Kapitel 42: Schmetterlingsscheiße

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Samstag, 01.10.

Die letzten 6 Wochen vergingen wie im Flug. Die Arbeit nahm einen großen Teil der Zeit ein, da ich einiges Schleifen gelassen hatte musste ich es aufholen, was natürlich seine Zeit in Anspruch nahm, aber es war gut so. Außerdem hatte die Arbeit einen ziemlichen Vorteil: Jay war die ganzen Stunden an meiner Seite, also halbwegs. Sie hatte zwar ihr eigenes Büro genau vor meinem und ich konnte sie sehen, wenn ich die Türe vom Büro offen hatte. Auch ziemlich viele Nächte verbrachte sie bei mir, was mir gut gefiel.

Unsere neue Routine behielten wir bei. Jeden Donnerstag Abend nahmen wir uns zwei Stunden Zeit und fuhren meistens zum See und gingen um diesen und erzählten uns Sachen aus der Vergangenheit, aber auch Wünsche für die Zukunft. Ich lernte Jay immer besser kennen und auch sie mich. Oft sagte sie, dass sie vieles der Dinge noch gar nicht über mich wusste, was mich grinsen ließ, da es wohl gerecht war, immerhin wusste ich auch einiges nicht über sie, aber das wurde immer weniger.

Regnete es an dem Abend, dann gingen wir hoch ins Kissenzimmer, wo wir uns im dunklen auf die Decken legten und redeten über alles was uns in den Sinn kam. Peinlich irgendwas zu erwähnen war es mir nie bei ihr.

Und jeden Tag, an dem wir Zeit miteinander verbrachten, merkte ich wie sehr sie mir ans Herz wuchs und das hatte nichts damit zutun, dass sie die Mutter meiner Kinder war. Sie als Person faszinierte mich. Wie sie die Dinge sah, wie sie mit nicht so tollen Ereignissen aus ihrer Vergangenheit umging. Wie viel Dankbarkeit sie für die kleinsten Dinge zeigte. Sie hielt nie etwas für selbstverständlich. Egal, ob es das Essen bei uns war oder einfach nur, dass sie meine Sachen anziehen sollte, wenn ihr kalt war oder sie keine Sachen von sich da hatte. Wie hilfsbereit sie jedes mal war.

Aber auch, wie wir beide miteinander umgingen. Sie zeigte immer wieder einen gewissen Respekt vor mir, wobei sie das nicht musste – sicherlich nicht! Auch wenn ich auf der Arbeit ihr Chef war. Sie passte perfekt zu mir. Ob von ihren Ansicht her oder von ihrer Art.

Sie war schon verdammt toll und ich konnte immer mehr verstehen, warum ich damals mit ihr zusammen kam. Immer öfter fragte ich mich, ob ich es nicht noch einmal mit ihr probieren sollte, falls sie das auch wollte. Sie war eben das, was ich brauchte. In der ganzen Zeit wo wir wieder engeren Kontakt miteinander hatten gab es nur sie. Morgens, mittags, abends und sogar nachts.

Ich musste mit jemanden darüber reden, vielleicht bildete ich mir die ganzen Sachen auch nur ein. Außenstehende konnten das alles wahrscheinlich doch besser einschätzen und meine Familie sowieso. Sie hatten damals bei Jenn sowas von recht nur ich selbst war zu blind oder wollte es einfach nicht glauben.

Mit Dad? Oder Ethan? Mum? Lu? Tami? Wir hatten zu viele Leute in der Familie. Ich seufzte und ging die Personen nach und nach noch einmal durch. Mit den Jugendlichen wollte ich nicht reden, auch nicht mit Rose, da sie eh ja sagen würden, weil sie Jay mochten und vielleicht nicht objektiv genug wären. Aber vielleicht wäre es bei den Erwachsenen auch nicht anders?

Ich holte tief Luft und stöhnte auf. Das konnte doch nicht so schwer sein. Ich ging noch einmal die Personen durch und blieb bei Milo, Sofia und Nino hängen. Oder doch Amber? Sie wohnte immerhin nicht mehr hier und hatte nicht all zu viel mit Jay zutun?!

Wieso eigentlich nicht alle zusammen?

Ich nahm mein Handy und schrieb den vier Leuten, ob wir uns in einer Stunde kurz treffen konnten. Amber konnte leider nicht und fragte, ob es wichtig sei. Ich verneinte, wobei es gelogen war. Ja, es war ziemlich wichtig. Wichtig für mich!

Als Nino, Sofia und Milo zurück schrieben, wo wir uns treffen wollten, meinte ich in einem der Häuser, wenn wir ungestört wären. Sofia meinte, dass Neo weg sei und wir zu ihr kommen sollten. Damit war das abgemacht und ich verschwand ins Badezimmer, wo ich mich fertig machte.

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