gesungen, was wahrscheinlich daran lag, dass es mich an früher erinnerte.
Doch jetzt befreite es mich auf eine unerklärliche Weise. Es fühlte sich so an als würde ich etwas in mir frei lassen, als würde etwas von neuem erblühen und wachsen. Ich vernahm ungeahnte Energie in mir, die zu bleiben schien.

So als hätte ich den letzten Ton mit dem Eintreffen Señora Carlas abgestimmt, betrat sie den Raum kurz nach Ende des Songs.

"Können wir, Schätzchen? Sonst änderst du deine Meinung aufgrund von zu vielen Gedanken", probierte sie zu scherzen. Aber diese Stimmung hatte ich bei besten Willen nicht.
Ich nickte zustimmend und nahm den Griff meines Koffers.
Wir liefen zu dem Auto, welches am Straßenrand parkte und nach Benzin stank. Der Geruch verätzte beinahe meine Nase.

Seufzend stieg ich in das Auto ein und warf einen letzten Blick auf das Haus, währenddessen ich mich aufs Neue fragte, ob dies wirklich das war, was ich wollte. Entschieden hatte ich mich wohl so, weil ich keine Komplikationen mehr wollte, weil ich so endlich alles vergessen konnte, weil meine Tante mich unter Druck gesetzt hatte.
Wir fuhren an Häusern und dergleichen vorbei und mein Blick ging stets starr aus dem Fenster.
Meine Umgebung wurde aufmerksam von mir inspiziert so, wie ich es meist immer im Auto tat.
So verfolgten meine Augen die Idylle außerhalb...

Stockend bemerkte ich den näher kommenden Flughafen.
"Europa", murmelte ich vor mich hin als wir hielten. 

***

Hoffe euch hat das Kapitel trotz Ámbars Entscheidung gefallen 🙈❤ Aber anscheinend zweifelt sie ja... 😏💕

Thinking Out Loud || Ambeo/Simbar FF ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt