63. Stexpert

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PoV Stegi

Wütend stapfte ich in Richtung Bahnhof und zog meinen störrischen Koffer hinter mir her. Jedes Mal, wenn es holperte, weil aus einem der beiden kleinen Plastikräder ein Stück heraus gebrochen war, ärgerte ich mich wieder darüber, den Koffer nicht getragen, sondern hinter mir die Treppe herunter geschleift zu haben.

Aber ich hatte es einfach nicht mehr in diesem Haus ausgehalten. Wie hatte Tim mir sowas antun können? Der Kloß in meinem Hals wurde mit jedem Gedanken, jedem Schritt, jedem Atemzug immer größer und tat immer mehr weh.

Irgendwann hielt ich die Schmerzen, die sich inzwischen über den ganzen Hals und meinen Kehlkopf erstreckten, nicht mehr aus und ich ließ einfach zu, dass mir die Tränen über die Wangen strömten.

Endlich, nachdem ich fast eine dreiviertel Stunde lang durch die belebten Straßen geschlurft war, die nicht nach Trauer aussahen, sich aber so anfühlten, kam der Bahnhof in Sicht.

Als ich mein Handy aus der Tasche zog, um nach der Uhrzeit zu sehen, sprang mir ein Hinweis ins Auge. Tim hatte mir geschrieben.

Wütend stopfte ich das Smartphone wieder in meine Tasche und ging weiter. Meine Hand ballte sich in der Jackentasche zur Faust und Tränen der Wut und der Verzweiflung traten in meine Augen. Ich schluckte mehrmals und zwang mich dazu, weiter zu gehen.

Schnell kaufte ich mir an einem Schalter ein Ticket und machte mich dann auf den Weg zu einem der Bahngleise. Dort ließ ich mich, nach einem Blick auf die Anzeigetafel, der mir verriet, dass ich noch eine halbe Stunde warten musste, auf eine der Sitzbänke sitzen und schloss die Augen.

Meine Gedanken fingen an zu kreisen, drehten sich um sich selbst, die Wirklichkeit mischte sich mit Einbildungen, wirren Träumen, Ängsten und skurrilen Fantasien.

Als mich jemand antippte, erschrak ich so sehr, dass ich fast von der Bank rutschte. Schnell hielt ich mich am Gitter der Sitzfläche fest und starrte das Mädchen vor mir entgeistert an. Sie war wohl etwas jünger als ich und sah mich aus besorgt aufgerissenen Augen an. „Hey, sorry, ich wollte dich nicht so erschrecken, aber du siehst nicht gut aus, wenn ich das mal so sagen darf. Was ist los, kann ich helfen?"

Ich überlegte kurz, einfach zu gehen, doch ein völlig verrückter, winzig kleiner Teil meines Gehirns klammerte sich an die verzweifelte Hoffnung, das Mädchen könnte mir tatsächlich helfen, also murmelte ich: „Da ist ein Junge. Tim. Ich liebe ihn. Und er hat ziemlich Mist gebaut."

Ihr Blick sagte mir, dass sie genauso gut wusste wie ich, dass sie meine einzige Hoffnung war. Ohne sie würde ich jetzt wieder nach Hause fahren und den Braunhaarigen in Zukunft wohl nur noch ignorieren. Doch um zurück zu gehen und selbst etwas zu tun war ich nicht mutig genug.

Das Mädchen neben mir sah mich kurz prüfend an und fragte dann: „Hat er zumindest versucht, sich zu entschuldigen?" Ich murmelte leise: „Er hat mir irgendwas geschrieben, aber ich hab es mir nicht angeschaut..."

„Tu das", entgegnete mir das Mädchen mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete, „oder du wirst es irgendwann bereuen."

Wie in Zeitlupe zog ich mein Handy aus der Tasche und entsperrte es. Dann öffnete ich den Chat.

Tim hatte eine Audiodatei geschickt. Als ich sie abspielen ließ, erklang leise der Refrain des Liedes „Stay". Mir traten Tränen in die Augen, während ich dem Text lauschte. Die Tränen kullerten über meine Wangen, als ich den Text las, den der Braunhaarige hinterher geschickt hatte und in dem er mir alles erklärte.

Ich sah auf. Das Mädchen blickte mich mit schief gelegtem Kopf an und grinste, als sie meinen Gesichtsausdruck sah. Als ich aufsprang, stand sie ebenfalls auf. Zum Abschied nahm ich sie in den Arm und murmelte: „Danke! Ohne dich hätte ich alles weg geworfen!" Grinsend antwortete sie: „Keine Ursache! Ich spiele gerne den Retter in der Not!"

Ich nickte ihr noch ein letztes Mal zu, dann drehte ich mich um und lief auf den Ausgang zu. Innerhalb von nur zehn Minuten stand ich wieder vor Tims Haustüre und klingelte mit klopfendem Herzen.

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So Leude. Wie ihr gemerkt haben dürftet, hat die Story sowohl einen offenen Anfang als auch ein offenes Ende. Und jetzt seid ihr dran: Wer sich die kreativste Rahmenstory überlegt, darf sich ein Pairing für nen OS wünschen ^^

Die Ergänzung muss kein Fließtext sein, reichen auch Stichpunkte ^^

Viel Spaß und Erfolg beim schreibseln!

Bye!

OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt