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Der Zug hält an. Nachdem ich meinen Koffer genommen habe, steige ich aus. Der leichte Wind weht durch meine Haare, woraufhin ich meine Haare zu einem Zopf binde.

Ich quetsche mich durch die Menschenmenge und halte Ausschau nach einem Taxi.  Nach einigen Minuten hält einer vor mir. Der Fahrer fragt, ob er mich mitnehmen kann. Ich bejahe dies und steige ein, während er meinen Koffer im Kofferraum verstaut.

Ich nenne ihm die Adresse und schon fährt er los. Aufgrund meiner Nervosität bin ich schon total hibbelig. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Doch ich bin erleichtert. Ich würde ernsthaft alles dafür geben, mein altes Leben nicht weiterführen zu müssen.

Nachdem wir angekommen sind, gebe ich dem Taxifahrer das Geld, das ich ihm für die Fahrt hierher schulde und hole meinen Koffer aus dem Kofferraum.

Ich betrete das Wohnheim und werde von einer mittelalten Dame mit hochgesteckter Frisur und einem Klemmbrett in der Hand empfangen.

"Guten Tag. Ich bin Effy - tut mir leid - Elizabeth Gilbert.", stelle ich mich vor und versuche meine Aufregung zu verstecken.

"Ms. Gilbert. Herzlich Willkommen. Sie sind mit Ms. Janes in dem Zimmer 102. Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich ruhig an mich.", sagt sie, als sie auf ihr Klemmbrett schaut und setzt ein falsches Lächeln auf.

Ich bedanke mich mit einem ebenso aufgesetztem Lächeln bei ihr und mache mich mit meinem schweren Koffer auf die Suche nach meinem Zimmer.

Die Gänge in diesem Wohnheim sind relativ schmal und lang und werden durchnur leicht beleuchtet, was eigentlich nicht nötig ist, da die Wände weiß sind und es somit hell genug ist.

Als ich mein Zimmer nach langer Sucherei endlich gefunden habe, bleibe ich vor der Tür stehen und hole tief Luft. Ich bin noch nervöser als vorhin schon. Was, wenn mich meine Mitbewohnerin nicht mag? Oder ich sie? Wie sollen wir dann miteinander auskommen?

Ich fasse all meinen Mut zusammen und klopfe an, auch wenn ich einen Schlüssel für mein Zimmer habe. Meine Mitbewohnerin möchte ich am ersten Tag nicht stören. Sie soll nicht denken, ich sei nervig oder sonst was, nur weil ich einfach hineinplatze.

Ein wunderschön aussehendes, blondes Mädchen mit großen blauen Augen und einem sympathischen Lächeln öffnet mir die Tür.

"Hey. Ich bin Effy, deine Mitbewohnerin.", begrüße ich sie und setze mein freundlichstes Lächeln auf.

"Ich bin Gemma. Komm doch rein.", sagt sie und tritt einen Schritt zur Seite, sodass ich hinein kann.

Unser Zimmer ist kleiner, als ich erwartet habe. In jeder Zimmerhälfte stehen jeweils ein Holzbett mit einem Holznachttisch, ein Holzschreibtisch und ein Holzschrank mit einem Holzstuhl. Über dem Schreibtischen ist ein kleiner Regal und daneben ist eine winzige Schublade. In der Mitte des Zimmers ist ein Fenster. Die Wand ist weiß, was das Zimmer heller erscheinen lässt und die Holzmöbel es nicht depressiv wirken lassen. Auf der einen Zimmerhälfte hängen Bilder ohne Bilderrahmen. Davon gehe ich aus, dass das Gemmas Zimmerhälfte ist.

"Ich weiß, es sieht nicht besonders toll aus.", sagt Gemma. "Aber das ist nicht so wichtig, denn ich weiß, wo hier die besten Parties steigen und ich kann dich mitnehmen, wenn du magst.", fügt sie freundlich hinzu.

Ich lasse mich auf das Bett auf meiner Zimmerhälfte fallen und merke jetzt erst, wie fertig diese kleine Reise mich gemacht hat. Eigentlich bin ich nicht der Mensch für Parties. Tanzen kann ich überhaupt nicht und ich bin schlecht darin, neue Menschen kennenzulernen.

"Woher kommst du eigentlich?", fragt sie.

"Aus Glasgow.", antworte ich. "Und du?"

"Aus London. Ich lebe hier im Wohnheim, weil ich mir keine eigene Wohnung leisten kann.", antwortet sie und setzt sich auf ihr Bett. "Die Miete ist verdammt teuer in dieser Stadt, aus dem Grund musste ich mich zwischen Studium und Wohnheim oder Wohnung entscheiden. Da ich Modedesignerin werden möchte, finde ich es wichtig zu studieren. Leider nehmen die nicht mehr so viele Menschen an, die nur ein Praktikum gemacht haben. Was möchtest du eigentlich in Zukunft machen?"

"Bücher schreiben und Layouts für Magazine erstellen.", antworte ich.


Das Klopfen an der Tür reißt uns aus unserem Gespräch. Gemma springt auf und öffnet sie. Ich stehe ebenfalls auf, um zu sehen, wer es sein könnte.

Zwei Jungs betreten das Zimmer. Beide haben ihre Haare an der Seite abrasiert. Der kleinere von ihnen hat dunkle Locken, während der andere blond gefärbt ist. Sie sind beide an den Armen tättowiert, was darauf schließen lässt, dass sie älter sind.

"Baby.", begrüßt Gemma den dunkelhaarigen und springt ihm in die Arme. Sie gibt ihm einen Kuss auf den Mund.

"Effy, das ist Matty.", stellt sie mich ihrem Freund - oder wer auch immer das sein soll - vor. "Und das ist George.", sagt sie und zeigt auf den größeren.

"Hi.", begrüßt George mich mit seiner tiefen Stimme und lächelt mich an.

"Hey."erwidere ich das Lächeln.

Matty schaut an mit vorbei, was ich sehr komisch finde, da meine Begrüßung auch ihm galt.

"Baby, Effy ist meine Mitbewohnerin.", sagt Gemma.

Matty nickt stumpf und antwortet: "Cool." Aus meinem Augenwinkel bemerke ich, dass Matty mich gerade ansieht. Habe ich ihm etwas getan oder warum wirkt er so abweisend? Vielleicht hat er auch nur einen schlechten Tag. Ich sollte mich nicht zu sehr in die Sache hineinsteigern und einfach nur genießen, dass ich weg von Alex bin.

"Woher kommst du?", fragt George interessiert. Momentan muss ich sagen, dass er der sympathischere ist.

"Glasgow.", antworte ich nickend. "Ihr?"

"Wir kommen aus Manchester.", antwortet George freundlich.

"Baby, darf Effy auch mit auf die Party heute?", fragt Gemma Matty und George.

Ich sehe sie verwirrt an. Was für eine Party? Vorhin mag sie zwar erwähnt haben, dass sie weiß, wo etwas steigt, aber dass sie mich so früh auf eine Party mitschleppen möchte, habe ich nicht kommen sehen.

"Warum nicht? Es kommen doch sowieso viele uneingeladene Gäste, von denen wir sowieso nichts wissen.", antwortet Matty mit genervtem Unterton. So langsam habe ich das Gefühl, dass meine Anwesenheit ihn provoziert.

"Moment, was für eine Party?", mische ich mich ein.

"Die Party von Jesse.", antwortet Gemma und hinterlässt ein großes Fragezeichen in meinem Kopf. Ich weiß nicht, wer Jesse ist. "Die Jungs und ihre Freunde schmeißen so gut wie immer eine Party."

"Ach so.", sage ich nickend, unsicher darüber, ob ich wirklich mitgehen soll. Matty ist nicht gerade begeistert, dass Gemma mich eingeladen hat und irgendwie bin ich auch viel zu kaputt von der Fahrt hierher.

"Wir holen euch dann um halb zehn ab.", sagt George und verabschiedet sich von uns. Matty hingegen gibt nur Gemma einen Kuss und verschwindet mit seinem Freund. Sein Verhalten war ja bizarr.


alone together  ➳ matty healy / in bearbeitungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt