kapitel 16

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Da ich sowieso nicht mehr einschlafen kann, gehe ich in die Küche, um etwas zu Trinken. Ich bin überrascht, als das Licht an ist und ich Matty am Tisch mit einem Glas Wein sitzen sehe.

"Ich wollte nur etwas Trinken.", sage ich.

"Du hast keinen Grund, dich zu rechtfertigen. Ich weiß, dass du nichts stehlen würdest oder so.", antwortet er locker. "Konntest du nicht schlafen?", fragt er, als ich mir etwas Wasser ins Glas einschenke.

"Nein. Was ist mit dir?", frage ich.

"Ich wollte nur etwas Trinken.", antwortet er. "Warum setzt du dich nicht?", fragt er und deutet auf den Stuhl direkt gegenüber von ihm.

Ich sehe ihn unsicher an. Wollte er gerade wirklich, dass ich mich zu ihm setze?

"Okay.", antworte ich zögernd und lasse mich auf dem Stuhl nieder.

"Die Sache mit Alex hat dich wohl schwerer getroffen, als du erwartet hättest.", stellt er fest.

"Du glaubst nicht, was für ein Gefühl das war, ihn mit seiner Sonnenbrille und seiner Lederjacke sehen zu müssen. Er steht drauf, zu markieren, wer der Boss ist.", antworte ich. Dabei stelle ich fest, dass meine Augen so langsam feucht werden.

"Er ist ein Arschloch.", murmelt er. "Willst du auch was?", fragt er, als er sich Wein ins Glas einschenkt.

"Ich trinke nichts.", antworte ich kopfschüttelnd und blinzele die Tränen weg.

"Das habe ich seit ein paar Monaten auch nicht. Aber als ich Alex gesehen hab.. man, war ich wütend. Ich hasse diesen Dreckskerl abgrundtief.", sagt er.

"Warum hast du aufgehört zu Trinken?", frage ich neugierig. Ich dachte, weil er so gerne feiern geht, trinkt er sehr viel.

"Es gibt viele Gründe. Aber um sie dir zu erzählen, müsste ich mich betrinken und das schaffe ich nicht mit nur einer Flasche Wein.", antwortet er.

"Und wegen Alex fängst du wieder an..", nicke ich.

"Das ist etwas komplizierter. Hast du Alex überhaupt mal geliebt?", fragt er.

"Nein, ich war noch nie verliebt.", antworte ich wie aus der Pistole geschossen.

"Echt nicht? Ich dachte, du seist so wie die anderen Mädchen, die sich in jeden zweiten Kerl verlieben, wenn sie auch nur Komplimente von ihnen bekommen.", sagt er ungläubig.

"Nein. Vielleicht habe ich nur geschwärmt, aber verliebt war ich noch nie.", gebe ich zu.

"Also fasziniert die Liebe dich nicht?", fragt er.

"Oh doch, das tut sie. Ich war einfach nur noch nie verliebt, weil ich mir das Gefühl nicht einreden möchte.", antworte ich.

"Also glaubst du an die Liebe.", schlussfolgert er.

"Sieht wohl so aus.", antworte ich und trinke einen Schluck.

"Du glaubst aber an wirklich viele Sachen, von denen du am schnellsten enttäuscht werden kannst.", sagt er.

"Mag sein.", zucke ich mit den Schultern.

"Vermisst du deine Eltern überhaupt?", fragt er.

"Wieso fragst du?", frage ich. Mal ehrlich. Wann hat Matty je Interesse an mir gezeigt? Die ganze Woche über, die ich hier verbracht hab, hat er mich wie Dreck behandelt und jetzt fragt er mich so persönliche Dinge. Irgendwas kann nicht stimmen.

"Ich bin nur neugierig.", sagt er schulterzuckend.

"Um ehrlich zu sein ist mein Bruder der einzige, den ich vermisse. Er ist vor vier Jahren studieren gegangen und seitdem habe ich selten was von ihm gehört. Meinen Vater habe ich nie kennengelernt und meine Mutter vermisse ich ein wenig, obwohl ich das nicht sollte, nach alldem, was sie getan, beziehungsweise nicht getan hat. Sie hat nie etwas unternommen, als ihr Freund mich schrecklich behandelt hat.", antworte ich ehrlich.

"Also sind deine Familien-Verhältnisse genauso scheiße wie meine.", stellt er fest. Ich kann mich daran erinnern, dass George mir einmal gesagt hat, dass Mattys Eltern sich vor ein paar Jahren getrennt haben. Aber ich möchte ihn nicht darauf ansprechen, da es eine viel zu persönliche Frage ist und ich nicht weiß, ob George es mir überhaupt erzählen durfte. Noch mehr Stress will ich nicht verursachen.

"Was dagegen?", fragt er und zeigt auf seine Kippe.

"Nur zu.", antworte ich kopfschüttelnd. Wenige Sekunden später erfüllt der Geruch von Zigaretten den Raum und Matty sitzt rauchend da. Ich muss zugeben, dass er beim Rauchen echt heiß aussieht. Oh mein Gott. Ich sollte so langsam mal ins Bett gehen. Ich kann gerade echt nicht klar denken.

"Du gehörst anscheinend zu den 'Vernünftigeren'.", sagt er.

"Wieso? Nur, weil ich weder rauche, noch trinke?", frage ich, woraufhin er leise lacht.

"Zum Beispiel. Oder auf den ganzen Partys. Ich glaube, du bist eine der wenigen, die nicht so wie Amber rumlaufen würden."

"Toller Vergleich.", meine ich sarkastisch. Ich weiß, dass das kein Kompliment ist. So wie es aussieht, hat Matty gerne etwas mit Amber. Aber das juckt mich nicht. Ich brauche keine Komplimente von anderen, solange ich akzeptiert werde.

"Ich denke nicht, dass du nur zum Vögeln gut bist.", sagt er und schnippt an der Kippe.

"Okay, das wird mir jetzt etwas zu persönlich.", sage ich. Ich merke, wie mir die Röte ins Gesicht steigt und wünschte mir, die Küche wäre dunkel, sodass Matty meine roten Wangen nicht sehen kann.

"Viele kommen mit meiner direkten Art nicht klar. Aber das ist immer noch besser, als zu lügen.", lacht er leise. Macht er sich etwa über mich lustig?

"Ich sollte jetzt lieber schlafen gehen.", sage ich, um nicht weiter von Matty beleidigt zu werden. Sonst würde ich noch was Falsches sagen.

Als ich die Küche verlasse, höre ich Schritte hinter mir. Matty packt mich am Arm und dreht mich zu sich. Er hebt meinen Kinn, sodass ich ihn ansehen kann.

"So war das nicht gemeint. Ich wollte dich nicht beleidigen.", versichert er mir und bleibt dabei sehr ernst.

Ich versuche mich zusammenzureißen und frage leise: "Und warum hast du mich die ganze Woche über wie Dreck behandelt? Schieb das jetzt bloß nicht auf Alex."

Er holt tief Luft und antwortet: "Ich habe ernsthaft gedacht, dass du wegen mir hier bist. Und das tut mir echt leid, ich hätte dir das nicht zumuten dürfen." Man erkennt die Reue in seiner Stimme.

Ich weiß nicht, was ich sagen soll, da Matty heute zum ersten Mal so nett zu mir ist und ich möchte das nicht kaputt machen, indem ich etwas Falsches sage. Aus dem Grund nicke ich einfach. Würde Matty mich eigentlich immer noch so abwertend behandeln, wenn Alex nicht hier aufgetaucht wäre? Bestimmt..

"Also verzeihst du mir?", flüstert er.

Seine Stimmlage versetzt mich in eine ganz andere Welt. Er klingt so verwundbar, was ich gar nicht von ihm kenne und dennoch fasziniert mich seine andere Seite. Und dass er ausgerechnet mir seine andere Seite zeigt, ist überraschend, aber auch schön zugleich.

"Ja.", flüstere ich.

"Gut.", sagt er sanft.

Sein Gesicht ist nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt. Mit seiner Hand berührt er ganz sanft meine Wange, was Gänsehaut an meinem ganzen Körper auslöst. Schließlich gelangt er mit seiner Hand an meinem Kinn und zieht mein Gesicht zu seinem hoch, sodass sich unsere Lippen berühren. Ich lasse mich von ihm hinreißen. Ich weiß nicht, was ich tue, doch was ich weiß ist, dass ich nicht aufhören kann. Seine Lippen schmecken nach der Zigarette, die er vorhin geraucht hat und nach dem Wein, welches er vorhin getrunken hat. Aber auf irgendeine Art und Weise gefällt mir das. Als er seinen Mund öffnet und ich seine Zunge spüre, gewähre ich ihm Einlass. Es fühlt sich so an, als stünde mein ganzer Körper unter Flammen.

[so, hier ist das 16. kapitel. :-) krass, dass wir schon so weit gekommen sind! es freut mich echt, dass es leute gibt, die diese story lesen. falls euch das kapitel gefällt, fände ich es schön, wenn ihr voten würdet, das motiviert mich dazu, weiterzuschreiben. da ich alle meine prüfungen schon hinter mir hab, werde ich mir so viel zeit wie möglich für die nächsten kapitel nehmen. schönen tag noch. x]

alone together  ➳ matty healy / in bearbeitungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt