Die Elementarmeisterin (Band 1)

Kapitel 25

Simòn hatte schon eine Schüssel mit Wasser und ein Tuch geholt.

Doch das Wasser war kalt, sehr kalt. Ich spürte die Kälte in meinen ganzen Körper und es tat gut.
"Simòn?"
"Du solltest lieber nicht viel reden, so stark wie du verwundet bist."
"Wo ist Shadow?"
Simòn blieb stumm, tunkte das Tuch wieder in die Schüssel und säuberte meine Wunde weiter.

"Simòn. Was ist mit Shadow? Wo ist er? Bitte ich muss es wissen."

"Shadow...Shadow haben wir nicht gefunden. Wir dachten vielleicht das du weißt wo er ist. Wir haben nach ihm gesucht, aber...ohne Erfolg. Als ob er vom Erboden verschwunden wäre."

"Was!? Das kann nicht sein."

"Mika es ist im moment nun mal so. Sobald Ludwig bei dir ist, gehe ich ihn suchen. Es tut mir Leid."
Wir blieben beide stumm und Simòn fing schon an zu schwitzen. Nach zehn Minuten kam Ludwig angerannt mit Verbandszeug, Schere, Desinfektionsmittel und noch eine Menge mehr Zeug.

"Tut mir Leid es ging nicht schneller. Wie geht es ihr?"

"Die Wunde ist wieder offen. Ich habe so gut es ging, versucht sie zu säubern. Kommst du mit Sara alleine klar?"

"Ja klar aber was willst du..."
"Ich muss Shadow finden. Er ist noch immer nicht zurück gekommen oder aufgetaucht. Ich hoffe ich kann ihn finden."
"Tu das. Wir kümmern uns um Mika."

Simòn nickte mit dem Kopf und verließ das Haus. Ich hoffte das er Shadow wirklich finden konnte. Was wäre wenn er ihn nicht finden würde? Wo bist du Shadow?

"Keine Sorge Mika. Du wirst bald wieder gesund."
"Danke Ludwig. Was ist...mit Lara?"

"Warum machst du dir so viele Gedanken über Lara? Sie wollte dich zu den Scorpius bringen. Ein falsches Spiel hat sie gespielt. Wie hat sie bloß herausgefunden, dass du zu uns kommen würdest?"
"Ludwig. Ich will einfach nur wissen wie es ihr geht und wo hab ich sie mit den Eispfeil getroffen?"

"Du hast sie ganz knapp neben den Herz getroffen. Sie...ist..."
Ludwig wurde ganz still und sah zu Sara hinüber. Sara hingegen starrte einfach zu Boden.
"Ist sie etwa...tot?"

"Ich hab alles mir mögliche getan was ich konnte, aber da wir euch zwei erst etwas später gefunden haben und ihr Puls niedrig war, konnte ich nicht viel dagegen tun."

"Ich...ich bin...eine...Mörderin."
"Mika. Das war ein versehen. Du hast das Richtige getan."

"Was war daran richtig!? Ich habe sie umgebracht! Aus versehen! Ich habe nicht einmal gesehen wo der Pfeil gelandet war! ICH BIN EINE MÖRDERIN!!!"

"Beruhig dich. Das ist nicht deine Schuld."
"Ist es sehrwohl! Ich habe einen Menschen umgebracht!"
"Sie war ein Scorpius."

"Ist fast das selbe! Es spielt keine Rolle wer sie war! Ich habe jemanden umgebracht!"
Ich war voller Wut und Trauer. Wütend auf mich selbst und traurig, dass Lara gestorben war. Diese Gefühle waren gleichzeitig entstanden. Es fühlte sich so an, als ob sich ein schwarzes Loch in meinen Herzen ausbreiten würde.

Das war einfach ein scheußliches Gefühl. Ich wollte das alles nicht.
"Mika jetzt beruhige dich etwas."
"Ich...ich kann nicht. Ich...will Shadow suchen und zwar sofort."

Als ich mich aufsetzen wollte legten mich Ludwig und Sara wieder zurück. Sara hielt mich an der Schulter noch etwas fest, um zu verdeutlichen wie nötig ich die Ruhe hatte.
"Du solltest dich jetzt schonen und nicht auf Reisen gehen."
"Mach ich auch nicht und jetzt lasst mich los. Ich will Shadow suchen, nichts weiter. Ich spüre das irgendetwas nicht stimmt. Ich muss los."
Es war natürlich gelogen dass ich etwas spürte, dass etwas nicht stimmte. Das einzige das ich spürte war ein starkes Brennen und Schmerzen in meinen ganzen Körper.

"Ich sagte nein. Simòn wird Shadow finden. Da bin ich mir sicher."

Ich lag sicher eine ganze Weile da und es gab keine Spur von Simòn oder Shadow. Hoffentlich ging es den beiden gut. Ich wüsste nicht was ich tun würde, wenn ihnen etwas zustieß.
Vielleicht würde ich mich von einer Klippe stürzen oder was mir eben sonst noch so einfiel.
Ich wusste es nicht. Ich wusste es einfach nicht.
Ludwig hatte meine Wunde in der Zeit mit einem Verband verbunden. Die Wunde hatte er sehr gut versorgt und er sagte, dass er dringend aufbrechen musste. Er musste irgendwelchen Dingen nachgehen, was genau sagte er nicht. Er hatte mit noch einmal unmissverständlich zu Verstehen gegeben,  dass ich mich ausruhen und schonen soll. 
Auch Sara hatte ihre Arbeit. Sie hatte angefangen ein Abendessen vorzubereiten. Vorher hatte das immer Lara gemacht, aber da sie ja nicht mehr unter uns weilt, waren das jetzt Saras Aufgaben.

Aber ich. Ich kann nicht einfach nur da liegen und nichts tun. Oder?

Nein! Das kann ich nicht! Ich musste etwas tun! Ich musste Simòn und Shadow finden. Ich sollte mich aus dem Haus schleichen, sobald der richtige Zeitpunkt gekommen war.
kling...kling...kling
Mein...mein Handy klingelte. Es war Klara. Hoffentlich war nichts passiert.
"Hi Klara."

"Hallo Mika. Wie schön das ich höre."
"Was gibt's?"
"Ich...ich habe schlechte Nachrichten."

"Klara? Was ist los? Was ist passiert?"
"Ich...ich habe...das Handy...von...Mom geortet."
"Was kam heraus? Sag schon!"

Sara kam in der Zwischenzeit angerannt und hörte gespannt zu.
"Sie...sie ist in unserer Stadt."
"Dann müssen wir sie suchen!"
"Das hab ich schon."

"Was ist dann die schlechte Nachricht? Dann ist doch alles in Ordnung oder? Warte mal. Klara? Was ist los? Ist sie bei dir?"

"Sie...sie ist...im Krankenhaus."
"Was!? Was ist passiert?"

"Sie...sie hat auf der Straße gelegen und hatte einen ganz schwachen Puls. Die Ärzte glauben dass sie...sie nicht überlebt. Es...es ist schrecklich."

"Warte mal! Das kann nicht sein. Sie ist doch in der Scorpi...ähm. Sie...ist doch nicht in unserer Stadt gewesen."

"Ist bei dir auch alles in Ordnung? Ich meine, ich habe dich auch versucht zu orten doch du scheinst nicht auf. Ich meine...genauso wie es bei Mom war und wie es bei Paps ist. Wo bist du eigentlich?"

"Ich...ich...kann es dir nicht sagen. Es...ist kompliziert."
"Was ist daran kompliziert?"
"Ich erzähle es dir später. Aber was ist jetzt mit Mom? Sti...stirbt sie jetzt wirklich?"

"Ich habe bevor ich dich angerufen habe, einen Anruf bekommen. Es war der Arzt, der mich nach Hause geschickt hat. Sie...sie ist...t..tot."
"Nein. Nein! Das...kann nicht sein! Ich meine...das...ist...weißt du wie verrückt das klingt? Das...sag mir das es nicht wahr ist."

"Leider doch. Es...es tut mir Leid."

"Hast...hast du es Paps schon erzählt?"
"Wann denn? Er meldet sich nicht. Er schreibt nicht, Mailt nicht oder ruft zurück und lässt sich auch nicht blicken."
"Ich...ich versuche ihn zu erreichen. Ich...ich muss auflegen."

"Mika? Es wird schon wieder."
"N...nein. Pass auf dich auf."

Als ich auflegte füllten sich meine Augen mit Tänen. Eine Träne nach der anderen lief mir die Wangen herab.

"Mika. Es wird alles gut."

"Sara. Wo wird alles gut? Mom wurde entführt nachdem ich in diese verrückte, bescheuerte Welt gekommen war! Laura habe ich umgebracht, obwohl ich es gar nicht wollte, ich bin jetzt eine Mörderin. Meine Schwester findet meine Mom ganz plötzlich und nach zwei Stunden ist sie tot! Mit meiner Wunde sitze ich hier fest und wenn ich sage, dass es mir gut geht, wird mir nur gesagt das ich liegen bleiben und mich ausruhen soll! Shadow ist verschwunden und Simòn kommt auch nicht zurück! Was soll ich denn hier noch machen!? Was wird dann alles gut!?"

Ich war außer Puste. Ich bekam schwer Luft, Sara sah mich geschockt und mitleidend an.
"Du bleibst trotzdem hier. Wir...wir müssen und sollen auf dich aufpassen. Wir lassen nicht zu das ein Scorpius dich erwischt und jetzt solltest du dich wirklich etwas hinlegen bevor du mir noch an die Decke springst."
Sara hatte Recht. Ich sollte mich ausruhen. Aber was sollte ich machen, wenn ich so viele Probleme auf einmal hatte?