Kapitel 11: Fight

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Die Sache mit der Location und dem Auto war auch noch nicht geklärt. Ich war mir nicht so sicher, ob ich Mum und Dad noch einmal drauf ansprechen sollte, da ihr Verhalten diesbezüglich schon sehr eigenartig war.

Wieso lief Mum weinend ins Haus und schlug die Türe zu? Wieso verschwand auch Dad dann so schnell? Hatte ich irgendwas falsches gesagt? War doch nichts schlimmes. Seufzend zog ich mir das Kissen über den Kopf und schrie rein. Ich hasste dieses Ungewisse. Ich hasste es, dass alles nicht normal war.

Ich schmiss das Kissen zurück aufs Bett und setzte mich hin und seufzte wieder mal. Ich konnte das einfach nicht vergessen und so tun, als wenn alles ok sei. Es war nämlich gar nichts ok, auch wenn immer alle so taten. Mums Verhalten hatte es doch gezeigt.

An meiner Balkontüre wurde ganz leise geklopft und ich schaute ziemlich schnell nach da. Kian?! Ich war ziemlich überrascht, stand auf und machte die Türe auf, damit das kleine Monster eintreten konnte und sich schüchtern im Zimmer umschaute.

„Was ist los, Kian? Setz dich erst einmal.", sagte ich und deutete auf meine Couch, wo er sich langsam hinbewegte und den Kopf senkte.

„Kannst du mir helfen?", fragte der Kleine und ich nickte. Auf jeden Fall. Egal wobei ich würde ihm helfen. Jedoch sah er mein nicken nicht, da er weiterhin den Kopf gesenkt hielt und an seinem Pulli spielte. Anscheinend hatte Jay ihn umgezogen. Immerhin waren seine Klamotten nicht mehr nass.

„Wobei soll ich dir helfen, Kian?"

„Ich möchte Fahrrad fahren, aber ohne Stützräder, damit Mama auch so stolz auf mich ist, wie auf Thea. Ich verlier immer mein... mein...", sagte er so schüchtern und suchte nach dem richtigen Wort.

„Gleichgewicht?", half ich ihm und er nickte nur leicht und schaute mich immer noch nicht an. Oh Gott, dieses Kind war unfassbar.

„Deine Mama ist auch so stolz auf dich Kian. Auch wenn du vielleicht noch kein Fahrrad ohne Stützräder fahren kannst.", sagte ich leise und bekam von Kian ein Kopfschütteln.

„Doch Kian. Deine Mama ist auf euch beide stolz! Du und Thea ihr seid das wichtigste in ihrem Leben und ihr könnt nie etwas machen, was eure Mama nicht stolz machen würde.", antwortete ich dem kleinen Mann, der mich langsam ansah.

„Wirklich?", fragte er neugierig nach und ich nickte.

„Wirklich. Aber ich würde dir gerne das Fahrradfahren beibringen, ohne Stützräder. Hast du dein Fahrrad hier?", fragte ich und er nickte.

„Dann lass uns anfangen!", sagte ich und stand von der Couch auf und hielt Kian wieder meine Hand hin, die er ergriff und mit mir zur Haustüre lief und in der Einfahrt stehen blieb.

Sein Fahrrad befreiten wir erst einmal von den Stützrädern, dazu zog ich ihm seinen Helm an, der am Fahrrad hing und dann ging es los.

Das war verdammt anstrengend. Der Kleine hatte am Anfang so viel Angst und vertraute mir nicht. Erst als ich ihm immer wieder sagte, dass er mir vertrauen sollte und mir glauben sollte, klappte es so langsam. Zuerst nur zwei Meter und er hielt sich immer viel zu verkrampft am Lenkrad fest, aber es klappte nach und nach. Das war wohl mehr Sport an einem Tag, als wie ich die letzten Jahre zusammen gemacht hatte, obwohl ich jeden Tag irgendwelchen Sport machte. Nachdem es nicht nur zwei Meter waren, die er alleine fuhr, sondern immer und immer mehr. Strahlte er voller Stolz! Das sah so knuffig aus. Ich war verdammt stolz auf ihn! Wobei ich mich immer wieder fragte, wieso er zu mir kam und warum es Luan nicht mit ihm übte. Eine Antwort bekam ich darauf natürlich erst einmal nicht, aber ich würde da noch nachfragen, weil sowas gehörte wohl zu den Aufgaben der Eltern!

„Marloooooooooo, ich kanns!", schrie der Wurm und fuhr immer wieder die Straße rauf und runter. Ich grinste nickend und schaute weiter zu ihm. Als er zurück zu mir gefahren kam hielt er an und strahlte mich mit seinen großen Augen an.

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