Kleinkind

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*Sicht Patrick*

„Was?", funkelte ich Sebastian ins Gesicht. „Du und Manu?", fragte er und kam etwas näher, damit wir besser reden konnten. Manu hatte sich an mich gelehnt. Stehen fiel ihm immer noch schwer. „Rewi, bitte behalt das alles für dich", flehte ich. „Ja klar aber seit wann bist du Schwul? Nicht das du mir damals was weggeguckt hast", lachte er.

Manu krallte sich in meine Brust. „Nein, habe ich nicht. Keine Sorge", gab ich zurück und lächelte. „Mir ist schlecht", jammerte Manu los. „Wir sollten nach Hause", sagte ich und hob ihn ein Stück hoch, damit er wieder gerade stehen konnte. Seine Beine hatten leicht versagt. „Soll ich helfen?", fragte Rewi, jedoch schüttelte ich meinen Kopf, nahm Manu auf den Arm und verließ das Gelände der Gamescom. Manu klammerte sich wie ein Koala an mich und wimmerte. „Patrick mir ist schlecht. Ich will nach Hause. Bitte." Immer und immer wieder. „Ich beeile mich", sagte ich und lief etwas schneller.

Der Heimweg war wirklich sehr beschwerlich. Meter für Meter wurde Manu schwerer, auch wenn er eigentlich ein Fliegengewicht war. „Wann sind wir denn da?", wollte er wissen und kuschelte seinen Kopf tiefer an meinen Hals, sodass sein Haar mich kitzelte. „Gleich", gab ich Kühl zurück. Er sagte nichts mehr. 

Schnaufend kam ich bei mir an der Wohnung an. „Ich lass dich mal runter. Ich muss aufschließen", sagte ich und ließ locker. Er rutschte von mir und flog auf den Boden. „Manu!", rief ich erschrocken und hob ihn auf. Er hatte Tränen in den Augen. Oh man. Ich presste ihn an meine Seite und schloss die Eingangstür auf. Dann hievte ich ihn die Treppe hoch und trat in meine Wohnung ein. Er setzte sich auf den Boden und lehnte seinen Kopf an die Tür des Badezimmers. „Du musst dich umziehen", sagte ich, beugte mich runter und zog seine Schuhe aus. Danach seine dünne Jacke und seine Mütze.

„Danke Patrick", flüsterte er. Ich lächelte kurz. „Deine Kontaktlinsen musst du aber selbst raus machen. Steh mal auf." Ich reichte ihm meine Hand und zog ihn auf seine Beine. Gemeinsam gingen wir ins Bad. Er holte seine Kontaktlinsen raus und setzte sich erschöpft auf die Badewannen kante. Er sah elendig aus. Ich machte Zahnpasta auf seine Zahnbürste und reichte sie ihm. Dankend fing er an sich die Zähne zu putzen, was ich jetzt auch tat. Reglos blieb er auf der Kante der Wanne sitzen. Ich seufzte. Er ist ja anstrengender als ein Kleinkind. Ich stellte mich vor ihn und griff den Saum seines Shirts. „Ich habe keine Lust auf Sex", jammerte er. „Ich will dir nur was anderes Anziehen. Entspann dich", sagte ich etwas gereizt und streifte ihm das Shirt über den Kopf.

Dann seine Hose runter. Seine Augen glubschten mich dabei die ganze Zeit an. Sein Grün war leuchtend und stachen auf mich ein. Dann griff ich nach einer Haarbürste und kämmte sein zerzaustes Haar. Er ließ es ohne ein Kommentar über sich ergehen. „Ab ins Bett du Alki", lachte ich, stützte ihn und zusammen gingen wir ins Schlafzimmer, wo er aufs Bett fiel und die Augen schloss. „Kommst du Kuscheln?", flüsterte Manu. Ich zog meine Klamotten aus und eine frische Jogginghose an, krabbelte zu ihm und deckte uns zu. Er rollte sich an meinen Bauch. „Ich trinke nie wieder Alkohol Palle. Das ist gar nicht cool", murmelte er. Es schien, als wäre er schon im Halbschlaf. „Bitte", sagte ich und küsste seine Stirn. Zufrieden brummte er. Dann verlangsamte sich sein Atem und er war eingeschlafen.

*Sicht Manuel*
Ein Tritt gegen mein Bein ließ mich aus dem Schlaf erwachen. Erschrocken blickte ich mich im Raum um. Licht schien durch das Fenster. Ich griff zu meiner Stirn und schaute neben mich, wo Palle mit offenem Mund schlief. Etwas Sabber lief ihm aus dem Mund. Ich musste grinsen. „Patrick?" Ich ruckelte sanft an seiner Schulter. Er machte seinen Mund zu und öffnete seine Augen leicht. „Guten Morgen", sagte ich und küsste seine Nasenspitze. „Morgen Liebling", lächelte er. Seine Haare standen wild in alle Richtungen ab.

Der Mann hinter der MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt