96. Realtalk die zweite

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Kleidung.
Brauchen wir alle.
Benutzen wir alle.
Kaum einer würde nackt oder halbnackt durch die Gegend rennen, wo doch zu Hause der Schrank voller gemütlicher Klamotten ist.
Teile, die man sich gekauft hat weil sie im Laden ganz hübsch ausgesehen haben.
Oder weil sie gut zu den neuen Schuhen passen.
Und dann fällt einem auf, dass da eine Naht unangenehm kratzt oder das Kleidungsstück am Bauch spannt.
Die wenigsten geben es im Laden zurück, viele verbannen ihre Klamotten in das hinterste Eckchen im Schrank, mit dem Hintergedanken 'In zwei Jahren könnte das meiner Schwester passen' oder 'das geb ich meinen Kindern'.
Und im Endeffekt landen die Sachen dann in der Altkleidersammlung oder schlimmstenfalls im Müll.

Jeder will sich nach der neusten Mode kleiden, wer heute noch mit Schlaghose und Blümchenshirt herumläuft, ist automatisch 'out', hat keinen modegeschmack und wird belächelt.
Wenn ein Teil kaputt geht, macht sich kaum jemand die Mühe, es zu nähen. Viele werfen die Sachen dann einfach weg.
Wer hat sich auch schon mal gut gefühlt, als er einen Beutel Altkleider in einen Container geworfen hat? Man denkt sich: 'Mit meinen alten Klamotten helf ich jetzt noch Leuten die sich keine neue Kleidung leisten können.'
Allerdings werden die Klamotten aus Altkleidercontainern weiter verkauft, teilweise verarbeitet und manchmal in Entwicklungsländer gebracht, wo die Lieferungen Zweifel an der dort vorhandenen Infrastruktur auslösen können.

Und außerdem macht sich kaum jemand Gedanken darüber, wo und wie seine Kleidung überhaupt produziert wurde. Denn auch wenn auf dem Etikett steht 'Made in Germany' steht, wurde das Teil mit größter Wahrscheinlichkeit nicht in Deutschland produziert.
Eine Firma darf nämlich bei der 'made in ...' - Angabe jedes Land hin schreiben, in dem ein winziger Arbeitsschritt an dem Kleidungsstück vorgenommen wurde. Als Beispiel: eine Jeans kann komplett in Bangladesh hergestellt worden sein. Da haben Näherinnen tagelang dagesessen und sich die Finger wund gearbeitet, um den Stoff herzustellen, dann haben Kinder Löcher in die Knie geschnitten und sind dabei Gefahr gelaufen sich zu verletzen. Dann mussten Arbeiter die Hosen mit feinem Sand ansprühen, damit einige Stellen abgenutzt aussehen. Dabei haben sie einen Teil der winzigen Sandkörner eingeatmet weil sie sich keinen Mundschutz leisten können und der Großteil wird deswegen den vierzigsten Geburtstag nicht mehr erleben können; der Sand lagert sich in der Lunge ab.
Dann wurde die Jeans nach Deutschland gebracht, wo gut bezahlte Fabrikangestellte den Hosenknopf angenäht haben und nur wegen diesem letzten kleinen Arbeitsschritt darf der Hersteller jetzt 'made in Germany' auf das Etikett schreiben.

Ist euch bewusst, wie viele Arbeiter in Entwicklungsländern ihr Leben riskieren, damit wir hier billig Kleidung kaufen können?
Bitte denkt dran, wenn ihr das nächste mal ein Kleidungsstück ungetragen wegwerft.
Denn auch wenn man es nicht glauben will, passiert das viel häufiger als man denkt.
20% der gekauften Kleidung wird ungetragen weggeworfen! Das ist ein Fünftel. Jedes fünfte Kleidungsstück!
Und ein Kleidungsstück wird durchschnittlich auch nur viermal getragen bevor es im Müll landet.

Arbeiter in Entwicklungsländern werden ausgebeutet, jeden Tag steht ihr Leben auf dem Spiel, nur damit sie sich und ihre Familie irgendwie am Leben erhalten können und das ist der Dank: Wir kaufen Billigkleidung und entsorgen sie fast sofort wieder.

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, das dürfte inzwischen jedem klar sein. Aber trotzdem muss jeder versuchen, sein Bestes in dieser Hinsicht zu tun, nur so können wir irgendetwas ändern.

Es gibt doch genug Möglichkeiten, seine Kleidung zu recyceln! Werft die Sachen nicht direkt weg, nur weil sie ein Loch haben, das kann man auch nähen. Kleidung die euch zu klein geworden ist, könnt ihr in Second Hand Shops bringen oder Geschwistern und Freunden schenken.
Und achtet beim Kauf von neuen Klamotten bitte wirklich darauf, dass euch die neuen Sachen gefallen und ihr sie wirklich tragen werdet.
Bitte nehmt euch das zu Herzen.

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