Leyla POV
Mit Tränen in den Augen saß ich hier und sah Can dabei zu, wie er mein Zimmer verließ. Was meinte er damit? Ich würde alles noch schlimmer machen, sagte er. Doch was genau bedeutet das?, fragte ich mich. Ich saß hier noch weitere zehn Minuten, bis es mir reichte. Ich nahm meine Jacke, schlüpfte in meine Schuhe und ging raus. Ich brauchte einfach frische Luft und musste einen klaren Kopf bekommen. Ich wollte gerade nach draußen gehen, doch natürlich wollte mich jemand aufhalten. Mein Vater. Alias, der Zerstörer meines Lebens.
"Nereye gidiyorsun bu saate? (Wohin gehst du um diese Uhrzeit?)", fragte er mich. Ich drehte mich zu ihm und blickte ihn wütend an. Meine Mutter schlief wohl schon und meine Schwestern war wohl nach Hause gegangen. Ich verdrehte genervt meine Augen.
"Sana ne? (Was geht dich das an?)", fragte ich ihn. Er seufzte.
"Leyla. Benimle doğru konuş (Rede gescheit mit mir). Geh sofort auf dein Zimmer", sagte er drohend, doch ich schüttelte nur den Kopf und ging einfach.
"Du wirst das noch bereuen!", rief er mir noch hinterher, doch ich hörte nicht auf ihn. Er war doch immer so verständnisvoll, so nett, so liebevoll gewesen.Was ist nur aus ihm geworden? Ich wünschte, ich wäre wieder klein. Ein Kind, ohne Sorgen. Ein Kind, das von seinen Eltern verstanden und geliebt wird. Ein Kind, das unschuldig ist. Doch diese Zeiten sind schon lange vorbei, dachte ich mir traurig. Nach einigen Minuten, in denen ich traurig umherirrte, hörte ich plötzlich einen lauten Knall und erschrak. Was war das? Sofort versteckte ich mich und geriet in eine Sackgasse.
"Ich habe dir doch gesagt, du sollst den vollen Preis bezahlen!", schrie der eine, der eine Pistole hatte und noch ein Knall ertönte. Oh mein Gott. Hat er den anderen gerade umgebracht? Ich hatte Angst. Panische Angst und rannte um mein Leben, da mich dieser Kerl mit der Pistole gesehen hatte. Scheiße!
Ich rannte wie nie zuvor, bis ich plötzlich von jemandem in eine Ecke gezogen wurde. Mein Herz klopfte wie verrückt und ich hatte Angst, als ich mich in den Armen meines Retters befand. Er roch verdammt gut. Ich blickte zitternd auf und erkannte, dass es Can war. Can? Was tut er hier? Er blickte sich um und schaute dann zu mir runter. Wir schauten uns gegenseitig intensiv in die Augen und ich bekam eine Gänsehaut. Das war doch kein Zufall. Oder?Can POV
Leyla hatte Angst. Sie zitterte am ganzen Körper und blickte mir ängstlich in die Augen. Ich hörte ihr schnell schlagendes Herz und hielt sie beschützend fest. Ihr Vater hatte mich angerufen. Sie war einfach so raus gegangen. Um diese Uhrzeit. Schon wieder. Was tut sie nur für Dinge? Weiß sie überhaupt, was auf den Straßen um diese Uhrzeit vor sich geht? Wie gefährlich es ist? Wer hier randaliert?
Ich kenne diese Straßen und diese Stadt in und auswendig. Ich weiß, wer sich um welche Uhrzeit wo befindet und wer gefährlich ist. Ich blickte mich um. Ihr hätte so vieles passieren können, hätte ich sie nicht gefunden. Sie wusste von nichts, dachte sie wäre sicher.
"Da sieht man sich wieder, Can", sagte plötzlich jemand. Leyla und ich drehten uns zu der Person. Er trug eine Maske, jedoch wusste ich sofort, wer es war. Verdammt. Es war Mert. Mal wieder trieb er hier sein Unwesen und hatte wahrscheinlich einen seiner Kunden getötet. Es war schließlich ein Knall zu hören. Mert dielte mit Drogen. Das tat ich früher auch, doch ich hatte aufgehört. Er darf Leyla nicht sehen. Er darf nicht von ihr wissen. Alles, aber das nicht. Er nahm seine Maske ab und grinste. Ich stellte mich schützend vor Leyla und blickte ihn wütend an."Wie oft muss ich es noch sagen, Mert?", fragte ich ihn ernst. Er grinste nur und kam auf uns mit einer Waffe in der Hand zu.
"Oft genug, Can. Oft genug-Oh, wer ist denn diese Schönheit, die du da versteckst?", fragte er und blickte Leyla neugierig an, während er mit der Waffe spielte.
"Lass sie da raus. Sie geht dich nichts an", sagte ich ein wenig aggressiv, woraufhin er nur amüsiert grinste.
"Ach, komm schon. Ich würde sie gerne mal kennenlernen-", er näherte sie ihr, woraufhin ich ihn schlug und ihm die Waffe abnahm. Er durfte ihr nicht zu nahe kommen.
"Fass sie bloß nicht an", sprach ich drohend, während ich die Waffe auf ihn richtete und vor Leyla stand.
"Ach, komm. Ich habe die Waffe auch nicht eingesetzt. Kämpf doch lieber gegen mich", sagte er provozierend. Ich legte die Waffe zögernd auf den Boden und ging auf ihn zu. Dann ballte ich meine Hände zu Fäusten und fing an, gegen ihn zu kämpfen.Leyla POV
Geschockt schaute ich Can und Mert dabei zu, wie sie miteinander kämpften. Can hatte mich gerade ernsthaft beschützt. Also war es Mert, der vorhin so geschrien hatte. Was mir besonders auffiel war, dass Can wirklich ein ziemlich guter Kämpfer ist. Er wich Mert gekonnt aus und machte ihn fertig. Der geborene Gangster. Ich schluckte. Eigentlich ist Can gefährlich. Ja, er ist mehr als gefährlich. Während ich ihm so zuschaute, wurde mir immer mehr bewusst, wer er in Wirklichkeit ist. Ein Gangster. Ein Badboy. Ein Kämpfer. Ich hatte eigentlich schon längst vergessen, wer er wirklich ist. Doch jetzt wusste ich es wieder. Als Mert nun endgültig am Boden lag, spuckte Can noch auf den Boden. So krass hatte ich den wahren Can Yalçin noch nie erlebt. Er war so aggressiv.So wütend. So gefährlich. So anders.
"Ich werde dich irgendwann töten", meinte er noch zu Mert und kam dann auf mich zu, während er sich das Blut mit einer Hand weg wischte. Ich schluckte und zitterte am ganzen Körper. Also ist Can irgendwo, irgendwie auch ein Killer. Als er vor mir stand, berührte ich vorsichtig die Stelle, an der er blutete. Dabei blickte er mir tief in meine Augen. Als würde er sie lesen wollen.Er ging daraufhin, ohne ein Wort zu sagen, voraus und ich folgte ihm nur stumm, nachdem ich den bewusstlosen Mert noch einmal angeschaut hatte. Besorgt blickte ich Can an. Warum musste er sich nur ständig in Gefahr begeben? Was, wenn ihm etwas zugestoßen wäre? Warum sorgte ich mich eigentlich um ihn? Irgendwann dann blieb er stehen und ich knallte gegen ihn, da meine Gedanken mich nicht loslassen wollten. Er drehte sich zu mir um und blickte mich aufgebracht an.
"Bist du ein kleines Kind? Verstehst du es nicht? Willst du dich in Gefahr begeben? Bist du dumm oder so? Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du nachts nicht alleine rumlaufen sollst?!", fragte er mich wütend.
"Was geht dich das an? Ich bin alt genug. Ich weiß, was ich tue. Warum machst du daraus so ein Thema? Ist doch nichts passiert", antwortete ich verärgert, woraufhin er seufzte.
"Du sagst, es ist nichts passiert? Hast du gerade nicht gesehen, was passiert ist? Du hast keine Ahnung, was hier um diese Uhrzeit los ist. Du bist erst 17, Leyla und ich kann dich nicht immer beschützen. Ich bin nicht dein Vater oder sonst jemand, der auf dich aufpassen kann", erklärte er und das machte mich irgendwie ziemlich wütend."Du kannst mich nicht beschützen? Du wirst mein Ehemann sein, Can. Mit irgendeiner Aleyna kannst du telefonieren. Mit irgendeinem fremden Mädchen kannst du dich treffen. Aber mich beschützen kannst du nicht?! Dabei werde ich doch deine Frau sein. Warum kannst du dann nicht für mich da sein und mich beschützen? Ich habe auch Gefühle und die sind dir scheiß egal!", schrie ich ihn an und mir kamen dabei die Tränen. Ich verdeckte mit meinen Händen mein Gesicht. Seine Worte hatten mich tatsächlich härter getroffen, als sie es sollten. Wieso habe ich das alles gerade gesagt? Das war mir unsagbar peinlich und es herrschte eine ebenso peinliche Stille. Wir beide konnten nichts sagen und wussten nicht, was wir sagen sollten. Es war einfach nur still.
Can POV
Verwundert über ihre ziemlich direkten Worte, blickte ich sie etwas geschockt an. Woher weiß sie von dem Telefonat mit Aleyna? Woher weiß sie von meinem Treffen mit ihr? Weshalb ist sie so verletzt? Warum ist es ihr so wichtig, dass ich auf ihre Gefühle achte und sie beschütze?, fragte ich mich all diese Fragen. Sie stand nun vor mir, hatte ihr Gesicht mit ihren Händen verdeckt und weinte. Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren und was ich antworten sollte. Ebenso wusste ich nicht, was ich fühlte oder was ich fühlen sollte. Es war ein durcheinander in mir, was ich bis heute nicht beschreiben kann. Es herrschte eine unendliche Stille und wir beide waren in unseren eigenen Gedanken versunken, während wir nicht wussten, was wir sagen sollten und könnten.
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Zwangsheirat
RomanceLeyla Ateş ist ein schönes, zufriedenes, 17 Jähriges Mädchen. Vor ihrer Familie und vorallem vor ihrem Vater, hatte sie immer Respekt gehabt. Doch dieser beschließt sie kurz darauf zu veheiraten, nachdem Leyla vergewaltigt wurde. Ihre Welt bricht da...