8. Bergluten

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!Triggerwarnung!

Post Mortem

(bedeutet "nach dem Tod", für alle die in Latein genau so "gut" sind wie ich xD)

PoV Bergi

Mitten in der Nacht wurde ich durch meine Türklingel geweckt. Ein Glück, dass Marie nicht da war! Sie hatte so einen leichten Schlaf, dass sie sicher aufgewacht wäre. Schlaftrunken stand ich auf und tappte zur Haustüre. Sofort als ich sie öffnete, stürzte mir jemand entgegen und warf sich schluchzend in meine Arme. Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu realisieren, wer sich da an meiner Schulter die Augen ausheulte; es war Palle.

„Oh Gott Patrick, was ist passiert?", fragte ich und versuchte, die aufkeimende Panik in meiner Stimme zu unterdrücken. Schluchzend versuchte er, mir irgendetwas zu sagen, bekam aber nie mehr als ein oder zwei unverständliche Worte raus. Vorsichtig zog ich ihn mit, bis ins Wohnzimmer, wo ich ihn vorsichtig auf dem Sofa absetzte. Dann lief ich in die Küche und holte die Thermoskanne Tee, die ich mir eigentlich fürs Frühstück vorbereitet hatte. Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, hatte Palle aufgehört, so hemmungslos zu schluchzen, ihm liefen nur noch einzelne Tränen über die Wangen. Als ich ihm die Kanne und eine dampfende Teetasse vor die Nase stellte, griff er dankbar nach der Tasse und nippte daran.

Wie er so auf der Couch saß und vorsichtig Tee trank, völlig ausgelaugt und in sich zusammengesunken, sah er so traurig und alleingelassen aus, dass ich mich neben ihn setzte und ihm vorsichtig einen Arm um die Schultern legte. Als er ausgetrunken hatte, ließ er sich erschöpft gegen mich sinken und schon wieder liefen Tränen über sein Gesicht. Beruhigend strich ich ihm über die Wangen und wischte die Tränen weg.

Als er sich irgendwann wieder beruhigt hatte, murmelte er plötzlich: „Naja, ich geh dann mal...", und machte Anstalten, aufzustehen. „Nein, warum?", fragte ich überrascht. „Verständnislos sah er mir in die Augen und meinte dann vorsichtig: „Ich will euch nicht stören..." „Marie ist nicht da. Du kannst bleiben, wenn du reden willst.", antwortete ich nur tonlos und zwang mich, jetzt keine Emotionen zu zeigen. Trotzdem legte sich beim Gedanken an Marie ein Schatten über mein Gesicht, doch dass sie im Streit gegangen war, musste ich Palle jetzt nicht auf die Nase binden, er hatte augenscheinlich schon genug eigene Probleme. Und bei denen wollte ich ihm helfen, also fragte ich: „Palle, was ist los?" Wieder stiegen ihm Tränen in die Augen und er presste seine Augenlider fest aufeinander, um zu verhindern, dass ihm die Tropfen über die Wangen laufen konnten. Mit tonloser Stimme brachte er stockend heraus: „Meine Mutter... Meine Mutter ist tot."

PoV Palle

Dieser kleine Satz. Vier Worte. Sie hatten mein ganzes Leben in sich zusammen brechen lassen. „Ihre Mutter ist gestorben". Ich hatte zwar schon länger mit diesem Anruf gerechnet, aber trotzdem war es ein Schock gewesen. Noch immer konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie einfach nicht mehr da war. Ich hatte es nicht mehr alleine in meiner Wohnung ausgehalten, deswegen war ich zur ersten Person gefahren, die mir in den Sinn kam, und der ich voll und ganz vertraute; Tim.

Der schaute mich gerade schockiert an und nahm mich in den Arm. Sofort liefen mir die Tränen wieder über die Wangen und ich ließ mich erschöpft gegen Tim sinken, der mich sicher auffing und festhielt. Irgendwann lockerte er seine Umarmung und murmelte: „Also Palle, wenn jetzt nicht heim willst, kann ich das verstehen, du kannst hier übernachten." Dankbar sah ich ihn an, doch ein Zweifel kam auf: „Aber was ist mit Marie? Ist das Ok für sie?" „Die kommt heute nicht wieder.", murmelte Tim und wieder legte sich ein Schatten über sein Gesicht.

„Danke!", flüsterte ich leise. Er nickte nur und meinte dann: „Die Couch ist unbequem, du kannst mit ins Bett". Ich nickte leicht, doch als ich versuchte aufzustehen und Tim ins Schlafzimmer zu folgen, spürte ich nach zwei Schritten, wie meine Beine unter meinem Gewicht einknickten. Erschrocken kniff ich die Augen zusammen und wartete auf den Aufprall, doch Tim, der meinen Sturz wohl schon kommen gesehen hatte, fing mich auf und trug mich kurzerhand ins Schlafzimmer. Als er mich dort auf dem Bett abgesetzt hatte, rollte ich mich zu einer Kugel zusammen.

Mir fehlte die Kraft, noch irgendwas zu tun. So kam es, dass mir Tim, ohne mit der Wimper zu zucken, half, Shirt und Jogginghose auszuziehen. Dann deckte er mich zu und legte sich neben mich, doch schon nach einigen Minuten war mir klar, dass ich so sicher nicht einschlafen konnte. Tim, der mich vorhin noch beschützt hatte, war jetzt auf der anderen Seite des Bettes und ich fühlte mich unendlich alleingelassen.

Schon wieder spürte ich, dass meine Augen brannten, doch ich fühlte mich zu schwach, um etwas zu tun. Zu schwach um zu weinen, aber auch zu schwach, um die Tränen zurückzuhalten. Ich lag also auf dem Bett und rang mit mir selbst. Gleichzeitig tat mir alles weh. Ich versuchte, leise zu sein, damit wenigstens Tim ruhig schlafen konnte, doch irgendwann waren die Schmerzen so groß, dass ich ein Aufschluchzen nicht mehr unterdrücken konnte und Tim wandte sich sofort zu mir um.

„Palle?", flüsterte er leise. Ich hatte Angst, keinen ganzen Satz sagen zu können, deswegen murmelte ich einfach: „Hilfe!" Sofort kroch Tim über das Bett und nahm mich von hinten in den Arm. Erleichtert entspannte ich mich und auch meine Augen brannten nicht mehr. Jetzt brauchte ich keine Angst mehr zu haben, denn Tim beschützte mich. Aneinander gekuschelt schliefen wir schließlich ein.

Joa, wie's weiter geht dürft ihr euch selbst ausdenken, ich find es irgendwie makaber, den Tod einer Person als Grund zu nehmen, dass sich die Protagonisten verlieben o.O

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Leute wir haben bei allen drei Storys schon über 30 reads ._.

Für manche vllt wenig aber ich freu mich grad übelst xD

Bye!

OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt