Kapitel 42

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Leyla POV

Die ganze Nacht lag ich besorgt wach und bekam einfach kein Auge zu. Ich dachte nur noch nach, bekam es immer mehr mit der Angst zu tun. Dabei durfte ich doch überhaupt keine Angst haben. Ich musste irgendwie versuchen stark zu sein. Jedoch holten meine Gedanken mich ständig ein. Diese ungeklärten Fragen, die mir diese Angst einjagteny Was, wenn sie versuchen, uns zu töten? Was, wenn Aleyna Can für sich erobern will? Was, wenn Can und ich getrennt werden Nein. Nein. Nein. Das durfte nicht geschehen. Niemals. Ich würde das nicht durchstehen, dachte ich mir. Ohne Can könnte und wollte ich nicht leben. Ich wollte ihn nicht verlieren, wollte nicht, dass dieses Kind ohne Vater aufwächst. Es wäre ein Alptraum, ohne ihn leben zu müssen. Ich brauchte ihn an meiner Seite. Krampfhaft versuchte ich meine Tränen zu unterdrücken, doch es funktionierte nicht. Nicht einmal mich selbst beruhigen konnte ich. Auch das konnte nur Can. Ohne ihn wäre ich verloren, dachte ich mir. Traurig richtete ich mich auf und begab mich langsam nach unten. Ich wollte bei ihm sein. Ich wollte ihn jetzt sehen. Auch wenn ich jede Nacht das Bett mit ihm teile, fehlte er mir. Can saß im Wohnzimmer und war am Handy. Ich wischte mir meine Tränen weg und setzte mich still neben ihn. Gedankenverloren betrachtete ich ihn.

Als er mich dann bemerkte, legte er sofort sein Handy weg und sah mich besorgt und auch etwas müde an.
"Was ist los? Hast du geweint?", fragte er mich, während er meine Wange berührte. Ich schüttelte nur stumm den Kopf und unterdrückte meine Tränen. Doch ich spürte, dass ich kurz davor war wieder zu weinen. Can streichelte behutsam meinen Kopf.
"Warum schläfst du nicht? Es ist schon sehr spät. Hattest du wieder einen Alptraum?", fragte er mich dann sanft und schaute auf die Uhr. Es war tatsächlich schon sehr spät. Doch schlafen konnte ich nicht und ihm antworten erst recht nicht. Ich wollte nur noch seine Nähe spüren, weswegen ich ihn sofort umarmte und auch die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Can erwiderte die Umarmung ohne zu zögern und ich beruhigte mich bei den Worten, die er sprach.
"Alles ist gut, Leyla. Beruhig dich. Ich bin bei dir", sagte er sanft und diese ganz einfachen Sätze gaben mir so unglaublich viel Liebe und Kraft. Sie gaben mir ein Gefühl der Geborgenheit und Halt. Egal, wann er diese Worte aussprach, ging es mir jedes Mal besser. Er war bei mir. Es war erstaunlich, wie er es immer wieder schaffte, mich zu beruhigen. Mit so einfachen Worten. Jedoch schaffte er es, weil er eben Can war. Mein Can.

Wir lösten uns nach einiger Zeit voneinander. Er wischte mir meine Tränen weg und gab mir einen leichten Kuss auf die Stirn. Ich streichelte seine Wange und war in diesem Moment einfach mehr als froh, dass ich ihn bei mir hatte. Er hätte sterben können. Ich hätte sterben können und wir hätten uns nie wieder gesehen. Wir hatten in all diesen gefährlichen Situationen so unglaublich viel Glück gehabt. Immer wieder begaben wir uns, und vorallem er, in Gefahr. Doch auch wenn wir dem Tod ins Auge blickten, war uns nichts geschehen. Nun saßen wir hier und versuchten die Gedanken des jeweils anderen lesen zu können. Doch in seinen Augen fand ich nichts außer Liebe und das allein reichte mir schon, um mir sicher zu sein, dass ich mir keine Sorgen machen müsste. Er ist hier bei mir, dachte ich mir zufrieden. Zuckersüß lächelte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Wie ich seine Nähe liebte. Nachdem wir beide ins Bett gingen, nahm er mich fest in seine Arme, gab mir Küsse und sprach wundervolle Worte.
,,Ich liebe euch", sagte er.
,,Du bist mein Leben", sprach er.
,,Ich bin bei dir", versicherte er mir. Und so konnte ich auch mit einem sicheren sowie schönen Gefühl einschlafen.

Überall sehe ich Menschen. Nichts als Menschen. Sehr viele Menschen, die panisch umher rennen und anscheindend nicht wissen, was sie tun sollen. Sie sehen mich ratlos und hoffnungslos an. Ich kann die Gesichter dieser Menschen nicht richtig erkennen, da ich alles nur sehr verschwommen sehe. Doch mir ist bewusst, dass diese Menschen keine Hoffnung in sich haben. Wo befinde ich mich? Es fühlt sich so an, als würde ich einen Wettlauf mit dem Tod bestreiten. Als wäre ich kurz davor zu sterben. Es ist ein grausames Gefühl. Ich will meine Augen öffnen und aufwachen, doch es ist unmöglich. Dann spüre ich, wie ich langsam schwächer werde und mein Körper aufgibt. Meine Seele verlässt ihn.
"Leyla! Leyla!", höre ich meinen Stimmen nach mir rufen. Diese Rufe wirken so fern und gleichzeitig so vertraut, obwohl ich weiß, dass sie nicht weit entfernt sind und auch wie sehr ich dagegen ankämpfe, mein Körper gibt trotzdem auf. Ich nehme meine letzten Atemzüge, bevor ich diese Welt für immer verlasse. Es ist vorbei. Alles...

Sofort schreckte ich hoch. Mein Herz schlug ziemlich heftig gegen meine Brust und Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn. Habe ich da gerade wirklich geträumt, wie ich sterbe?, fragte ich mich ängstlich. Beruhig dich, Leyla. Beruhig dich. Es war nur ein Traum, versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Erleichtert schloss ich meine Augen und blickte auf den neben mir schlafenden Can, nachdem ich sie geöffnet hatte. Ich legte mich langsam hin und betrachtete sein friedlich schlafendes Gesicht. Immer wenn ich ihn ansah, ging es mir sofort besser und ich fühlte mich wohl. All meine Sorgen waren vergessen, denn ich sah nichts als ihn. Niemals durfte ich ihn verlieren. Ich musste ihn beschützen und aufpassen, dass ihm nichts geschieht. Ich legte meine Hand auf meinem Bauch. Uns durfte nichts passieren. Denn nun wird es auch dieses Baby in unserem Leben geben, dachte ich mir. Sachte gab ich Can einen Kuss, schloss langsam meine Augen und schlief irgendwann, mit einem friedlichen Gefühl, ein.

Can POV

Nach ein paar Wochen ging ich wieder zur Arbeit. Ich machte mir etwas Sorgen um Leyla und blieb deshalb die letzten Wochen bei ihr. Sie war ziemlich blass und wirkte so, als hätte sie viele Nächte nicht richtig geschlafen. Sie wollte mir nicht sagen, was los war, bestand darauf, dass ich zur Arbeit ging. Ich spürte, dass etwas nicht mit ihr stimmte und mit ihren Gedanken ständig woanders war. Wie ich damit umgehen sollte, wusste ich auch nicht mehr. Sie ständig so frustriert zu sehen, machte mich fertig. Ich wollte ihr helfen, konnte es aber nicht. Ich wusste nicht, ob das die Schwangerschaftshormone oder sonst was waren. Es sah aber ganz bestimmt nicht danach aus. Sie machte sich wegen irgendetwas ziemliche Sorgen und hatte auch Angst. Manchmal wusste ich sogar, dass sie mich nachts anschaute. während sie nachdachte und nicht schlafen konnte. Sie sollte es nicht wissen, dass ich nur so tat, als würde ich schlafen, da ich unbedingt herausfinden wollte, was mit ihr los war. Ich musste erfahren, was sie bedrückte, an was sie ständig dachte.

Nach einem langen Arbeitstag kam ich dann wieder nach Hause und wollte beim Essen mit ihr reden.
"Leyla. Ben geldim. (Ich bin da)", rief ich, zog meine Krawatte sowie meine Schuhe erschöpft aus. Man. Man. Auch wenn ich der Chef dieser Firma war, war dieser Beruf ziemlich anstrengend. Ich hatte überhaupt keine Zeit mehr für mich selbst und war ständig beschäftigt. Verwundert schaute ich auf. Normalerweise kam Leyla sofort zu mir oder antwortete mir, wenn ich nach Hause kam. Doch dieses Mal war nur Stille. Nichts außer Stille.
"Leyla?", rief ich erneut und blickte mich um. Ich suchte nach ihr im gesamten Haus, doch sie war nicht da. Hatte sie villeicht einen Arzttermin? Die Sache kam mir ziemlich komisch vor, denn ich hatte ein anderes Gefühl in mir. Irgendetwas stimmte nicht. Ich nahm mein Handy und rief sie mehrere Male an. Doch bei jedem Mal ging sie nicht ran. Seltsam. Wirklich sehr seltsam. Wo war sie?

ZwangsheiratWo Geschichten leben. Entdecke jetzt