Kapitel 67

231 8 0
                                    

Sanft streichele ich seine Wangen, woraufhin er mich anblickt. Ich blicke ihn ebenfalls vertraut an, lächele dabei leicht.
"Ich-Ich liebe dich", spreche ich schon fast flüsternd, woraufhin auch er lächelt. Er wirkt wie ein Kind, was einen Fehler bereut und sich nun entschuldigt. Doch ihm böse sein kann ich einfach nicht. Ich bringe es einfach nicht übers Herz ihn zu hassen. Er sieht sehr verletzlich aus.
"Ich liebe dich auch", erwidert er und mir fällt irgendwie ein Stein vom Herzen. Dass ich diese Worte nochmal von ihm hören würde, hätte ich nie gedacht. Ohne zu zögern kommt er mir dann näher. Vorsichtig legt er seine Lippen auf meine. Ich erwidere diesen Kuss natürlich. Dieser Kuss fühlt sich so an, als wäre er mein erst. Genau wie damals, als Can mich am meinem 18.Geburtstag geküsst hatte. Dieser Kuss ist einfach wundervoll. Er raubt mir alle Sinne. Nachdem er sich langsam von mir löst, blickte er mich ein wenig verwundert an.
"Warum hast du es zugelassen?", fragt er mich. Ich weiß, weshalb er mich das gefragt hat. Als ich ihn schließlich im Büro geküsst hatte, hatte er es nicht zugelassen. Ich lächele sanft. Die Antwort fällt mir nicht schwer.
"Ich renne vor meinen Gefühlen nicht weg", sage ich, woraufhin sich seine Mundwinkel nach oben ziehen. Die Tatsache, dass er betrunken und wohl neben der Spur ist, interessiert mich in diesem Moment überhaupt nicht. Ich will nur noch seine Nähe spüren. Diese Nähe, die ich schon lange nicht gespürt habe. Er trägt mich ins Bett, geht dabei sehr sanft mit mir um. Überall berührt und streichelt er mich. Eine Gänsehaut breitet sich auf meiner Haut aus. Schließlich kommt es dazu, dass wir miteinander schlafen. Auch wenn wir getrennt leben, scheint es so, als wären wir nie getrennt gewesen. Als könnten wir nicht richtig voneinander getrennt sein. Als wäre diese Nacht schon vorherbestimmt gewesen. Can gibt mir einen leichten Kuss auf die Stirn, streichelt daraufhin meine Wangen. Er umarmt mich von hinten und flüstert mir die Worte zu, nach denen ich mich so sehr gesehnt habe.

,,Ich liebe dich.'' Eng aneinander schlafen wir dann gemeinsam ein. Es ist ein sehr beruhigender Schlaf. Ein Schlaf, den ich so schon lange nicht mehr hatte. Am nächsten Morgen erwache ich mit einem guten Gefühl, gleichzeitig aber auch ist mir etwas kalt. Ich blicke neben mich, setze mich anschließend sofort auf. Was? War das etwa nur ein Traum gewesen? Can liegt tatsächlich nicht neben mir. Mir kommen automatisch die Tränen. Verzweifelt raufe ich mir meine Haare. Ich wollte nicht alleine aufwachen. Ich wollte in seinen Armen liegen und ihn lange betrachten, um mich zu vergewissern, dass er tatsächlich neben mir liegt. Doch er ist einfach weg. Ich hätte ihm nicht vetraue sollen. Aber was hätte ich sonst tun sollen? Seine Worte hatten so ernst und liebevoll gewirkt. Doch anscheinend waren sie doch nur gelogen gewesen. Betrübt lege ich mich wieder hin und schluchze. Hätte er nicht einfach bei mir bleiben können? Auch wenn es nur für ein paar Minuten gewesen wäre? Hätte er mir nicht einmal wieder das Gefühl geben können, seine Frau zu sein? So fühle ich mich nur missbraucht und nutzlos. So fühle ich mich ungeliebt und ungeachtet. So fühle ich mich gedemütigt und einsam. Es kommt mir wie ein One-Night-Stand vor, obwohl er mein Ehemann ist. War es das tatsächlich gewesen? Nur eine bedeutungslose Nacht? Irgendwann schließe ich traurig meine Augen und weine mich wieder in den Schlaf. Nach einiger Zeit erwache ich dann schließlich wieder, öffne meine Augen. Vor mir sehe ich jedoch eine Hand, die meine festhält. Langsam drehte ich mich in die anderen Richtung und weite meine Augen. Niemals.

Tatsächlich sehe ich Cans friedlich schlafendes Gesicht vor mir. Er hat seine Augen geschlossen und ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. Auch ich muss Lächeln, da das mal wieder ein schöner Traum ist. Ich träume öfters von ihm. Ich wünsche mir, dass dieser Traum niemals enden würde. Ich möchte nie wieder aufwachen. Glücklich lege ich meine Hand auf seine Wange und streichele diese sanft. Es fühlt sich so real an. Als wäre dies kein Traum. Aber das ist unmöglich. Er ist nicht bei mir. Die Warheit ist, dass er gegangen ist. Das Einzige, was mir geblieben ist, sind diese schönen Träume, in denen ich ihn sehen und berühren kann. Warum kann die Realität nicht genauso schön sein? Am liebsten wäre ich für immer in diesem Traum gefangen. Diese Träume geben mir Kraft, während die Realität mich kaputt macht. Wenn ich meine Augen wieder öffne, wird diese schönen Welt zerplatzen. Die Welt, in der er bei mir ist. Ich betrachte ihn ganz genau. Nein. Ich will nicht aufwachen. Seinen Anblick möchte ich immer vor meinen Augen haben. Für den Rest meines Lebens. Er hat seinen schönen Mund ein wenig geöffnet und seine ebenso schönen Augen sind weiterhin  geschlossen. Zufrieden betrachte ich seine langen Wimpern. Ich träume also dieses Mal davon, wie Can schläft. Wie schön. Ihn so betrachten zu dürfen, danach habe ich mich immer sehr gesehnt. Doch er hält seine Augen nicht geschlossen. Langsam öffnet er sie und blickt mich an, woraufhin ich meine Hand von seiner Wange entferne. Okay, ich weiß. Das muss wohl jetzt der Moment sein, an dem ich aufwache. Mein Traum wird gleich zerplatzen. Wenn ich erwache, werde ich dieses traumhafte Gesicht nicht mehr vor mir sehen können. Mir kommen wieder die Tränen. Ich will überhaupt nicht aufwachen. Er beobachtet meine fließenden Tränen und legt nun seine Hand auf meine Wange. Sachte wischt er mir meine Träne weg und lächelt sanft. Aber Moment mal. Da stimmt etwas nicht.

"C-Can?", sage ich. Er blickt mir wieder in die Augen.
"Hm?", gibt er von sich und wartet auf meine bevorstehende Frage.
"Warum wache ich nicht auf?", frage ich ihn schließlich. Verwundert blickt er mich an.
"Wie meinst du das?", fragt er mich dann.
"Das ist doch ein Traum. Warum wache ich nicht mehr auf?", frage ich ihn abermals, woraufhin sich ein Lächeln auf seinen Lippen bildet, während er meine Wange weiterhin streichelt. Diese Berührung bereitet mir eine Gänsehaut und fühlt sich so verdammt real an, obwohl sie es nicht ist. Oder etwa doch? Er seufzt, sein Blick wird dabei ernster.
"Leyla. Das ist kein Traum. Ich bin bei dir", erklärt er und ich weite meine Augen ungläubig. Niemals. Sofort richte ich mich auf, woraufhin auch er sich aufrichtet. Schockiert starre ich nachdenklich in die Leere. Warum sollte er hier bei mir sein? Er hasst mich doch. Er will doch von mir getrennt sein. Warum also sollte er ernsthaft hier bei mir sein? Ich blickte ihn wieder an und lege langsam meine Hände auf seine Wangen, um mich zu vergewissern, dass das wirklich kein Traum ist. Diesen Moment der Stille genieße ich einfach. Ich spüre seinen Blick auf mir. Doch ich konzentriere mich nur auf seine perfekten Gesichtzüge und zum Schluss auf seine vollen Lippen. Wenn das tatsächlich kein Traum ist, dann kann ich ihn doch auch einfach küssen. Das wäre doch dann ein realer Kuss. Oder? Langsam nähere ich mich ihm und lege anschließend meine Lippen auf seine. Er erwidert diesen Kuss, lässt es dieses Mal tatsächlich zu. Während wir uns küssen, wird es mir bewusst. Dies ist keinesfalls ein Traum. Es ist die Realität.

ZwangsheiratWo Geschichten leben. Entdecke jetzt