Bei Manuel

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*Sicht Manuel*

Patrick war viel schneller als ich. Keuchend rannten wir zu seinem Gleis. Wir hatten die Zeit total vergessen und nun war die Gefahr hoch, das er seinen Zug verpasste. Und wie es so kommen wollte, fuhr er ihm direkt vor der Nase weg. „Scheiße!", fluchte er. Ich kam bei ihm an und musste mich erst einmal auf meinen Knien abstützen. Schwer atmend standen wir da. Er raufte sich verzweifelt die Haare. „Was mache ich denn jetzt?", schimpfte er weiter. „Fährt denn noch ein Zug?", keuchte ich. „Weiß ich nicht", antwortete er mir und kam auf mich zu. „Alles gut?", fragte er mich. Ich nickte und richtete mich auf.

Durch mein Asthma war ich nicht gerade der Fitteste. Ich war froh keinen Anfall zu bekommen. Patrick tat mir leid. Jetzt stand er hier und konnte nicht nach Hause. Eine zweite Fahrt würde bestimmt teuer werden und ein Hotel auch. „Palle? Wenn du magst kannst du zu mir. Dann können wir für morgen ein Ticket kaufen. Das wäre die billigste Lösung", schlug ich vor. Eifrig und dankend nickte er. Ich hatte lange keinen Besuch gehabt. Zum Glück war meine Wohnung immer sauber und vorzeigbar. Der Platz wäre aber wohl das größte Problem. Ich hatte nur eine kleine Wohnung und auch ein kleines Sofa. Da würde er nie raufpassen. Dann müsste er wohl oder übel mit in meinem Bett schlafen. Hoffentlich kommt das nicht komisch.

*Sicht Patrick*

Manuel wohnte in einem Mehrfamilienhaus. Seine Wohnung lag im zweiten Stock und es gab keinen Aufzug. Vor seiner Wohnungstür kramte er lange nach seinem Schlüssel. Als er diesen dann endlich gefunden hatte, schloss er auf und bat mich hinein. Ich zog meine Schuhe aus und setzte meinen Rucksack ab. „Ich zeig dir mal alles", sagte er und führte mich herum. Eine kleine Küche, ein kleines Bad, ein etwas größeres Schlafzimmer und ein Ess - und Wohnbereich. Hinter der letzten Tür verbarg sich sein Aufnahmezimmer. Ich schaute mich hier besonders um. Hier saß der gute GermanLetsPlay immer, wenn wir aufnahmen. Hier hatte er seine ausraster und lachflashs. An der Wand hing sein Merch und seine Glp Jacke. Auf einem Schrank lag seine Maske. Ich nahm sie hoch. „Schon merkwürdig das alles mal zu sehen", murmelte ich. Manu kam auf mich zu und legte seine Hand auf meinen Rücken. Diese Berührung ließ mir ein Blitzschlag durch den Körper führen. „Schon merkwürdig dich hier zu haben."

Ich legte die Maske wieder zurück und drehte mich zu ihm. „Danke dir nochmal, dass ich hier pennen kann." Ich umarmte ihn. Er schien etwas überfordert doch drückte mich dann an seine Brust. Es war so ein angenehmer Moment. Ich schloss meine Augen und klammerte mich an ihn fest. In mir kribbelte alles. Wieso? Ich glaube, ich liebte ihn. Natürlich muss ich das verstecken, da er Heterosexuell war und ich nun mal sein bester Freund bin. Nur das. Das musste ich akzeptieren. „Patrick?", hörte ich Manuel flüstern. „Hmh?", brummte ich. „Willst du mich mal loslassen oder nicht?" Ich hörte sein Grinsen hinaus. Verlegen drückte ich mich von ihm weg. „Verzeihung." Er grinste immer noch frech. Peinlich. „Alles gut, Patrick. Ich freu mich auch das du da bist. Komm mit, im Wohnzimmer steht meine Konsole", sagte er und ging. Ich folgte ihm.

*Sicht Manuel*

Seine Umarmung hatte mich total durcheinander gebracht. Es war so vertraut und schön gewesen. Am liebsten wäre ich mit ihm für immer so stehen geblieben. Aber das käme komisch. Ich wies ihn mit der Hand auf mein kleines Sofa und schaltete den Fernseher plus Konsole ein. „Mario?", fragte ich ihn worauf er nickte. Also spielten wir Mario Smash Bros. Wir lachten unheimlich viel und hatten so viel spaß, wie in den Aufnahmen. Es wurde immer später und ich bemerkte, wie Patrick immer öfter gähnte. „Willst du penn' gehen?", fragte ich ihn schließlich. „Ich denke schon", sagte er und legte den Kontroller weg. Dann seufzte er. „Dir macht das aber wirklich nichts, wenn ich in deinem Bett schlafe?" Ich schüttelte den Kopf. „Ne, das passt schon." Mir glitt wieder mein grinsen auf mein Gesicht. Mich machte es Glücklich, das er in meinem Bett schlief. Unwohl fühlte ich mich nicht. „Ich geh mal ins Badezimmer. Du kannst dir ja schonmal eine Bettseite aussuchen und dich umziehen. Ich denke in meine Pullover musst du passen", meinte ich noch zu ihm, bevor ich Aufstand und ins Badezimmer ging, um mir die Zähne zu putzen. Ich zog mich noch um, band mir einen Zopf und ging auf Klo.

Im Schlafzimmer angekommen, saß Patrick mit einem Puffi Hoodie auf meinem Bett. „Wow, das ist aber ein richtig schöner Pullover den du da anhast!", rief ich künstlich begeistert und lachte. „Gibt es im besten Shop!", gluckste er zurück und stand auf. „Ich geh jetzt mal ins Bad", sagte er und schob sich an mir vorbei. „Habe dir eine Zahnbürste hingelegt", rief ich ihm noch nach. Grinsend schloss er die Badezimmer Tür. Was ein Typ. Er hatte nur meinen Hoodie und seine Boxershort an. Ich hatte leichtes Herzflattern und bekam diesen Anblick nicht mehr aus dem Kopf.

Seufzend ließ ich mich auf meine Bettseite fallen. Wir waren nur Freunde. Ich war Hetero. Ich empfinde nichts. Ich mag ihn halt nur. Ich kniff meine Augen zu. Ich bin doch so Lächerlich. Das war keine Freundschaft mehr. Naja, irgendwie doch. Wir verhielten uns wie ganz normale Freunde. Aber ich mochte ihn viel mehr als ich ihn als Freund mögen sollte. Ich kuschelte mich in die Decke. Ich hatte nur eine. Womöglich mussten wir die Nacht etwas näher aneinander verbringen. Ich biss mir auf die Unterlippe. Der Junge machte mich im positiven Sinne irre. Er verdrehte mich von vorne bis hinten. Ich legte meine Hände auf mein Gesicht und verharrte in meinen Gedanken, bis ich merkte wie meine Augen nass wurden. Panisch wischte ich mir sie wieder trocken. Gerade rechtzeitig, denn Patrick stand schon wieder in der Tür. „Alles gut?", erkundigts er sich mit gerunzelter Stirn. „Ja natürlich. Patrick. Ich habe nur eine Decke. Meine Sofadecke ist dreckig. Die habe ich bekleckert", erklärte ich ihm etwas zurückhaltend. „Dann kuscheln wir halt", grinste er und schlüpfte unter meine Bettdecke. Es war etwas eng und an meiner linken Seite kroch die kalte Luft unter die Decke. Aber es war okay.

Ich lag noch lange wach im Gegensatz zu Patrick. Er war schnell eingeschlafen. Ich schaute ihm dabei zu, wie er Seelenruhig schlief. Er sah so friedlich und zufrieden aus. Ich lächelte. Er sah aus, wie ein Engel.

Der Mann hinter der MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt