Kapitel 22 ✔

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Überarbeitet am: 19.08.2017


Kapitel 22

Ricky Prov

Mein Herz, es schmerzte in meiner Brust, wie nie zuvor. Mein Körper fühlte sich an als wäre ich hilflos und schwach. Ich bin nicht schwach. Ich bin stark. Wenn ich schwach wäre, dann hätte ich schon längst die Hoffnung aufgegeben, dann hätte ich schon längst aufgeben aber das hatte ich nicht. Ich hate immer und immer wieder gekämpft. Ich bin immer wieder von dem Boden aufgestanden und hatte weiter gekämpft. Egal wie schwer es in meinem Leben war ich bin niemals weggelaufen oder hatte mich versteckt, wie ein kleines Kind. Ich hatte mich meinen Problemen gestellt was ich bis heute noch immer getan hatte. Auch wenn ich Angst hatte und mich nicht immer traute hatte ich nicht aufgegeben. Die Angst, die in einem Wohnte, die Angst, die man spürte war kein Feind, davor musste man sich nicht schämen. Die Angst war ein Freund, die dafür da war etwas zu überwinden und neuen Mut zu finden und neue stäre zu erlangen. Jeder Mensch hatte Angst vor irgendetwas Angst oder vor irgendjemanden sowie ich. Ich hatte in diesem Moment auch Angst und auch wenn ich am liebsten weg laufen möchte tat ich es nicht. Ich stellte mich meiner Angst auch wenn es alles andere als einfach war.
Keiner wusste, was die Zukunft bringen wird, keiner wusste was als nächstes passierte. Keiner konnte mir die Fragen beantworten, was richtig und was falsch war, dass konnte nur ich entscheiden. Keiner konnte mir sagen, was passieren wird, ob alles gut werden wird.
So viele Fragen, die mich bedrückten, die noch offen waren aber die keiner beantworten konnte. Es waren noch so viele Fragen offen, die ebenfalls keiner beantworten konnte. Keiner konnte mir meine Ängste nehmen, keiner konnte mir meine Sorgen nehmen. Niemand außer ich mir selbst. Ich musste selbst damit klar kommen, mit meiner Vergangenheit, mit der Gegenwart und mit der Zukunft Keiner konnte mir dabei helfen. Ich wusste das ich nicht alleine war aber manchmal brauchte man Zeit für sich selbst um über alles nach zu denken, um einen klaren Gedanken zu bekommen, dass wusste ich.
Hier saß ich nun, oben auf dem Dach der Schule und schaute in die Ferne. Ich saß einfach hier und ließ die letzten Tränen über meinen Wangen fließen. Ich mochte es nicht, wenn mich jemand weinen sah, wenn ich schwach war, wenn ich hilflos war, wenn ich nicht ratlos war. Keiner sollte das zerbrechliche, kaputte und hilflose Mädchen sehen, was ich bin.
Die Tränen, die über mein Gesicht flossen wollten einfach nicht aufhören, immer mehr Tränen flossen meinen Wangen entlang und ich konnte sie einfach nicht stoppen. Sie machten, was sie wollten. Es war einfach nur schrecklich gewesen mit den Freunden von Riden, meinen Brüdern, Liz und Riden selbst über meine Vergangenheit zu reden. Es war einfach schrecklich, was passiert war, doch ich konnte die Vergangenheit auch nicht ändern. Sie wussten alle, was Max mir angetan hatte, wie er mich behandelt hatte. Ich schämte mich einfach so.
Ich bin erst siebzehn Jahre alt und ich hatte schon vieles erlebt. Ich hatte gute Zeiten und schlechte Zeiten sowie jeder andere Mensch auf dieser Welt auch. Ich war auf der falschen Bahn geraten, ich bin von meinen eigenen Weg abgekommen und dafür in einer komplett falschen Richtung gelaufen. War es zu spät um zu kehren und einen neuen Weg zu gehen? Einen Weg der besser war als den Weg den ich jetzt ging? War es schon zu spät oder nicht? Ich wusste es nicht.
Ich hatte narben an meinem Rücken, die nie wieder weg gehen würden, die meine Vergangenheit beschrieben. Sie waren für immer und ewig da und ich hatte keine Möglichkeit, die Narben rückgängig zu machen.
Aber auch wenn sowas möglich war, würde ich es nicht tun. Warum? Weil die Narben mich beschreiben, sie beschreiben, was ich alles schon erlebt hatte und wenn jemand es nicht verstand, dann war das nicht mein
„Ricky?", riss mich plötzlich eine tiefe Stimme, die hinter mir ertönte, aus meinen Gedanken. Aus schreck zuckte ich merklich zusammen als ich aufsprang und mich wie eine verrückte zu der Stimme umdrehte. Es überraschte mich wirklich das Riden vor stand und mich erleichtert anschaute. Seine Brust hob und senkte sich unregelmäßig, was mich wunderte.
„Riden.", flüsterte ich leise: „Was machst du hier?" Mit langsamen Schritten kam der Idiot auf mich zu und was machte ich? Ich blieb wie angewurzelt auf der Stelle stehen und beobachtete jeden seiner Schritte, die er machte.
Der schwarzhaarige Junge blieb ganz dicht vor mir stehen sodass zwischen uns gerade mal zwei Zentimeter Platz war. Ich fühlte mich mit meiner Größe (1.70 m groß) ziemlich klein als ich meinen Kopf in den Nacken legen musste, damit ich zu ihm hinauf schauen konnte. Wie groß war er bitte schön? 1.80? 1.85 oder doch eher 1.90? Doch das spielte jetzt überhaupt keine Rolle als ich in seine wunderschönen grünen Augen schaute. Meine Augen waren dagegen rot und leicht geschwollen von der ganzen Heulerei. Sanft wischte der Idiot meine getrockneten Tränen mit seinen Daumen von meinen Wangen.
„Seit wann sentimental geworden?", fragte ich ihn mit einem frechen Grinsen auf meinem Lippen.
Seine Mundwinkel zuckten bei meiner Fragen nach oben, was mein Grinsen noch breiter machen ließ. Sein Lächeln jedoch verschwand genauso schnell, wie es gekommen war, was mich innerlich enttäuscht seufzend ließ. Seine Augen wanderten von meinen Augen zu meinen Lippen und dann wieder zu meinen Augen. Seine Hände ruhten an meinen Hüften, die mich noch etwas näher an ihn heran zogen sodass zwischen uns kein einziges Blatt mehr passte. Das kribbelt wo er mich berührte war überall in meinem ganzen Körper verteilt als er wieder mit seinen Händen an meinen Wangen legte und dann endlich seine weichen und zugleich warmen Lippen auf meine Lippen legte. Sein Kuss war nicht eindringlich oder leidenschaftlich sondern zurückhalten, vorsichtig und etwas schüchtern, würde ich sagen. Es fühlte sich einfach nur noch richtig an. Es fühlte sich verdammt richtig an.
Langsam löste Riden seine Lippen von meinen Lippen und legte dafür seine Stirn gegen meine Stirn, dabei schaute er mir sanft in meine Augen, dessen Blick ich nur erwidern konnte.
„Wieso?", wollte ich leise von ihm wissen und unterbrach somit die Stille zwischen uns.
„Ich weiß es nicht.", sprach Riden genauso leise wie ich es getan hatte: „Ich weiß nur, dass ich dich nicht mehr so schnell los lassen werden."
„So schnell wird man nicht mehr los, dass verspreche ich dir."
Wieder legte der Junge seine Lippen auf meine Lippen. Ich zögerte kein bisschen und schloss meine Augen um den Kuss noch mehr zu genießen. Es fühlte sich einfach richtig an auch wenn der Kuss dieses Mal nicht mehr zurückhaltend war wie zuvor sonder etwas leidenschaftlicher war. Ich schlang meine Arme um seinen Hals, um ihn noch näher an mich heran zu ziehen, was so gesehen gar nicht mehr geht. Sein breites Grinsen konnte ich deutlich gegen meine Lippen spüren, doch es machte mir kein bisschen aus, dass er vor sich hin grinste aber trotzdem mich weiter küsste.
Nach einer gefühlten Ewigkeit löste Riden seine Lippen wieder von meine Lippen und ich öffnete langsam meine blauen Augen nur um in seine grünen Augen zu schauen, die mich einfach verzauberten. „Ich mach den Dreckssack fertig, das versprech ich dir Ricky.", raunte Riden, dabei sah er mir noch immer mit einem eindringlichen Blick an. Ein schwaches Lächeln erschien auf meinen Lippen als er sagte: „Komm." Der schwarzhaarige Junge nahm seine Hand in meine Hand und verschränkte somit unsere Finger und was machte ich? Ich ließ es einfach nur zu und ging mit ihm von dem Dach der Schule runter.
Die Mittagspause hatte bereits angefangen als wir zusammen die Cafeteria betraten und unsere Finger noch immer miteinander verschränkt waren. Natürlich starrten uns alle an als wären wir Aliens, die von einem anderen Planten kamen.
„Black hast du etwa eine Neue am Start?!"; schrie irgendjemand, den ich nicht kannte Der Angesprochene sah zu mir runter und ich sah zu ihm hinauf und grinste ihn frech an. Das hieß wohl, dass es mein Einsatz war anstatt sein Einsatz.
„Noch so ein scheiß Kommentar von irgendjemand und ich kartiere den Jungen und das meine ich ernst. Bei den Mädels reiße ich dann eigenhändig die Silikontitten raus." Der Tisch in der hintersten Ecke der Cafeteria fing lauthals an zu lachen, was mich natürlich nicht wunderte. Die Freunde von Riden, meine Brüder und natürlich Liz konnten sich vor Lachen kaum noch halten, was mich kein bisschen störte. Zielstrebig liefen wir beide zusammen auf den Tisch zu und als wir dort ankamen setzten wir uns auf die zwei freien Stühle aber natürlich kam auch sofort die erste Drohung von meinem älteren Bruder Luke: „Wenn du unsere Schwester und deine Stiefschwester verletzt, weißt du was mit mir passiert."
„Klar weiß ich das."
Als die schöne Mittagspause vorbei war und somit leider die letzte Stunde anfing gingen wir alle in unsere Klasse rein, was welche natürlich misstrauisch beobachteten. Ich saß auf dem Schoß von Riden und konnte mich kaum vor Lachen sowie Liz. Wir lachten uns die ganze Zeit kaputt, da die Jungs irgendeine scheiße machten, die kaum einen Sinn ergab. Es war lustig und ich vergaß für eine kurze Zeit meine Ängste und meine Sorgen, die ich die meiste Zeit hatte.
Genau pünktlich zum Klingeln kam unser Klassenlehrer in die Klasse rein. Die Gespräche, die bis gerade eben noch geführt worden waren, werden automatisch eingestellt und wirklich jeder schaute gespannt nach vorne. Es war doch nur eine Gottverdammte Klassenfahrt mehr aber auch nicht. Es war ja nicht so dass sie sowas noch nie gemacht hatten. Letzte Woche hatte unsere Klasse ausführlich darüber gesprochen wo die Klassenfahrt stattfinden sollte. Natürlich war die Mehrzahl der Klasse für Berlin (leider). Nichts gegen Berlin oder so aber es war leider nun mal eine langweilige Stadt. Ich wurde dort groß, ich kannte mich dort aus, wie in meinem Zimmer. Das einzige Gute an der Klassenfahrt war ich konnte meine Freunde wiedersehen.
Wie ihr alle wisst fahren wir morgen auf Klassenfahrt natürlich nach Berlin. Ich möchte dass ihr aufschreibt mit wem ihr auf ein Zimmer gehen möchtet. Wir treffen uns morgen pünktlich um acht Uhr vor Schule."
Bei der Zimmererwähnung drehte sich die Brünette, die vor mir saß sich mit einem breiten Grinsen um, was ich mit einem nicken bestätigt, da die Frage ihr merklich im Gesicht geschrieben. Das Mädchen schrieb unsere Namen auf einen kleinen weißen Zettel, der durch die Runde ging und brachte diesen dann freudig nach vorne zu unserem Lehrer.
Ich freute mich zum Teil auf Berlin, da ich das Grab von meinem Vater wiedersehen konnte, ich konnte zu meiner alten Schule gehen, zu meinem alten Haus und ich konnte die Umgebung von Berlin wieder genießen.
Vielleicht konnte ich dort etwas abschalten und einen klaren Gedanken bekommen. Es war momentan alles durcheinander. Mein Leben war ein einziges Chaos und ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte. Besonders die Sache zwischen Riden und mir beschäftigt mich sehr. Was war das zwischen uns? Zuerst hassten wir uns, wir schrien uns an, wir beleidigten uns und jetzt? Jetzt küssten wir uns, ich saß auf seinem Schoß und wir lachten zusammen. Hatte er nicht gestern gesagt, dass ich mich aus seinem Leben verpissen sollte und nun halten wir Händchen, wie ein Paar? Ich war mir sicher dass ich mich in meinem Stiefbruder verliebt hatte aber war es auch umgekehrt so? War Riden auch in mich verliebt oder tat er nur so? Spielte er nur mit mir? War ich für ihn nur ein weiteres Spielzeug? War sein Ruf ihm wichtiger als seine eigenen Gefühle? Wenn die Klassenfahrt genauso ein Chaos wird, wie es bei jetzt war, dann konnte das ja noch lustig werden.

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