Kapitel 47✔

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Überarbeitet am: 25.08.2017


Kapitel 47

Ricky Prov

Es war verdammt noch mal ruhig im Krankenzimmer während jeder den Sätzen von Alex zu hörte. Keiner unterbrach ihn, keiner stellte Fragen oder sagte irgendetwas dazu. Jeder schwieg und lauschte seiner Stimme, die den Raum erfüllte. Der schwarzhaarige Mann hatte sich auf einen Stuhl nieder gelassen und während er die ganze Zeit gesprochen hatte, hatte er uns kein einziges Mal angeschaut. Auch als er mir die Geschichte erzählt hatte, hatte er mich kein einziges Mal angeschaut. Ihn nahm das was passiert war ziemlich mit und am liebsten würde er die Zeit zurück drehen, doch das konnte Alex nicht. Er hatte einen großen Fehler gemacht aber jeder Mensch auf dieser Welt machte Fehler, jeder Mensch machte etwas Falsches nur um es wieder gut zu machen. „So war es.", beendete Alex seine Erzählung mit einer brüchigen Stimme: „Deswegen ist unsere Mutter nach der Geburt von Ricky abgehauen nur um mir bei zu stehen. Natürlich wusste unser Dad von all dem Bescheid und ihm war klar, dass Mom sich auch neu verlieben würde, doch er hatte unsere Mutter gehen lassen. Sie ist mit mir nach Australien gekommen um mir bei zu stehen, damit ich nicht alleine war, damit ich wenigstens jemanden an meiner Seite hatte. Es dauerte ungefähr zwei oder mehrere Jahre bis Mom Sasha kennen lernte und sie immer wieder mit einem Baby nach Hause kam. Zuerst dachte ich das wäre das Kind von ihr und von Sasha aber das Baby war von einer anderen Frau und von Sasha. Doch sobald ich älter wurde verließ ich unsere Mutter und ging zu der Westside und den Rest kennt ihr ja wahrscheinlich."
Mit weit aufgerissenen Augen schaute ich zu meinem Bruder, denn diesen Teil hatte er mir nicht erzählt, den hatte er mir verschwiegen. Mein Herz schlug wie wild gegen meine Brust. Ich hatte die Frau, die meine Mutter war verurteilt ohne die Geschichte zu kennen warum sie gegangen war, ich hatte ihr nicht zu gehört. Ich hatte es einfach hingenommen, dass sie uns verlassen hatte und nicht für mich da war. Dafür hatte ich sie gehasst und deswegen wollte ich auch keinen Grund von ihr haben wieso abgehauen war aber jetzt? Jetzt tat mir mein Verhalten leid, ich konnte mich nicht entschuldigen, ich konnte ihr nicht sagen, wie sehr es mir leid tat, denn sie war tot. Ich hoffte so sehr, dass sie es mich nicht all zu übel nahm und mich dennoch lieb hatte.
„Und dieser Simon ist wer?", fragte Liz vorsichtig nach, da sie genauso wie ich sehen konnte, dass Alex gerade wohl mit den Tränen kämpfte.
„Simon gehört zu einer spanischen Gang namens Dragon. Sie herrschen auf der ganzen Welt in kleinen Gruppen und sind ziemlich gefährlich.", erklärte uns mein Bruder als ich hörbar schluckte. Ich hatte von dieser Gang gehört. Sie war noch gefährlicher als die Westside und man erklärte sich für Lebensmüdes sich mit dieser Gang an zu legen, da man es nicht überleben würde. Man würde es nicht überleben, weil sie einen ohne mit der Wimper zu zucken jemanden umbringen würden.
„Also wenn ich es richtig verstanden habe, ist jeder der Shadow-Geschwister in einer Gang und führt ein strafbares Leben?", fragte Liz einfach nach, woraufhin wir vier alle nickten. Zuerst waren Luke und Dani in einer Gang, ich folgte ihnen, weil ich mit ihnen Zeit verbringen wollte und weil ich stärker werden wollte. Alex war vor uns schon in einer Gang und jeder von uns hatte nicht gerade die beste Vergangenheit. „Wieso hast du mir nichts gesagt?", fragte die Brünette jetzt an mich gewandt. Ich musste mein Blick von Alex gar nicht abwenden, weil ich genau wusste, wie wütend ihre Augen waren, wie verletzt sie war, wie enttäuscht sie war.
„Weil ich dich nicht in Gefahr bringen wollte.", erklärte ich ihr mit einer ruhigen Stimme.
„Bist du total bescheuert?!", schrie mich meine Freundin an: „Und du wunderst dich das Max und Jason hinter dir her sind und dich umbringen wollten?!"
„Jetzt hör mir mal zu Liz!", schrie ich zurück und war von der Liege aufgestanden: „Ja, ich bin in einer Gang und dazu auch noch die Anführerin aber ich habe niemals in meinem Leben geplant, dass Max mich umbringen soll. Weißt du wie gefährlich so ein Leben ist? Besonders für ein Mädchen? Du musst erst mal jeden überzeugen, dass du als Anführerin tauglich bist und du musst knall hart durchgreifen. Das Leben ist nicht schön, das Leben ist grausam. Du kannst wirklich froh sein, dass du nicht mit einer Gang aufgewachsen bist, denn ich bin mit so einem Leben aufgewachsen!"
Es war tote Stille im Raum. Ich starrte wütend meine Freundin an, die leise vor sich hin weinte und mich jeder mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. „Liz.", sagte ich dieses Mal eine Spur sanfter um sie beruhigen: „Ich trage immer Waffen mit mir rum. Meistens sind es Taschenmesser für den Notfall aber wenn ich zuhause bin habe ich eine Knarre in meinem Zimmer um genau sowas zu verhindern, dass ich umgebracht werde. Ich kann dich gerne mitnehmen zu der Gang meiner Brüder aber dir wird es nicht leicht fallen, es ist anders als dein Leben. Du wirst die Welt in anderen Augen sehen und denken wie naiv manche Menschen sein können." Zögernd nickte die Brünette bevor sie sich um meinen Hals warf und sich an meiner Schulter aus weinte. Ich erwiderte ihre Umarmung zögernd, da mir noch jeder Muskel weh tat, was ich versuchte zu überspielen.
„Wir werden Max fertig machen. Zusammen.", flüsterte sie nur für mich hörbar, was mich zum Lächeln brachte und ich das Mädchen noch mehr an mich heran drückte. Sie erinnerte mich wirklich an Sarah. Sie waren sich so ähnlich aber doch verschieden. Man könnte sagen Liz hatte ein Prinzessinnen Leben, was sie auch ungefähr hatte aber auch eine Prinzessin musste mal die andere Seite, der Welt kennen. Es gab nicht nur das böse und das Gute in der Welt sondern auch die dunklen Seite. Und die Westside war eine dunkle Seite sowie ein Gangleben. Ich versuchte mein Gesicht nicht zu verziehen als ich mich von ihr löste und mein Magen sich schon wieder zusammen zog. Irgendetwas war hier falsch, das spürte ich. Ich würde nur zu gerne wissen was es war. Es war das zweite Mal an diesem Tag als die Krankenzimmertür aufgerissen wurde und eine Masse an Jungs und Männer rein kam.
„Was ist jetzt los?", fragte ich in der Runde während die Jungs aufstanden und ein freches grinsen im Gesicht hatten. Diese Idioten dachten wirklich sie könnten mir was verschweigen. Ich würde es so oder so raus kriegen, dass wussten sie. „Kommt.", meinte Phil grinsend und verließ mit seinen Freunden das Krankenzimmer. Luke und Dani warfen Alex noch einen Blick zu was er erwiderte. „Angst großer?", grinste Dani frech, was Alex belustigt auflachen ließ.
Meine Augen fühlten sich mit Tränen als ich mir mit ansah, wie meine drei älteren Brüder zusammen den Raum verließen und sich frech angrinsten. Man konnte deutlich sehen, das Alex der älteste von den dreien war, da er einen halben Kopf größer war als die Zwillinge war und auch vom Gesicht her sah man es deutlich. „Ricky?", riss mich Liz Stimme aus meiner Trance, was mich zum grinsen brachte.
„Jetzt lernst du das Gangleben kennen ohne wiederrede." Somit schnappte ich mir ihre Hand und zog sie der Menge an Jungs und Männer hinter her. Für Liz öffnete sich eine neue Tür, die zu einem neuen Leben führte zu einem neuen Kapitel, was nicht schön war. Das Leben in einer Gang konnte ein Vorteil und ein Nachteil sein aber jeder der in einer Gang war wusste davon Bescheid. Man konnte sich immer auf seine Leute verlassen, denn sie waren immer für einen da, wenn man in der Not war. Sie halfen einen egal wo man war, egal was passierte. Man war eine Gruppe, die eine Familie war und zu Familien. Jeder der in einer Gang war hatte seinen Platz dort und eine bestimmte Aufgabe, die er zu erfüllen hatte. Man gehörte dann zu einer großen Familie und zu dieser Familie stand man auch. Wenn man aber auch in einer Gang beitrat wusste man sofort, dass man sich viele Feinde machen wird aber das war jeden bewusst. Fast jeden. Auf dem Schulhof angekommen standen die Jungs und die Männer schon auf einen Haufen während Luke, Dani, Alex, Phil, Kyle und Riden vor der ganze Truppe stand und nichts machten. Was für Idioten! Solch eine Herde konnte man ganz einfach stillen.
„Breit?", fragte ich meine Freundin, die auf einmal stehen geblieben war und mich mit einer ängstlichen Miene anschaute. Sie hatte Angst, sie war unsicher, was man ihr deutlich ablesen konnte. Seufzend fuhr ich durch meine blonden Haare als ich ihr folgendes erklärte: „Liz so schlimm wird es nicht. Du darfst auf keinen Fall deine Angst, deine Schwächen und deine Unsicherheit zeigen, wenn du dies nicht zeigst bist du sicher. Die Jungs sehen Weiber als Schlampen, wie Chantal und wenn sie Respekt haben sollen musst du Kontra geben, wenn dich einer beleidigt oder versucht dich fertig zu machen okay?" Zögernd nickte die Brünette und holte noch einmal tief Luft. Sie wollte das Leben in einer Gang kennen lernen und jetzt gab es auch kein Zurück mehr. Dafür war es zu spät.
Ich stellte mich zwischen Riden und Alex hin, während sich Liz zwischen Kyle und Phil hinstellte, die mich etwas sicherer anschaute. Ein kleiner Fortschritt aber wenigstens etwas. „Wir warten nur auf dich.", grinste mich mein Bruder Luke an was ich erwiderte. Die anderen Jungs, die in der Reihe standen sahen uns alle Fragend an selbst Liz schaute mich mit einer hoch gezogenen Miene an. „Jetzt kommt die Anführerin aus ihr heraus.", erklärte Dani stolz in der Runde, was mich noch mehr zum Grinsen brachte. Jetzt oder nie.
„HEY!", schrie ich über die Köpfe weg und langsam wurde das Gespräch wirklich eingestellt: „WENN IHR JETZT NICHT ALLE EURE VERFICKTE MÄULE HÄLT KNALL ICH EUER NICHT VORHANDENES GEHIRN AB!!!"
Nach und nach wurde es Still auf dem Schulhof während die Männeraugen mich alle unglaubwürdig anschauten als hätte ich einen Knall. Einen leichten Knall, wenn ich mich verteidige dufte.
„Für alle Idioten unter euch die mich nicht kennen ich bin Ricky Shadow und ja ich bin die Schwester von Luke, Dani und Alex Shadow aber das ist jetzt egal. Wenn der Boss redet sind die Krümel still sonst noch irgendwelche Fragen oder Wiedersprüche?" Meine Stimme war scharf, eiskalt und ernst. Mit mir sollte man nicht Spaßen oder mich provozieren, denn mir war wieder in meinem Alten ich gefallen. Ricky, die Anführerin der Skorpion. Es war lange her, dass ich so eine eiskalte Stimme hatte aber wenn man durchgreifen wollte musste man so eine Stimme haben.
„Ich lass mir doch nichts von einem Weib wie dir was sagen.", lachte ein blondhaariger Junge aus der ersten Reihe spöttisch auf und viele nickten ihn zustimmend zu.
„Hab ich vergessen zu erwähnen dass ich die Anführerin von den Skorpion bin? Eine Gang, die euch fertig machen wird?" Der Kerl lachte spöttisch auf, das traurige an der ganzen Sache war nur das er als einzige Lachte. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken holte ich mein Taschenmesser aus meiner Jackentasche und warf ihn dies ins Bein, der mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. „Hat mich jeder verstanden?", fragte ich in der Runde in einem schärferen Ton und jeder hier nickte brav, was mich zum grinsen brachte. So schnell konnte man diese Männer auch zähmen, was keinen Spaß machte.
Mein ältester Bruder Alex Shadow trat aus unsere Reihe aus und sofort stellten sich die meisten aufrecht hin und ihre Gesichtszüge verhärteten sich. Jeder kannte Alex Shadow. Entweder vom sehen her oder vom hören her und jeder wusste ihn sollte man nicht provozieren aber welche taten es dennoch. Damit meinte ich mich. Bei unserer ersten Begegnung hatte ich ihn provoziert aber ich wusste schon vorher das er keine Frau was zu leide tun würde. Ein richtiger Mann behandelte eine Frau auch nicht schlecht sondern wie eine Königin und das war Max auf keinen Fall. Er war kein Mann sondern ein Weichei, ein Feigling. Alex erklärte seiner Gang und der Gang von Riden Black, was wir in der nächsten Zeit vor hatten, was uns alles erwartet und das sie immer ein Auge offen halten sollten. Es wurde lange diskutiert, wo Max war, denn dieser war verschwunden und mit Jason untergetaucht. Ich hatte keine Ahnung, was der Kerl plante aber gut Enden würde dies erst, wenn Max im Knast war oder tot war. Aber eins stand fest. Max würde irgendwann zu schlagen aber die Frage war nur wann und wo?

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