kapitel 28

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Ich öffne meine Augen und sehe Matty, der tief und fest schläft, neben mir. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn wecken soll, aber ich muss aufstehen, um zu duschen und irgendwie muss ich von seinen Armen loskommen.

Andererseits möchte ich ihn nicht wecken, da er beim schlafen friedlich aussieht.

Ich betrachte sein Gesicht eine halbe Ewigkeit. Noch nie habe ich einen Menschen gesehen, der auch nur ansatzweise so schön ist wie Matty und mit schön meine ich vor allem seinen Charakter. Ich kenne ihn nun viel besser als vor ein paar Wochen und bin froh, dass es so ist, denn sonst wäre mir etwas so schönes entgangen. Er ist nicht der böse Junge von nebenan. Das ist alles nur Fassade. Er denkt an diejenigen, an denen ihm etwas liegt und tut wirklich alles für sie.

Meine Hand wandert zu seinem Gesicht. Ich fahre mit den Fingerspitzen sanft über sein Gesicht. Ich kann es einfach nicht sein lassen. Irgendwas bringt mich dazu.

Als Matty anfängt zu lächeln, ziehe ich meine Hand schnell zurück.

"Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken.", entschuldige ich mich.

Matty lacht leise auf und antwortet: "Du hast mich nicht geweckt. Und es hat mir gefallen, mach weiter."

Ich lege mich auf ihn drauf und gebe ihm einen Kuss auf die Lippen. Er erwidert den Kuss sanft und dreht uns so, dass ich auf dem Rücken liege.

Als er unter mein Top packt, lächele ich, löse mich dann aber von dem Kuss.

"Ich kann das gerade nicht tun, ich muss schnell unter die Dusche.", sage ich.

"Du kannst doch danach duschen.", sagt er und küsst mich wieder.

Mit seinen Händen umfasst er meine Taille und zieht mein Top aus.

Ich drehe meinen Kopf zur Seite und sage ernst: "Matty, ich muss jetzt ernsthaft duschen."

Er rollt genervt mit den Augen und legt sich auf den Rücken.  "Warum willst du nicht?", fragt er und starrt die Decke an.

"Was, wenn Gemma reinplatzt? Sie war mal deine Freundin.", sage ich und bin erleichtert, als die Worte endlich draußen sind. Ich habe mich nie getraut, ihm das zu sagen. Immer hatte ich Angst, das was zwischen uns ist, kaputt zu machen.

"Genau. War!", wiederholt er.

"Ich weiß noch nicht einmal, was das zwischen uns ist.", meine ich ernst.

"Keine Ahnung.", zuckt er mit den Schultern. "Ich denke, wir haben einfach nur Spaß." Ich kann nicht leugnen, dass mich das, was er gesagt hat, enttäuscht hat. Heute Nacht hat er sich für jede Kleinigkeit in meinem Leben interessiert und hat mich so behandelt, dass man denken könnte, wir seien zusammen. Und jetzt ist alles nur Spaß für ihn?!

"Wie auch immer.", murmele ich und stehe auf. "Du solltest jetzt besser gehen.", sage ich, als ich Wechselsachen aus meinem Kleiderschrank heraushole.

"Was soll das denn jetzt?", fragt er verwirrt und stützt sich mit den Ellebogen auf meinem Bett ab.

"Nichts.", sage ich und sehe ihn dabei nicht an.

"Hast du etwa gedacht, wir sind zusammen?", fragt er und steht von meinem Bett auf.

"Nein, aber ich habe gedacht, es würde mehr als nur Spaß für dich bedeuten.", sage ich laut.

"Ich hau jetzt ab. Das ist doch zu viel Stress für mich am Morgen.", sagt er und läuft an mir vorbei, ohne mich ein weiteres Mal anzusehen. Als er die Tür zuknallt, zucke ich kurz zusammen.

Ich stehe alleine mitten im Zimmer und versuche gegen meine Tränen anzukämpfen. Doch mir wird das zu viel. Matty ist mir unter die Haut gegangen und was anderes kann ich mir einfach nicht einreden. Aber ich bin so dumm. Ich hätte ihn gestern Abend einfach aufhalten sollen, als wir miteinander rumgemacht haben. Wie konnte ich nur denken, dass er das ernst meint? Er hatte schon während seiner Beziehung mit mehreren Frauen gleichzeitig was am laufen, warum sollte es denn jetzt anders sein? Und wahrscheinlich war die Story, die er mir erzählt hat, erfunden. Anders kann es nicht sein. Wie soll ich ihn denn bitteschön so faszinieren? Er hat doch jetzt auch nur Interesse an meinem Körper.

Ich wische mir die Tränen weg und gehe so schnell wie möglich zu den Waschräumen, damit mich niemand sieht. Ich sehe jetzt sicherlich schrecklich aus.

Das warme Wasser prasselt auf meinen Körper und ich bleibe für einen Moment in dieser Position. Ich kann nicht klar denken. Alles, was sich in meinem Kopf erneut abspielt sind zwei Szenarien. Zum einen muss ich daran denken, dass er mir schon vor ein paar Wochen gesagt hat, dass er mich nicht mag und zum anderen muss ich daran denken, dass er vorhin meinte, es sei alles nur Spaß für ihn. Noch nicht einmal entschuldigt hat er sich. Er ist einfach abgehauen, ohne mir auch nur eine Erklärung zu liefern. Ich kann ihm nichts bedeuten, ansonsten hätte er eine vernünftige Erklärung dafür gehabt.

Nachdem ich geduscht habe, gehe ich wieder zurück ins Zimmer. Überraschenderweise ist Gemma auch da und liegt in ihrem Bett. Als sie bemerkt, dass ich auch im Zimmer bin, nimmt sie ihren Arm von ihren Augen. Anscheinend ist sie verkatert.

"War anscheinend eine tolle Nacht.", merke ich an.

"Ja, ich bin einfach nur etwas verkatert. Aber heute Abend gehen wir wieder feiern. Und du kommst mit. Keine Widerrede.", sagt sie fest entschlossen. "Ich hatte ein schlechtes Gewissen, dich hier alleine zu lassen, während ich dort Spaß hatte."

"Das brauchst du nicht, ich habe wegen deinem Ex-Freund genug gelitten.", beantworte ich im Kopf. Wäre ich ebenfalls feiern gegangen, wäre es vielleicht nicht so weit gekommen, dass Matty sich bei mir entschuldigt hätte. Aber andererseits war er ja nur nicht feiern, weil ich nicht dabei war.

"Passt schon.", antworte ich dann einfach.

"Wie auch immer. Du kommst mit, keine Widerrede.", sagt sie. An ihrer Stimme erkennt man, dass sie sich nicht überreden lässt.

Vielleicht hat Gemma ja recht. Ich sollte mal ein wenig unter Menschen gehen. Im Zimmer rumschmollen bringt doch sowieso gar nichts und da das, was ich mit Matty hatte, anscheinend nicht klappt, kann ich ja jemand neues kennenlernen.

"Okay.", nicke ich.

Zufrieden und überrascht zugleich legt Gemma sich schlafen. Ich verstehe nicht, wie man an dem Tag, nachdem man Party gemacht hat, schon wieder feiern gehen kann. Man sollte dann doch extrem kaputt sein.

   

Nachdem Gemma und ich uns fertig gemacht haben, warten wir auf Jake, der uns zu der Disco fährt. Zwar bezweifle ich, dass das eine gute Idee ist, mitzukommen, aber es ist immer noch besser, als mir den Kopf über Matty zu zerbrechen. Für ihn war das alles nur Spaß und wenn er das so sieht, dann kann ich nichts an seiner Meinung ändern.

In der Disco gehen Jake und Gemma Hand in Hand zu einer Gruppe von Leuten, von denen ich die meisten nicht kenne. Ich laufe neben ihnen her, fühle mich jedoch ein wenig unwillkommen.

"Hey, Effy.", sagt George mit einem Lächeln.

Ich begrüße ihn ebenfalls und sehe in die Runde. Jesse und Matty sind die einzigen, die ich kenne. Ansonsten sind zwei Mädchen und ein Junge dabei.

Ich versuche Matty nicht anzusehen, doch ich spüre seinen Blick auf mir. Die Sache von heute Morgen kommt mir in den Kopf und am liebsten würde ich jetzt weg von hier. Warum konnte Gemma mir nicht sagen, dass Matty dabei ist? Ich wollte mich hier doch eigentlich von ihm ablenken. Aber okay, sie weiß ja nicht, was passiert ist, geschweige denn, dass wir in den letzten Wochen überhaupt mal miteinander geredet haben.

"Das sind Elena, Hanna und Joe.", sagt Gemma.

"Hey.", begrüße ich sie mit einem Lächeln.

Matty flüstert Elena etwas ins Ohr, woraufhin beide verschwinden. Ich versuche beiden nicht hinterher zu sehen, kann aber nicht anders. Er legt eine Hand auf ihren Rücken. Sie sehen schon fast so aus wie ein Pärchen. Nur, dass Matty nicht auf feste Beziehungen steht. Aber ich könnte verstehen, wenn er mit ihr zusammen sein würde. Sie ist hübsch, hat lange, gepflegte, dunkle Haare und ein süßes Lächeln. Dabei ist sie größer als ich und hat viel mehr Kurven. Und nett sieht sie auch noch aus.

Als sie auf der Tanzfläche angelangen, tanzen sie ganz nah beieinander. Matty legt seine Hände auf Elenas Hüften. Als der Anblick mir zu viel wird, sehe ich mich nach der Bar um. Ich weiß, dass ich mir geschworen habe, nicht zu trinken, aber mir wird das alles zu viel hier.

// so, hier ist ein weiteres kapitel nach drei ganzen wochen. ich weiß, es ist nichts besonderes, aber ich habe so viele gute ideen im urlaub gesammelt, dass es sich auf jeden fall lohnt, weiterzulesen. (ich will echt nicht eingebildet klingen, aber zum ersten mal bin ich echt zufrieden mit meinen ideen) xx

alone together  ➳ matty healy / in bearbeitungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt