Kapitel 21

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Cans Sicht

Betrübt ging ich durch die Straßen, zündete mir eine Zigarette an und setzte mich dann irgendwann auf eine Bank. Mein Lächeln war weg und ich dachte ernsthaft über die Dinge nach, die sich zugetragen hatten. Ich sollte lieber nicht rauchen. Leyla würde das nicht gefallen. Ich schmiss meine Zigarette auf den Boden und war mal wieder erstaunt über mein eigenes Verhalten. Was ich für sie tat war doch wahnsinnig. Oder war es vielleicht normal?
Ich griff in meine Hosentasche und betrachtete den Ring in meiner Hand. Meinen Ehering. Mert darf niemals erfahren, dass ich verheiratet bin. Das wäre ein riesiges Problem. Er wäre dann hinter Leyla her und ich wollte mir nicht vorstellen, was ihr alles zustoßen könnte. Ich muss sie von meinem Gangsterleben fernhalten. Ich könnte mir das niemals verzeihen, wenn ihr etwas zustoßen würde. Nein, das dürfte und würde ich nicht zulassen. Niemals, dachte ich mir. Ich steckte den Ring wieder ein und dachte nun weiter nach. Auch wenn man es nicht glauben mag, waren Mert und ich damals sehr eng miteinander befreundet. Wir kannten uns schon eine Ewigkeit und waren damals unzertrennlich gewesen. Doch alles hatte sich geändert.

Mert war immer eifersüchtig auf mich gewesen. Im Gegensatz zu ihm hatte ich eine glückliche Familie, war immer erfolgreich, war beliebt und war unberechenbar. Ich war in den Augen anderer immer die Nummer eins und bin es immer noch. Doch das gefiel ihm überhaupt nicht. Bis heute. Ich hatte nie geahnt, dass er mich in seinem Inneren so sehr hasst. Wir hatten beide die Schule beendet und ich merkte langsam, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Die letzten Monate, vor unserem Abschluss fehlte er oft und war ein anderer Mensch geworden. Er schlug andere, war wütend und war einfach nicht der, den ich kennengelernt hatte. Außerdem randalierte er ständig auf den Straßen. Der nette Mert, mein Freund, war gestorben. Er rebellierte nur noch und wurde zu einem Gangster. Mert Arslan wurde zu einem anderen Menschen. So hatten wir dann keinen Kontakt mehr zueinander und unsere Freundschaft zerbrach langsam. Unsere Wege trennten sich und damit begann eine Zeit, die ich niemals vergessen werde. Er fing an mir das Leben zur Hölle zu machen, nachdem wir nicht mehr in die selbe Schule gingen. Er hetzte seine Männer gegen mich, spielte mit meiner Familie und auch mit meinem Leben. Ich hatte nie verstanden, weswegen er so war. Nie kam es zu einer Auseinandersetzung. Auch als wir schließlich umgezogen waren, ließ er mich nicht in Ruhe.

Doch dann kam irgendwann dieser eine Tag an dem er es maßlos übertrieb und ich alles erfuhr. Der Tag, an dem ich zu einem neuen Menschen wurde. Mert hatte meiner kleinen Schwester Cansu das Herz gestohlen und immer mal wieder gebrochen, was ich nie gewusst hatte. Cansu, mein Engel. Dann eines Tages hatte sie einer seiner Männer und auch ein guter Freund namens Deniz Aydin entführt und zu Mert gebracht. Ja, es war genau der Deniz, der auch bei Azras Hochzeit gewesen war. Ich hasste ihn. Damals hatte ich in der ganzen Stadt nach ihr gesucht. Sie war damals 17 Jahre alt gewesen. Als ich es aufgeben hatte, sie zu suchen, bekam ich einen Anruf von einer unbekannten Nummer. Es war Mert, der sich mit mir treffen wollte. Ich ging also zu der Adresse, die er mir gegeben hatte und er erzählte mir alles. Er war krank. Er war verrückt. Er war ein Monster. Was er getan hatte?

Er hatte Deniz dazu beauftragt, meine Schwester zu foltern und sie zu vergewaltigen. Ich war sehr wütend und wollte auf ihn losgehen, doch seine Männer hielten mich damals zu sehr fest. Damals konnte ich mich nicht wehren, da ich einfach nicht stark genug war. Er war ein Mistkerl und seinetwegen wurde ich zu einem Monster. Er brachte mich zu Cansu, deren Anblick mir mehr als weh tat. Mein Herz zebrach bei ihrem Anblick.
Was hatte dieses Monster meiner kleinen Schwester bloß angetan? Sie war mein ein und alles, meine kleine Schwester und sie hatte das alles nicht verdient. Deniz war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr dort gewesen. Er hatte seine Pflicht erfüllt und verschwand dann. Dieser Mistkerl. Mert hatte alles mit ihm zusammen geplant. Niemals werde ich Merts Worte von damals vergessen, bevor er etwas tat, was alles veränderte.

ZwangsheiratWo Geschichten leben. Entdecke jetzt