Kapitel 51✔

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Überarbeitet am: 27.08.2017


Kapitel 51

Liz Prov

Schweigend liefen wir drei nebeneinander her und suchten nach unserer Freundin. Die Nacht war bereits vor paar Stunden angebrochen und auch die sonst so warme Nacht war nicht mehr so warm, wie es vorher war, da die Sommerzeit wohl langsam zu Ende ging. Ich hatte Angst um meine Freundin, ich wollte nicht dass ihr irgendetwas passierte oder ihrem Baby. Sie ist meine beste Freundin und wenn ihr Max was angetan hatte, dann schwöre ich bei Gott er wird es büßen meine Freundin auch nur angefasst zu haben. Auch wenn ich mich immer wieder umschaute und ich mich nicht eigentlich ablenken darf passierte es trotzdem. Ich konnte nicht klar denken, wenn Phil mir so nah war und unsere Hände sich andauernd streiften. Ich verstand den Jungen einfach nicht und ich wollte ihn so sehr verstehen. Er war ein komischer Kerl mit Geheimnissen, die ich so gerne wissen möchte aber umso näher ich ihn kam umso weiter weg ging er. Es zerbrach mir das Herz ihn nicht mehr an meiner Seite zu haben. Hatte ich ihn überhaupt an meiner Seite gehabt? Nicht wirklich. Wir hatten paar Mal miteinander geredet und wir hatten uns sehr gut verstanden aber mehr war da zwischen uns nicht. Wir waren nur Freunde und mehr nicht.
Leider.
Ein kalter Windzug verlieh mir eine Gänsehaut, was mich zum frösteln brachte. Ich mochte die Kälte nicht, ich mochte das schlechte Wetter nicht aber daran ändern konnte ich auch nichts. „Kalt?", riss mich die Stimme von Kyle aus meinen Gedanken, der links neben mir lief. „Etwas.", antwortete ich leise und versuchte mich auf das zu konzentrieren warum wir eigentlich um diese späte Uhrzeit draußen waren. Wegen Ricky und ihrem Baby. Ich beobachtete dabei wie Kyle seine Lederjacke aus zog und sie mir über die Schulter legte. Sofort breitete sich auf meine Arme eine angenehme Wärme aus, die ich nicht mehr entkommen ließ. Ich schlüpfte in die Ärmel rein und machte die Jacke zu und so kannte man besser sehen, dass die Jacke mir viel zu groß war. Besser eine zu große Jacke haben als eine zu kleine Jacke. „Danke.", nuschelte ich leicht verlegen und roch den Duft von Kyle tief ein. Er roch ziemlich gut, was mich nicht wunderte. Die Jungs rochen alle gut. „Was ist eigentlich wenn wir Ricky nicht finden? Schalten wir die Polizei ein?", fragte ich um das Schweigen zu unterbrechen, was mir langsam wirklich auf die Nerven ging. „Wir werden sie schon finden, dafür haben wir genug Leute.", beantwortete Phil meine Frage, doch seine Stimme war nicht wie sonst immer warm und beruhigend sondern kalt: „Wir schalten die Polizei nicht ein, weil das eine Gangangelenheit ist und wenn wir sie einschalten würden, würden wir alle wahrscheinlich in den Knast kommen. Wie kannst du nur so naiv denken?"
Autsch.
Seine Wörter, die eiskalt waren taten weh und zerbrachen mein Herz, was er nicht bemerkte. Warum war er so gemein zu mir? Was hatte ich ihn jemals angetan? Ich dachte wir wären jetzt Freunde aber da hatte ich mir nur was eingebildet. „Tut mir leid.", entschuldigte ich mich bei mir, obwohl ich keine Ahnung hatte warum ich mich eigentlich bei ihm entschuldigte. Dass ich so naiv war? Oder das ich mich mit dem Gangleben kein bisschen aus kannte? Vielleicht wegen beides? Ich wusste es nicht aber das war mir auch egal. Ich hatte keine Ahnung, was Phil für ein Problem hatte aber mir sollte es recht sein. Wenn er meinte seine schlechte Laune an mir raus zu lassen, dann hatte er sich eindeutig geirrt. Ich kannte mich mit dem Leben, was meine Freunde führten nicht aus und auch wenn meine Eltern mir viel zu oft gesagt hatten, ich sollte mich von ihnen fern halten tat ich es nicht. Ich tat es nicht, weil sie meine einzigen Freunde waren, die ich hatte besonders Ricky war meine erste Freundin und um keinen Preis würde ich sie jemals im Stich lassen, wenn sie in der Not war. Sie würde mich auch nicht im Stich lassen, sie würde mir helfen, egal was passierte. Meine Eltern wollten nur das Beste für mich und mich beschützen aber ich war alt genug um zu wissen, was ich tat. Meine Freunde waren für mich kein schlechter Umgang sondern ein guter. Auch wenn sie in einer Gang waren und dies illegal war zeigte mir die Gruppe, was es hieß zu leben, was es bedeutet Freunde zu haben, die füreinander da waren. Sie zeigten mir eine andere Lebensweise und sie würden niemals irgendetwas tun, was mich in Gefahr bringen würde sowie in diesem Moment auch nicht.
Ich wusste das Kyle und Phil beide eine Waffe dabei hatten und ich wusste auch sie würden sie ohne zu zögern benutzten aber ich wusste auch sie würden mich beschützen. Ich fühlte mich falsch am Platz als würde ich nicht dazu gehören als wäre ich nur im Weg und so war es doch auch. Seufzend vergrub ich meine Hände in die Jackentasche und folgte Kyle und Phil durch die Dunkelheit. „War ja klar.", sprach plötzlich Kyle neben mir und riss mich aus meinen Gedanken, was mich zusammen zucken ließ.
„Wusstest du dass es dein Bruder war, der diese Scheiße hier macht?", fragte Phil seinen Freund und ich verstand nur Bahnhof. Kyle hatte einen Bruder? Und was für eine scheiße meinte Phil denn?
„Nein.", zischte der Angesprochene wütend von sich: „Killian hatte mir versichert er hatte mit dem ganzen nichts zu tun aber das ist sein Auto, was hier steht." Wir waren an einem alten Bahnhof angekommen, der so verlassen aussah als wäre er seit hunderten von Jahren nicht mehr benutzt worden: „Und die Jacke gehört Ricky, die hatte sie heute angehabt als sie die Villa verlassen hatte."
Ricky!
Sofort war ich wieder voll bei der Sache und starrte auf die schwarze Collegejacke, die vor uns auf dem Boden lag. Ich hob den Stoff auf und drückte ihn an mich. Hoffentlich war ihr nichts passiert, hoffentlich ging es ihr gut. Ich machte mir Sorgen um meine beste Freundin, ihr durfte einfach nichts passieren.
Es dauerte keine halbe Stunde als die restlichen Truppen ebenfalls am alten Bahnhof waren und auf die Jackes starrte, die ich in meinen Händen hielt. Warum tat Max sowas? Warum bedrohte er seine Ex-Freundin? Sie waren doch nicht mehr zusammen, warum verstand er es nicht? Ich verstand das Gangleben auch nicht so wie ich es nicht verstand, was so ein Leben für einen Sinn machte.
„Liz?", riss mich eine sanfte Stimme aus meinen Gedanken, die mich zusammen schrecken ließ. Ich blickte auf und merkte erst jetzt, dass mich jeder besorgt anschaute. „Was?", fragte ich barsch und schaute direkt in die blauen Augen von Alex, die mich noch immer besorgt musterten.
„Wir holen sie daraus.", versprach er mir.
„Das will ich auch hoffen.", zischte ich ihn an. Ich wusste, dass Alex nichts dafür kannte, dass seine kleine Schwester entführt worden war aber ich machte mir verdammt noch mal sorgen. Ich war für dieses Leben nicht gemacht aber ich würde alles tun um meine beste Freundin daraus zu holen. Alles. Alex nickte nur in der Runde und fast gleichzeitig holte jeder eine Pistole heraus, was mich nach Luft schnappen ließ. Warum überraschte es mich dass sie Waffen bei sich hatten, obwohl mir dies klar war? Ich hatte keine Ahnung. „Sowie immer.", meldete sich Riden mal wieder: „Phil du passt auf Liz auf." In der Runde wurde nur genickt und sofort verschwanden die Männer in der Dunkelheit. Sie hatten keinen Plan gemacht oder sich miteinander abgesprochen, was mich misstrauisch werden ließ. Konnten sie wirklich in da rein gehen ohne einen Plan zu vereinbaren? Klappte dies was sie vor hatten?
Mein Herz schlug viel zu schnell in meiner Brust als mit Phil durch die Dunkelheit ging. Ich hatte Angst. Angst um mein Leben, um das Leben von Phil und ganz besonders hatte ich Angst um Ricky. Sie ist ein starkes und mutiges Mädchen, sie würde mit Max schon klar kommen aber was war mit ihrem Baby? Ging es dem denn gut? Meine Angst wurde größer als wir einen großen Raum betraten, der leer war. Kein Mensch war hier, niemand war hier, was mich wunderte. Sollten hier nicht überall Männer sein, die ihr Quartier beschützen oder so was. Wenn ich mich nicht täuschte müssten hier insgesamt drei Jungen sein. Max, Jason und dieser Killian hier sein. Doch hier war keiner. Die Halle war leer, niemand war hier außer Phil und ich. Ich hatte keine Ahnung wo die anderen aus der Gruppe waren aber dies machte mir keine Sorgen. Sie konnten auf sich selbst aufpassen, dass wusste ich aber ich war schwach und eine Last in dieser Gruppe.
„Liz?", fragte mich plötzlich eine warme Stimme, die ich lange nicht mehr gehört hatte. Ich hatte immer nur die kalte und abweisende Stimme von ihm gehört aber jetzt? Jetzt hörte ich nach einer langen Zeit wieder die warme Stimme von Phil. „Was?", fragte ich ihn in einem kalten Unterton, was ihn sofort herum fahren ließ. Er war mindestens einen Kopf größer als ich und um ihn in die Augen zu schauen musste ich meinen Kopf in meinem Nacken legen, doch dies tat ich nicht. Ich lief an ihm einfach vorbei und schaute mich um.
Jetzt war nicht die Zeit um Smalltalk zu halten sondern jetzt mussten wir erst mal Ricky finden. Sie ging vor, sie war jetzt wichtiger als meine Gefühle für Phil. „Können wir reden?", fragte der Junge hinter mir vorsichtig nach, was mich herum wirbeln ließ. Ging es ihm noch zu gute oder bildete ich mir dies jetzt nur ein? Er wollte reden? Jetzt? Während Ricky in Gefahr war? Auf keinen Fall!
„Jetzt ist schlecht.", gab ich von mir, drehte mich um und lief weiter durch den Raum. Alles war hier alt, dreckig und kaputt. Wer würde hier schon freiwillig hingehen? Keiner. Das war das beste Versteck, weil man wusste hier würde kaum jemand suchen. Ich hörte hinter mir wie Phil seufzte aber mir dennoch folgte. Zwischen uns herrschte eine unangenehme Stille, die mich herzlich wenig Interessierte, da im Moment meine beste Freundin viel wichtiger war.
Ein leises schmerzvolles stöhnen ließ mich sofort an halten. Dieses schmerzvolles stöhnten kannte ich sehr genau. Es erinnerte mich genau als Ricky in der Schule zusammen gebrochen war. Dieses schmerzvolle stöhnen gehörte zu ihr, da war ich mich sicher. Langsam folgte ich diesem Stöhnen, was immer deutlicher wurde. Immer weiter ging ich in die Halle hinein während mir Phil folgte. Das glaubte ich zu mindestens, denn ich hörte hinter mir Schritte.
Vor einer alten rostigen Tür blieb ich stehen, wo das Stöhnen her kam.
„Was hab ich dir jemals getan?", fauchte eine wütende Stimme, die zu Ricky gehörte. Sofort drehte ich mich um und erblickte Phil, der sofort an seinem Handy irgendetwas rumtippte. Bestimmt sagte er den anderen Bescheid wo wir waren und das wir Ricky gefunden hatten.
„Du hast mir nichts getan, meine Liebe. Überhaupt nichts.", hörte ich eine männliche Stimme, die bestimmt zu Max gehörte.
„Willst du mich veraschen? Warum tust du dann so eine scheiße? Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?"
„Du bekommst wirklich nichts mehr mit oder? Du bist eine Legende Ricky. Jeder kennt deinen Namen, weil du das erste Mädchen bist, die eine Gang anführt und viel Macht hat. Jeder weiß doch dass du in ganz Berlin bekannt bist, wie ein Hund der sprechen kann. Selbst die Westside weiß mittlerweile von dir und wenn du fällst, fällt auch deine Macht sowie deine Gang."
„Ich weiß ja nicht ob du etwas zurück geblieben bist aber ich bin nicht mehr die Anführerin. Ich hab das Leben aufgegeben."
„Und warum? Wegen deine Brüder? Wegen Riden? Oder doch wegen Liz?", erkundigte sich Max bei ihr. Ich hörte dass jemand wütend knurrte, was mich wieder herum fahren ließ. Die ganze Gruppe stand hinter Phil, was mich wunderte, wie schnell sie hier her gekommen waren, da ich sie nicht gehört hatte.
„Das geht dich einen feuchten Dreck an Max.", zischte Ricky wütend vor sich hin. Das Mädchen war wirklich temperamentvoll.
„Und wie mich das was angeht meine Süße immerhin waren wir doch zusammen."
„Genau! Waren! Und weißt du was? Du bist ein verdammtes Arschloch Max."
„Da hast du recht, dass bin ich wirklich. Aber es gibt etwas was du nicht weißt Ricky."
„Und das wäre?"
Mein Blick blieb an den Geschwistern hängen, die sich mit einem eiskalten und wütenden Gesichtsausdruck die geschlossene Tür anstarrten und auch Riden sah kein bisschen besser aus. Es schien so als würde er vor Wut gleich platzen und die Tür aus den Angeln reißen, wenn Max seinen verdammten Mund nicht hielt. Aber ich war wirklich erleichtert, da ich nicht gedacht hätte, dass meine beste Freundin in so einem guten zu stand war. Schon wieder bewies das Mädchen ihre Stärke und ihren Mut, was mich wirklich beeindruckte. Hatte die Blondine keine Angst oder warum war sie so Mutig, obwohl sie wusste sie könnte im nächsten Moment umgebracht werden?

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