LXII

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Haily's Sicht:

Shawn war die ganze Nacht an meinem Bett geblieben und hatte die ganze Zeit nicht meine Hand losgelassen. Liam hatte ihm sogar angeboten, dass er bei ihm schlafen könnte, als die Schwester die beiden raus schmeißen wollte, doch Shawn hatte so lange diskutiert bis die Schwester den Raum verlassen hatte.
In mir schrie alles. Mein Kopf schrie meinen Körper an sich endlich zu bewegen, doch nichts geschah. Es war schrecklich. Weiter spürte ich die Anwesenheit von Shawn und seinen ruhigen Atem neben mir. Er musste auf dem Stuhl neben meinem Bett eingeschlafen sein. Nach ziemlich langer Zeit hörte ich eine Schwester in den Raum kommen, jedenfalls denke ich, dass es eine war, und wie sie die Vorhänge aufzog. Ich hörte unmittelbar danach Shawn hochschrecken und stellte mir vor, wie verwuschelt seine Haare sein mussten.
,,Guten Morgen Schwester Ina.", murmelte er und ich bekam eine Hörprobe von seiner rauen Morgenstimme.
,,Guten Morgen Shawn.", antwortete sie und ich hörte ein Lächeln in ihrer Stimme.
,,Gibt es was Neues?", erkundigte sich Shawn.
,,Ihre Werte sind alle vollkommen normal. Wir wissen auch nicht was nicht stimmt. Fakt ist sie könnte jeden Moment aufwachen.", sprach sie ihm Mut zu und ich hörte, wie die Tür wieder auf und zu ging.
,,Dann werde ich solange warten. Scheiß auf die Tour.", hörte ich Shawn murmeln.
Nein! Er musste doch zu seiner Tour. Ich weiß auch gar nicht warum er hier ist. Was ist mit seiner Tour? Die hatte ich ganz vergessen.
,,Haily?", fragte er und ich hörte Hoffnung in seiner Stimme. Mir wurde bewusst, dass ich gerade mit einem Finger gezuckt hatte. Wieder versuchte ich meine Augen zu öffen, doch sie blieben wie sie waren. Ich hörte Shawn seufzen und den Stuhl leise knacken, als er sich zurück fallen ließ.
Shawn fing an zu summen. Ich erkannte die Melodie meines Liedes. Am liebsten hätte ich mit gesummt.

____♡____

Die Zeit verging. Shawn ging nur aus dem Raum, wenn Liam da war und auch nur, um das nötigste zu erledigen. Es war so frustrierend ihm nicht antworten zu können.
Verzweifelt versuchte ich immer wieder mich zu bewegen, meine Augen zu öffnen, doch nichts geschah. So blieb ich also liegen und hörte Shawns Monologen zu.

____♡____

,,Sie hätte schon längst aufwachen sollen.", murmelte Liam in dem Moment.
,,Ich weiß, aber-..", weiter kam Shawn nicht, da die Tür aufgestoßen wurde. Ich hörte das Bett und den Stuhl knarren, als sich beide zur Tür umdrehten.
,,Shawn wir müssen los. Deine freien Tage sind gezählt. Die USA und danach die ganze Welt wartet auf dich.", verkündete Andrew und ich hörte sein Lächeln in seinen Worten, die mir Bauchschmerzen bereiteten, da ich Shawns Antwort erahnen konnte.
,,Andrew ich werde nicht gehen."
,,Aber Haily ist doch jetzt....", setzte er an und ich hatte das Gefühl, als würde er jetzt erst realisieren, dass ich offensichtlich nicht bei Bewusstsein war.
,,Ist sie... Im Koma?", fragte Andrew und ich hörte ihn näher kommen.
,,Nein!", stieß Shawn etwas zu heftig hervor.
,,Sie hätte schon aufwachen sollen. Schon vor zwei Tagen, nur sie tuts nicht. Selbst die Ärzte kennen den Grund nicht.", erklärte Liam ruhig.
,,Aber Shawn wir können nicht einfach die ganze Tour abblasen.", meinte Andrew und ich merkte, wie sein Standhaftigkeit ins Wanken geriet.
,,Will ich ja auch gar nicht. Verschieben würde auch schon reichen.", meinte Shawn und ich spürte seinen Blick auf mir.
,,Shawn ich will mit dir unter vier Augen reden.", meinte Andrew und ging aus dem Raum, ließ aber die Tür offen.
,,Du bleibst hier?", wandte er sich an Liam.
,,Geh ruhig. Ich rufe dich sobald sich etwas ändern sollte.", meinte dieser. Ich hörte die Tür wieder zu schlagen. ,,Oh man Haily. Du brauchst wieder den großen Auftritt, oder?", fragte er und ich hörte sein trauriges Auflachen. ,,Shawn sieht echt schlecht aus. Er scheint nett zu sein. Er leidet. Genauso wie ich es tue. Bitte gib nicht auf."
Ich gebe alle paar Sekunden Befehle an meine Augen sich doch endlich zu öffnen oder meine Hände den Druck von Shawns Händen zu erwiedern und es passiert nichts. Was denkt er denn was ich hier mache? Däumchen drehen?
In dem Moment zuckte meine Hand, die Liam in seiner hielt.
,,Haily?", fragte er besorgt und ich hatte irgendwie ein Deja Vu. Hatten wir das nicht schonmal? Ich hatte mich aufgeregt und mein Finger hatte gezuckt?
,,Shawn!", schrie Liam durchs ganze Krankenhaus und ich hörte gleich drauf die Tür gehen. Hörte schnelle Schritte Richtung Bett und spürte wie meine andere Hand gedrückt wurde.
,,Ihre Hand hat gezuckt.", erklärte Liam und ich spürte drei erwartungsvolle Blicke auf mir, doch so sehr ich mich auch anstrengte. Es blieb bei der Reglosigkeit. Ich spürte an der Erschütterungen des Bettes, dass Liam sich wieder zurück fallen ließ und seufzte.
,,Ich dachte wirklich sie wacht auf.", murmelte Liam. Dann spürte ich wieder eine Erschütterung des Bettes und, dass Liam aufgestanden sein musste.
,,Ich gehe kurz frische Luft schnappen."
,,Wir reden noch.", hörte ich Andrew und beide gingen zur Türe raus. Dann war es still.
,,Ich hab davon geträumt. Im Flieger. Die Situation war ähnlich. Nur in meinem Traum bist du gestorben. Bitte tu mir das nicht an Haily. Ich kann nicht mehr ohne dich leben. Ich liebe dich doch.", sagte Shawn und ich spürte Tränen auf meine Hand tropfen. Er schluchzte. Mein Herz klopfte so schnell, wie noch nie zuvor. Es war komisch. Ich war noch nie so eingeschränkt gewesen, doch mein Herz schlug in diesem Moment am schnellst und stärksten. Ich nahm meine ganze Kraft zusammen und endlich. Ich konnte ganz leicht seine Hand drücken. Sein Schluchzen verstummte sofort.

Alles war still.

Jetzt oder nie! Schrie alles in mir.
Ich sah etwas Licht durch einen kleinen Schlitz zwischen meinen Liedern hindurch scheinen. Dann schaffte ich es die Augen halb zu öffnen. Ich schaute mich um. Am Rand meines Blickfeldes nahm ich war, dass draußen die Sonne schien und, dass es ungewöhnlich unordentlich in meinem Zimmer war, doch hauptsächlich hatte ich nur Augen für Shawn, der sich über mich beugte. Liam hatte recht. Er sah wirklich fertig aus. Er hatte Augenringe, seine Augen waren gerötet, seine Haare noch unordentlicher als sonst und in seinem Blick war eine gewisse Leere.
,,Ich dich auch.", flüsterte ich mit kratziger Stimme.
,,Was?", fragte er und ich sah wie sich erneut Tränen in seinen Augen bildeten.
,,Ich liebe dich auch.", wiederholte ich diesmal aber fester und drückte dazu seine Hand erneut.

Till the End- Shawn Mendes Ff *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt