Gamescom Tag 2 2/2

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*Sicht Patrick*

Ich starrte eine Ewigkeit gegen die Wand. Der Tag war gerade einmal zur Hälfte rum und ich könnte in mein Bett fallen. Ich hatte jetzt Freizeit und entschied mich dazu, einen Vlog zu starten. Ich kramte meine Kamera aus meinen Rucksack und schaltete sie ein. Kaum hatte ich meine Begrüßung ins Mikro gebrüllt, kamen schon die ersten Kollegen von mir und machten Quatsch. Wir sprangen ins Bällebad und lachten. Izzi ist sogar ausversehen voll auf mein Bein gesprungen. Es tat höllisch weh, jedoch zeigte ich es nicht.

Ich war ja ein starker Mann. „Vorsicht!", rief plötzlich eine Stimme, die ich nur zu gut kannte. Zombey. Er landete neben mir in den Bällen. Ich drehte schnell meine Kamera weg und schon tauchte Zombey wieder auf. „Paluten!", rief er und griff mich feste. Seine Umarmung glich einer Zerquetschung. „Aua", lachte ich und er ließ los. Dann machte ich die Kamera aus. Ich wusste das er es nicht mochte, gefilmt zu werden. Das akzeptierte ich. „Wie kommst du hier rein?", fragte ich ihn etwas verwundert. „Kontakte", zwinkerte er mir zu. Mein Blick schaute sich suchend um. Manu stand an der Theke und besorgte sich was zu trinken. 

Wie kam Manu hier ohne mich rein? Das würde er mir sicherlich später erzählen. Micha fing an zu reden, wie cool die Gamescom ist und was eben alles passiert ist. Gebannt lauschte ich seinen Worten. „Paluten!", schrie plötzlich ein Mann in den Raum und alle drehten sich zu ihm um. „Paluten!" Wieder der Ruf. Ich stand auf, schaute entschuldigend zu Micha und ging zu dem Herrn. „Ja, was gibt's?", fragte ich. „Sie haben ein Interview Termin. Vor 30min. Kommen sie", sagte er schroff und stapfte los. „Entschuldigung. Ich habe das total vercheckt", murmelte ich. Mir tat es wirklich leid. Ich war nur manchmal ein echter Schussel.

Der Mann sagte nichts mehr und somit lief ich stumm hinter ihm her, bis er vor einer Tür stehen blieb und klopfte. Dann traten wir ein und er wies mich auf einen Stuhl zu. „Danke", sagte ich und direkt kam ein anderer Mann, gab mir die Hand und stellte sich vor. „Ich bin Markus. Ich führe das Interview. Wie das geht wissen sie ja. Fangen wir an ok?" Er wirkte nett. „Jo, alles klar", lächelte ich. Zuerst kamen die Typischen Fragen. Wie gefällt mir die Gamescom, wie war es bis jetzt, welche Spiele habe ich schon getestet, wie läuft YouTube, wie geht es mir momentan und und und. Als dann aber Privatere Fragen kamen, musste ich mich wirklich Konzentrieren. Jetzt bloß nichts Falsches sagen. Das konnte verheerende Folgen haben. „So, und nun zu der wohl spannendsten und sehnsüchtigsten Frage deiner Zuschauer. Wie sieht es aus, Paluten. Hast du eine Freundin?" Er richtete sein Mikro wieder vor meinen Mund und lächelte mich erwartungsvoll an. Ich schluckte kurz.

„Ich habe einen Partner, ja. Aber ich will das dieses Thema nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Es bleibt privat. Ob ich je darüber sprechen werde ist ungewiss. Das wird sich ergeben", gab ich dann als meine Antwort. „Weiß sie denn von deinem YouTuber Leben?", fragte Markus. „Ja" war meine knappe Antwort. „Wie geht sie damit um, dass dich so viele verehren und du wenig Zeit hast, aufgrund von Aufnahmen, schneiden oder Terminen wie z.B. die Gamescom." Wieder richtete er das Mikro zu mir. Es war so schwer sich nicht als schwul zu verraten. „Man Regelt es. Zeit findet sich" war meine Antwort. Der junge Mann vor mir lächelte nun eher gequält. Vermutlich hatte er Hoffnung gehabt, ich würde mit der Sprache rausrücken und er konnte die Klicks abgreifen. Doch wir beendeten das Interview. Ich verabschiedete mich freundlich und ging.

*Sicht Manuel*
Patrick war schon echt lange unterwegs. Was der Mann wohl wollte? Nett klang er jedenfalls nicht. Micha unterhielt sich schon eine längere Zeit mit den anderen und ich saß hier und schaute zu. Mitreden wollte ich nicht bzw. konnte ich nicht. Es würde auffallen. Zum Glück behielt Micha mein Geheimnis für sich.

Als die Tür abermals geöffnet wurde, fiel mir ein Stein vom Herzen. Patrick kam müde in den Raum und lächelte mich an. Dann kam er auf mich zu und umarmte mich. „Ich vermisse dich", flüsterte er und drückte mich feste an sich. „Palle. Die anderen", murmelte ich und drückte ihn vorsichtig weg. Er verstand und ging einen Schritt zurück. „Ich muss auf Klo", sagte er verlegen. Ich grinste. „Ich auch." Dann gingen wir zusammen zur nächsten Toilette.

Zum Glück war niemand drin. Sofort fiel Patrick mir in die Arme. „Ich bin so müde", seufzte er und legte seinen Kopf an meine Schulter. Ich hielt ihn fest. „Wir können ja bald heim. Micha kommt morgen wieder", sagte ich im besänftigenden Ton. Palle nickte nur und atmete Laut aus. Meine Hand strich über sein Haar. „Ich liebe dich Patrick. Und ich bin stolz auf dich", sage ich und küsste ihn zärtlich. Er brauchte das, das wusste ich. „Ich muss aber echt auf Klo", lachte Palle jetzt und löste sich aus meinem Griff. Im selben Moment öffnete sich die Klotür und Micha kam rein.

„Na ihr", sage er freudig. „Micha. Ist es schlimm für dich, wenn wir schon abhauen? Patrick ist voll gerädert", fragte ich vorsichtig. Seine Miene verdunkelte sich nicht. „Öhm, ja klar. Man sieht sich ja morgen wieder. Oder?", fragte er schließlich. Ich lächelte. „Ja. Das auf jeden Fall." Patrick kam gerade aus der Kabine wieder und wusch sich die Hände. Dann umarmte er Zombey. „Echt cool dich mal zu sehen", sagte er und Micha erwiderte diese Bemerkung überrascht. Ich betrachtete Palle. Er sah überhaupt nicht gesund aus. „Ich bin echt zu alt geworden für sowas. Eigentlich bleibe ich immer bis 22 Uhr oder so", nuschelte Palle und griff nach meiner Hand. „Es ist schon sieben", lachte Micha. „Schon?", fragten Patrick und ich wie aus einem Mund, weswegen alle drei Lachen mussten. Dann verabschiedeten wir uns von Micha und den anderen und gingen heim.

Auch der Heimweg dauerte lange. Zuschauer die noch Bilder wollten. Patrick hatte seine Sonnenbrille wieder aufgesetzt und sah so lässig aus. Stets freundlich. Aber auch er wirkte ziemlich froh, als er sich auf sein Sofa fallen ließ.

Der Mann hinter der MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt