Erkenntnis

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*Sicht Patrick*

Ich lag halb Nackt im Bett. Ich wusste nicht wieso. Ich konnte mich echt nur an geringe Teile erinnern, die ich gestern getan hatte. Mir wurde schlecht. Ich schaute zu dem neben mir zusammen gerollten Manuel. Er war angezogen. Ich seufzte. Vorsichtig richtete ich mich auf und ging ins Badezimmer. Mir war wirklich richtig schlecht. Sogar etwas schwindelig. Ich setzte mich auf den Badewannenrand und wartete nur auf den Moment, wo ich anfange zu kotzen.

Solange überlegte ich was gestern passiert war. Ich war nach dem Interview zuhause, hatte aufgenommen. Danach kamen Felix und Rewi und wollten noch mit mir Feiern gehen. Sie hatten mich überredet. Dann waren wir im Club und ich war schnell betrunken. Black Out. Ich kniff die Augen zu, Was war dann? Ich bin zu Manu gefahren, das war klar. Dann kam mir eine Erinnerung hoch. Scheiße. Ich hatte ihn geküsst. Ich hatte ihn tatsächlich geküsst. Er hatte erwidert. Heißt das, dass er mich auch lieber mag, als ein Freund. Ich fing an zu Zittern. Schnell beugte ich mich über die Klobrille und erbrach mich. Ekelhaft. Ich hasste es. Ich betrank mich eigentlich nie. Alleine aus Angst, jemand könnte es sehen. Ich war ja schließlich für viele Teenies ein Vorbild. YouTuber hatten ja immer eine Vorbildfunktion. Aus diesem Grund wurde auch nie preisgegeben, wenn jemand rauchte oder andere Drogen nahm. In meinem Freundeskreis kam das zum Glück nicht vor.
Ich wischte mir den Mund ab und spülte ihn einmal mit Wasser aus. Ich sah ja heute aus. Ich war Blass und hatte tiefe Augenringe.

„Bist du da drin?", erklang Manus Stimme aus dem Flur. „Eh, ja", antwortete ich. „Alles gut?", wollte er wissen. Ich räusperte mich und trat aus der Tür. Ich sah in sein besorgtes Gesicht, musste aber schmunzeln. An seinem Hals waren drei Knutschflecke zu sehen. War ich das etwa gewesen? „Wie geht's dir?", fragte er wieder nach. „Kopfschmerzen." Ich rieb meine Augen. „Komm", sagte er und ergriff meine Hand. Er zog mich in die Küche und ich rutschte auf die Theke. Manu kramte in einem Schrank und holte eine Tablette raus. „Hier." Dankend schluckte ich sie mit einem Glas Wasser runter. Wir schwiegen uns an. Es war irgendwie unangenehm. Er hatte gestern alles zugelassen. Soll ich ihn wieder küssen? Nein, ich hatte gekotzt. Ich stinke bestimmt aus dem Mund. Lieber nicht küssen.

*Sicht Manuel*

Ich wusste nicht, ob ich ihn auf das was er getan hatte ansprechen sollte. Schließlich ginge es ihm sichtlich nicht gut. Er sah abscheulich aus. Richtig Krank. Ich setzte mich neben ihn auf die Theke. „Warum hast du getrunken?", fragte ich. Er stellte das leere Glas weg und schaute etwas peinlich berührt. „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Habe die Wirkung unterschätzt", gab er als Antwort. Ich nickte. Vielleicht sagte er ja die Wahrheit. „Und dann bist du hergefahren, weil du mich vermisst?", fragte ich weiter. Jetzt schaute er leicht erschrocken. „Ja Palle, das hast du gestern gesagt." Ich fing an zu grinsen. Er machte den Mund auf um etwas zu sagen. „Ehm, also. Eigentlich, ja. Ja", stotterte er und schaute verlegen weg. Er war ja schon süß, wenn ihm was peinlich war. Sein Kopf wurde rot. Soll ich ihn weiter ärgern? Ich rutschte von der Theke und stellte mich vor ihn, zwischen seine Beine. Verwundert beobachtete er mich dabei. „Und dann hast du dir gedacht, ich bin betrunken und erlaube mir schweinereien." Ich sagte das lächeln und legte meine Hand auf seine. Er wurde immer roter. „Was?", fragte er kleinlaut. Wusste er es nicht mehr? Mein Herz machte einen Satz. Ich wollte ihn küssen. Es nochmal versigeln. Aber er wusste es nicht mehr. Ich schaute bedrückt nach unten. Dann spürte ich Patricks Hand an meinem Kinn. Er hob mein Kopf an und musterte mich. „War ich das?", murmelte er. Ich nickte vorsichtig. Jetzt schlich ihm ein leichtes schiefes Lächeln auf die Lippen. Er erinnerte sich eindeutig, denn er hatte seine Hände an meine Taille gelegt und mich näher an sich gezogen. Ich keuchte. „Patrick du hast...", wollte ich ihm von der gestrigen Situation erklären. Doch dann drückte er seine Lippen wieder auf meine. Und dieses Mal bei vollem Bewusstsein. Er meinte es ernst. Es war nicht der Alkohol gewesen. Ich legte meine Arme um seinen nackten Hals und erwiderte den Kuss. Er wurde wieder total innig. Die Schmetterlinge tanzten Walzer und ich spürte, wie Patrick in den Kuss reinlächelte.

Der Mann hinter der MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt