Kapitel 3: Zuhause

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6 Jahre später

Freitag, 13.05.

Nun stand ich wieder hier mit gepackten Koffern. Mein Elternhaus. Welches ich vor 6 Jahren verlassen hatte um in die Reha nach München zu gehen. Es war eine lange Zeit. Ich vermisste den Trubel um einen herum. Am Anfang besuchte ich die anderen noch so oft wie es ging, aber es wurde nach der Zeit immer weniger, da ich nach der Reha meinen Master nochmal ganz von vorne beginnen musste, da ich mich einfach nicht mehr an den Stoff erinnerte. Das hatte ganze 4 Jahre gedauert. Da ich neben der Uni noch massig Sport machte, damit ich wieder fit wurde. Nach dem Master war ich ein Jahr in einer Münchener Firma, auch wenn ich sofort bei Ethan hätte anfangen können, wollte ich es nicht.

Aber die Sehnsucht nach der Familie wurde von Tag zu Tag größer. Also beschloss ich wieder zurück zu kommen und nun stand ich hier.

Ohne Rollstuhl. Ohne Krücken. Es war nichts mehr von dem Unfall zu sehen. Nichts mehr erinnerte daran, dass ich so lange auf den Rollstuhl angewiesen war. Nichts erinnerte mehr an die Krücken! Ich war sportlicher den je. Ich war heißer den je. Und ich war einsamer den je.

Niemanden aus der Familie hatte ich gesagt, dass ich zurück kam. Es sollte eine Überraschung werden, die hoffentlich gut ausging. Immerhin war es nicht selbstverständlich, dass einem die Eltern mit 27 Jahren wieder aufnahmen.

Ich holte noch einmal tief Luft und klingelte. Wie bekannt das alles war. Wie sehr ich das alles vermisst hatte.

Ich hörte Lärm von drinnen. Kurze Zeit später wurde die Türe aufgerissen und Ano stand davor.

„Ma... Marlo?", fragte er stotternd und ich grinste und nickte.

„Hey Monster!", sagte ich und ging in die Hocke, auch wenn er nun schon fast 8 war, war er immer noch ziemlich klein. Vielleicht 135 cm – 140 cm. Größer auf keinen Fall. Er grinste auf einmal und schmiss sich in meine Arme.

„MARLOOOOOOOO!", schrie er genau an meinem Ohr! Danke Monster. Auf dem linken Ohr würde ich in nächster Zeit wohl nichts mehr hören.

Als die Begrüßung vorbei war ging ich in die Küche, wo aber niemand war. Seltsam. Wo waren denn alle? Ich stellte meine Taschen ab und ging auf die Terrasse, von wo aus ein ziemlicher Lärmpegel her kam. Na so kannte ich es doch! Stimmen die so vertraut waren. Eine lauter als die andere.

Ich lehnte mich an den Türrahmen und beobachtete die anderen erst einmal schmunzelnd. Verändert hatte sich niemand. Alle waren wie immer. Hier und da waren die Haare ein wenig grauer geworden und es musste öfter gefärbt werden. Ein paar mehr Falten, was ich aber natürlich niemals sagen würde, da ich doch noch etwas an meinem Leben hing.

Ano lief grinsend an mir vorbei und ging zurück zum riesigen Gartentisch, wo er sich grinsend auf den Stuhl setzte und sich räusperte. Das Monster wusste genau wie er die Aufmerksamkeit der Familie bekam. Außer Gibson, die gar nicht auf Ano achtete und einfach weiter erzählte. Typisch die kleine Prinzessin!

„Wer war an der Tür, Milano?", fragte Mum und Anos Grinsen wurde immer breiter.

„Marlo!"

Der Name alleine reichte um die Leute komplett zum Schweigen zu bringen. Mum drehte sich so schnell es ging zur Terrassentüre um. Als sie mich entdeckte, schlug sie sich die Hand vor den Mund und war ein wenig geschockt. Tja, wer hätte auch damit gerechnet, dass ich wieder auftauchen würde.

„Marlo!", hauchte Mum. Ich nickte grinsend, stieß mich vom Türrahmen ab und ging langsam auf sie zu.

„LOOOOOOOOOOOOOO!", rief die Maus dazwischen, sprang vom Stuhl und lief an Mum vorbei und direkt in meine Arme.

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