Kapitel 16: Krankenhaus

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Immer wieder schaute ich mir das Foto an, versuchte irgendwas zu erkennen, aber nichts. Es war von der Zeit, wo ich im Rollstuhl saß. Marlos Prinzessin. Ich konnte mich einfach nicht daran erinnern. Egal, wie sehr ich meinen Kopf anstrengte.

Wieso wurde mir das Foto ausgerechnet in dem Moment geschickt? Wieso gerade dann, wenn eh schon alles ziemlich kompliziert war und ich immer verrückter wurde. Mich nahm es immer mehr mit. Niemand machte die Fresse auf. Niemand sprach mit mir.

Wieso sollte ich mich alleine daran erinnern? Wieso konnte man nicht Klartext reden? Warum taten sie mir sowas an? Sie mussten doch auch sehen, dass alles komplett aus dem Ruder lief! Wer gab ihnen das Recht mir alles zu verschweigen? Wer?

Umso mehr ich daran dachte umso wütender wurde ich wieder. Da ich eh nicht mehr schlafen konnte, schnappte ich mir meinen Stick vom Schreibtisch, zog mir Trainingssachen an und lief hoch in den Fitnessraum, wo ich die Musik so laut wie es ging aufdrehte und ohne zu überlegen immer wieder auf den Boxsack haute.

Die Wut wurde jedoch nicht weniger.

Alles im Kopf drehte sich. Zu viele Informationen, die ich nicht zusammen setzen konnte. Zu viele ungeklärte Sachen. Zu viele Vorfälle.

Zum ersten Mal fühlte ich mich von meiner Familie ausgeschlossen. Zum ersten Mal fühlte ich mich alleine. Noch nicht mal in München hatte ich so ein extremes Gefühl. Vielleicht war meine Entscheidung zurück zu kommen falsch gewesen. Vielleicht hätte ich weiter dort bleiben sollen, weil auch wenn ich die anderen dort unheimlich vermisste, war es nichts im Vergleich zu dem jetzigen Zeitpunkt. Ich hatte die Familie um mich, aber ich fühlte mich nicht mehr wie ein Teil davon. Ich war alleine.

Meine Schläge wurden langsamer und ich sackte auf die Knie. Was bedeutete das, was Ethan im Auto gesagt hatte? Ob SIE mir antworten geben konnte? Ich musste es probieren.

Ich lief runter, duschte noch einmal, zog mich an und fuhr ins erste Krankenhaus. Ich wusste noch nicht einmal, wo sie lag. Als ich ihren Namen an der Anmeldung sagte, schüttelte die Schwester nur den Kopf, also fuhr ich ins nächste, wo ich zwar ein wenig mit der Schwester flirten musste, damit sie mir sagte, ob Jay dort lag, aber es klappte und ich hatte Glück. Sie lag in dem Krankenhaus.

Als ich die Station erreichte und vor ihrer Tür stand horchte ich erst einmal, ob jemand aus der Familie da war, aber niemand war zu hören. Mein Herz klopfte ziemlich schnell und ich war nervös. Ich klopfte an die Türe und öffnete sie langsam.

Ich sah nur das Fußende des Bettes, wobei dort jemand drauf lag. Als ich die Türe schloss und langsam in den Raum hinein ging, sah ich die Person immer mehr.

Sie war es.

Jedoch schlief sie und sah immer noch nicht gut aus. Ob ich wieder gehen sollte und ihr ihre Ruhe lassen sollte?! Ich blieb unschlüssig auf der Stelle stehen und schaute ihr beim Schlafen zu. Sie sah so unschuldig aus.

Ich seufzte und nahm mir den Stuhl, welchen ich an ihrem Bett stellte und mich drauf setzte. Hoffentlich bekam sie keinen Schock, wenn sie wach wurde und mich dann sah. Shit. Ob ich sie wach machen sollte? Oder doch lieber gehen? Noch hatte ich die Chance dazu.

Sei ein Mann... Ethans Worte kamen mir in den Sinn und ich seufzte. Ich musste mit ihr reden. So schnell wie es ging und bevor noch jemand aus der Familie herein kam und mich raus schmiss.

Also probierte ich mein Glück.

„Jay?", flüsterte ich leise und verdrehte die Augen, als ob sie dadurch wach werden würde.

„Hey Jay.", sagte ich schon etwas lauter, aber sie regte sich nicht. Ich seufzte, stand auf und legte meine Hand vorsichtig auf ihre Wange, die ziemlich warm war.

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