Beginnende Annäherung

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*Sicht Manuel*

Aufgeregt stand ich an der selben Stelle, wo wir uns vor Zwei Wochen getrennt hatten. Ich starrte gebannt auf den Eingang des Bahnhofes und hoffte bei jeder Person, dass er es ist. Erleichtert grinste ich, als ich Patrick erblickte, wie er mich suchte. Reglos beobachtete ich ihn. War ich echt so unscheinbar? Als er mich sah, kam er mit ausgestreckten Armen auf mich zu. Mit einer festen Umarmung begrüßte er mich. Er hob mich sogar mit Leichtigkeit ein Stück hoch. „Freu ich mich dich wiederzusehen", flüsterte er mir ins Ohr. Das flüstern ließ alles Kribbeln. „Ich freu mich erstrecht", schmunzelte ich und er ließ mich wieder auf den Boden ab. Dann nahm ich ihm eine Tasche ab und wir gingen zu mir.
Wieso war ich denn so furchtbar aufgeregt? „Hast du schon zu Mittag gegessen?", fragte Patrick und riss mich aus meinen Gedankengang. „Ehm, nö", antwortete ich und schloss meine Wohnung auf. Er ging direkt zum Sofa und setzte sich. Grinsend setzte ich mich zu ihm. Er fühlte sich wohl schon ganz wie zuhause. „Sollen wir was Bestellen? Ich habe irgendwie Hunger", gab er zu. Ich lachte. „Hast du das nicht immer?" Er verdrehte die Augen. „Ja schon." Wir lachten beide. „Ich bestelle schon was. Was willst du denn?", fragte ich und fischte schon mein Handy aus meiner Gesäßtasche.

Das Essen war wirklich lecker und Patrick verputzte sogar noch meine Reste. Er war wie so ein Hund, der alles übrig Gebliebene verschlang. Belustigt musterte ich ihn. Er sah heute wieder unglaublich gut aus. Seine Haare verwuschelt, sein Bart war unrasiert und seine Adern auf den Armen und Händen traten stark hervor. Ich musste aufpassen nicht zu sabbern. Er zog mich so an. Ich hätte nie gedacht das ein Tag mit Patrick mich so umwerfen würde.

Wir beschlossen, wieder etwas zu zocken. Es war abends und es dämmerte draußen. Ich zog die Gardinen zu und startete die Konsole. Ich bemerkte, wie Patrick mir immer näherkam. Stück für Stück rutschte er heimlich an mich ran. Was hatte er vor? Ich lächelte. Dagegen würde ich nichts einwenden. Als unsere Beine sich dann berührten, flatterte alles in mir.

*Sicht Patrick*

Ich wollte ihm nahe sein. Ich liebte ihn und irgendwie musste ich ihn doch beeinflussen können, sodass er vielleicht mir näherkommen will. Es ist klar, er ist nicht Schwul oder sonstigerlei. Doch ein versuch bringt ja keinen um. Vielleicht nur unsere Freundschaft. Ich zuckte. Ich würde unsere Freundschaft garantiert kaputt machen, wenn ich nur einen falschen Schritt machte. „Du Loser!", schrie Manu und warf die Arme in die Luft. Er hatte tatsächlich gewonnen. Ich kniff meine Augen zu und funkelte ihn Böse an. „Heul nicht", war seine Reaktion darauf, worauf ich sofort losprusten musste. Ich ließ mich gegen die Lehne fallen und hielt mir den Bauch vor Lachen. Ich war so glücklich wieder bei ihm zu sein.

Die Zeit rannte und es wurde immer dunkler. Meine Augen fingen so langsam an zu brennen und auch Manu wirkte Müde. Er rieb sich schon ab und an die Augen. „Schlafen?", fragte ich ihn gähnend. „Nur zu gerne", antwortete er und stand auf um alles auszuschalten. Ich begab mich derweil schonmal ins Bad. Dort starrte ich in den Spiegel. Einen weiteren Schritt wagen? Wir verstanden uns echt gut und ich bemerkte oft, wie verträumt Manuel mich ansah.

*Sicht Manuel*

Ich begab mich ins Schlafzimmer und zog mir frische Sachen an, schüttelte die Kissen fluffig und wartete, bis Palle wiederkam, damit ich endlich meine Blase entleeren kann. Als er kam, sprang ich sofort auf und rannte an ihm vorbei. Verblüfft schaute er mich dabei an. Was eine Erleichterung. Noch schnell Zähne putzen und die Haare zusammenbinden.

Patrick lag schon in die Kissen gekuschelt dort und klopfte neben sich, als ich vor dem Bett stand. Vorsichtig krabbelte ich unter die Decke und schmiegte mich an seine Seite. Atmen nicht vergessen. Ich schloss die Augen. Er hatte mich in den Arm genommen. So lagen wir nun da. Zwei Freunde, eng aneinander. Der eine verliebt und der andere nur zu nett um was dagegen zu sagen. Oder wollte er das auch?

Ich legte mein Bein um ihn und merkte seine Nackte Haut auf meiner. Wieder dieses Herzrasen. Ich lächelte. „Gute Nacht", flüsterte er und strich an meinem Rücken lang. Atemberaubend.

*Sicht Patrick*

Ich musste mir echt ein grinsen verkneifen. Viel zu Glücklich war ich in diesem Moment. Viel zu verliebt. Ich streichelte ununterbrochen Manus Rücken, bis er einschlief. Seinen Arm hatte er zum Schluss um meinen Bauch gelegt und ich griff nach seiner Hand. Seine dünnen Finger verschränkte ich mit meinen. Ich hielt seine Hand. Es wäre der perfekte Moment um ihn alles zu beichten. Aber es wäre ein Fehler. Er fühlte ja nicht wie ich. Ich schloss die Augen wieder. Ich war nur sein bester Freund mit dem er gerne kuschelte. Aber Freunde tun sowas doch normalerweise nicht? Also mit meinen anderen Freunden tat ich es nie. Ich drückte Manu einen Kuss auf den Hinterkopf, flüsterte "Du bist was ganz besonderes" und döste weg.

Der Mann hinter der MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt