4. Mauz

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!Triggerwarnung!

PoV Luca

Traurig saß ich an meinem Schreibtisch. Ich vermisste Max. Vor einigen Tagen war er mit seiner Familie in den Urlaub gefahren und würde erst nächste Woche wiederkommen. Solange musste ich mich damit begnügen, abends mit ihm zu skypen. Tagsüber verbarrikadierte ich mich in meinem Zimmer, drehte wenn nötig ein Video und sah mir sonst Mauz Fanarts an, oder las Fanfictions über uns. Immer wieder musste ich grinsen. Was sich unsere Zuschauer alles einfallen ließen war schon irgendwie cute. Gleichzeitig könnte ich nach jedem happy end in Tränen ausbrechen, weil ich wusste, dass es in Wirklichkeit nie so passieren würde. Schon seit über einem Jahr war ich in meinen besten Freund verliebt und hatte mich nie

getraut, es ihm zu sagen. Es war das schönste und gleichzeitig schlimmste Jahr meines Lebens gewesen. Ich wusste die Zeit die ich mit Max verbrachte immer mehr zu schätzen und wir waren viel enger zusammengewachsen. Andererseits hatte ich mich immer beherrschen müssen, nicht zu anhänglich zu sein, ihn nicht anzustarren und meine Gefühle zu verbergen. Immer hatte ich sie hinter einer Fassade aus guter Laune und Überdrehtheit versteckt. Ewig saß ich auf meinem Schreibtischstuhl und dachte an Max, als mein Handy vibrierte. Ich blickte auf das Display und musste grinsen. Ich hatte eine Nachricht von Max bekommen. Blitzschnell entsperrte ich mein Smartphone und begann zu lesen.

Lieber Luca, ich wollte eigentlich nie, dass du das hier einmal zu lesen bekommen musst, aber offenbar ist es jetzt doch passiert. Also, ich möchte dir etwas sagen. In der letzten Zeit hat sich zwischen uns etwas verändert. Anfangs habe ich es nicht gemerkt, aber es ist stärker geworden. Ich habe angefangen, in deiner Gegenwart nervös zu werden, konnte mich nur noch auf dich konzentrieren und wusste manchmal nicht, was ich sagen sollte. Anfangs wollte ich es nicht wahr haben, aber inzwischen kann ich mich nicht mehr vor mir selbst verstecken, ich habe es mir eingestanden und deswegen schreibe ich diesen Text. Luca, was ich dir sagen will ist: Ich liebe dich. Dein Aussehen, deine Haare, deinen Körper, dein Gesicht, deine Lache aber allem voran deinen einzigartigen Charakter. Wie du mit anderen Menschen umgehst, wenn es ihnen schlecht geht, dass man mit dir lachen kann, wenn man gut drauf ist und dass ich bei dir sein kann wie ich bin. Du akzeptierst alle meine Schwächen und bist immer für mich da und das bewundere ich an dir. Ich konnte dir schon immer vertrauen, deswegen habe ich dir jetzt auch mein größtes Geheimnis anvertraut.

Max

Langsam ließ ich mein Handy sinken. Ich hatte Freudentränen in den Augen. Mein Kopf explodierte förmlich, vor Glück, aber auch vor Fragen. Was sollte der Anfang? Das klang ja fast so, als hätte er den Zeitpunkt zu dem der Text abgeschickt wurde nicht selbst bestimmt. Gerade wollte ich ihn anrufen, als ich sah, dass die Nachricht noch nicht zu Ende war. Verwundert scrollte ich nach unten und begann wieder zu lesen.

Lieber Luca, hier sind die Eltern von Max. Wir haben von ihm den Auftrag bekommen, dir diesen Text zu schicken. Er scheint ihn schon sehr lange auf seinem Handy gehabt zu haben und hat ihn wohl genau für so einen Fall geschrieben. Es tut uns leid das sagen zu müssen, aber Max hatte gestern einen Autounfall. Er wurde operiert und hat uns vorher gesagt, dass wir dir diesen Text schicken sollen. Wir warten gerade auf das Ergebnis und hoffen dass er es schafft.

Jetzt liefen mir die Tränen in Strömen über die Wangen, aber es waren keine Freudentränen mehr. Stumm starrte ich auf das Display meines Handys und konnte immer noch nicht ganz begreifen, was das bedeutete. Max. Mein Max. Er konnte nicht weg sein. Er würde überleben. Ganz sicher. Er musste einfach. Für mich, für uns! Vorsichtig tippte ich drei Buchstaben ein und schickte sie Max.

Und?

Keine zehn Sekunden später kam die Antwort.

Er ist von uns gegangen...

In mir stieg ein Gefühl der Panik hoch, wie ich es noch nie erlebt hatte. Es zerdrückte meinen Schädel. Es presste meinen ganzen Körper zusammen und zurück blieben nur abgrundtiefe Schmerzen. Mein Kopf fühlte sich an wie leergefegt, nur ein Wort sprang darin herum und schien mich zum Überkochen zu bringen, deswegen ließ ich es raus. „Nein!" Erst flüsterte ich, doch es wurde immer lauter, bis ich mir die Seele aus dem Leib brüllte. Zusammengekrümmt lag ich auf dem Boden, Weinkrämpfe schüttelten meinen Körper und ich schlug immer wieder meinen  Kopf gegen den Boden.

Es hörte nicht auf. Der äußere Schmerz sollte den inneren betäuben, doch es half nichts. Die Leere in mir füllte sich langsam mit innerem Schmerz. Immer mehr Erinnerungen an Max strömten auf mich ein und mischten sich mit der Erkenntnis, dass ich nie wieder mit ihm sprechen könnte. Meine Stimme hatte ich mir heiser geschrien, doch immer noch flüsterte ich weiter.

Alles Glück war aus meinem Körper gepresst worden und ich konnte mich nicht mehr bewegen, so sehr drückte mich die Welle aus Gefühlen, die über mich hinweg rollte immer noch zu Boden. Ich merkte nicht, dass an meiner Türe geklingelt wurde. Ich hörte nicht, dass sie schließlich aufgebrochen wurde. Ich spürte nicht, wie ich hochgehoben und auf mein Bett gelegt wurde. Ich sah nicht, wie sich mein Nachbar, der meine Schreie gehört hatte um mich kümmerte. Ich schmeckte und roch nichts, als er irgendwann versuchte, mir Essen einzuflößen. Alles was ich wahrnahm war diese Erkenntnis, die Erinnerung an Max und die Tatsache, dass er tot war. Und ich wusste dass sie mich nie wieder loslassen würden.

Das ist jetzt über ein Jahr her. Ich habe eine Therapie gemacht und kann jetzt wieder normal leben. Mit YouTube habe ich aufgehört. Äußerlich scheint sich an mir nichts verändert zu haben, doch innerlich bin ich immer noch eine Ruine. Wem ich zufällig auf der Straße begegne dem fällt nichts an mir auf. Mit wem ich ein kurzes Gespräch führe, der merkt nichts Ungewöhnliches.  Aber wer mich besser kennt, hat gemerkt, dass ich seit damals nicht einmal, nicht ein einziges Mal gelächelt habe. Alle wollen, dass ich lache, aber sie verstehen mich nicht. Ihr versteht mich nicht. Wie soll ich denn ohne ihn lachen?! Wie kann man so glücklich leben? Überleben? Und weiter leben?

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Grüße diesmal an Caro ^^

Auch sie wird das sicher nicht lesen aber egal...

Bye

OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt